Ich will, liebster Freund! weil ich ohnedem, bey der Mannichfaltigkeit der Gegenstände, wider Willen schon zu weitläuftig geworden bin, nicht alles berühren, was ich gesehen habe, sondern Ihnen nur das vorzüglichste noch davon sagen. Hieher gehöret vor allen andern die Ansicht eines schönen Landhauses nach dem Garten zu, das auf einer gemauerten Erderhöhung mit drey großen Freytreppen, und aus zwey Geschoß von zweyhundert Fuß lang nach ionischer Ordnung gezeichnet ist. Die mittlere Vorlage ist besonders gut, denn sie hat gekuppelte Säulen, drey Bogenthüren, und darüber ablang runde Fenster zur Erleuchtung des Saales; darüber herrschet ein Giebel nach alt griechischer Art, und die breite ganz gerade Freytreppe, mit beyderseitigen Postamenten und darauf liegenden Schnitzbildern giebt diesem Mittel das Ansehen eines antiken Tempels. Dieses ist von der Erfindung und Hand des jungen Pansen. Der junge Scheffel gab auch ein Landhaus, hundert und sechzig Fuß lang im Grund- und Aufriße, das nur aus dem Keller und Erdgeschoße bestehet, und daran das Hauptmittel nur korinthische Säulen zeiget, da das übrige ganze Haus nach heutiger Art, mit eingeblinteten Fenstern oder sogenannten Lesseen verzieret ist. Noch ein dergleichen nach dorischer Ordnung war von dem jungen Speck zu sehen. Alle diese drey jungen Baukünstler, von welchen wir vor dem Jahre nur Bogen- und Säulenstellungen hatten, haben sich auf solche Art sehr zu ihrem Vortheile gezeigt.
Unbekannt: Schreiben an den Herausgeber der N. B. der schönen Künste und Wissenschaften, die Gemälde-Ausstellung in Dresden vom vorigen Jahre (1768) am 5ten März betreffend
Schreiben über die Ausstellung der Dresdner Architectur-Akademie in den Jahren 1768 und 1769. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1769, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1768_1769.djvu/30&oldid=- (Version vom 20.10.2024)