in Stellung, Gewand, glücklichen Localfarben und durch die gute Haltung nicht zu überwinden sey.
Gleich darunter hieng am ersten. Tage der Ausstellung, das mit Geschmack gemalte Portrait eines wohlgebildeten Frauenzimmers, Mademoiselle Potit. Ein solcher Gegenstand von der Hand eines Künstlers, der der Natur in andern Fällen oft vielleicht nur zu getreu ist, war für viele zu reizend, um ihn nicht des folgenden Tages in dem Ausstellungssaale begierig wieder aufzusuchen. Dieses geschah, als mittlerweile in die Stelle jener vorgebildeten Jugend, und in die Rechte der Bewunderung ein andres Gemälde eingerückt war, das dem Künstler nicht weniger Ehre machte. Ich meyne das Brustbild des Herrn Prof. Lippert in häuslichem Anzuge, wie er eine Gemme oder Paste betrachtet. Ein historisch gehaltner Kopf und denkend! Wie empfehlend für andre Bildnisse und Modelle, die mehr als eine bloße Aehnlichkeit auf ihre Freunde und Nachkommenschaft bringen wollen!
Von Kupferstichen war hier diesesmal mehr vermuthet worden. Herr Prof. Camerata theilte nur das Bildniß des Rotari mit, nach dem eignen Gemälde dieses veronesischen Künstlers; Hr. Prof. Zucchi die priesterliche Einsegnung nach Crespi, eines seiner besten Kupfer, und Herr Prof. Canale das Bildniß eines englischen Herrn nach der Rosalba. Vom Herrn Wille sah man den l’ Observateur
Unbekannt: Schreiben an den Herausgeber der N. B. der schönen Künste und Wissenschaften, die Gemälde-Ausstellung in Dresden vom vorigen Jahre (1768) am 5ten März betreffend
Schreiben über die Ausstellung der Dresdner Architectur-Akademie in den Jahren 1768 und 1769. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1769, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1768_1769.djvu/12&oldid=- (Version vom 17.10.2024)