verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9 | |
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derselben und kann in Kellern, Brunnen und Höhlungen Erstickungen herbeiführen. Ist die angesammelte Schicht niedrig, so stirbt ein Hund, welcher den Raum betritt, während ein aufrecht gehender Mensch ungefährdet bleibt (daher der Name der „Hundsgrotte“ [s. d.] in Unteritalien). 1 Vol. Wasser absorbiert bei 0°: 1,797 Vol. K., bei 5°: 1,450 Vol., bei 10°: 1,185 Vol., bei 15°: 1 Vol., bei 20°: 0,9 Vol.; Alkohol absorbiert bei 0°: 4,33 Vol., bei 20°: 3 Vol.; auch in Äther ist K. leicht löslich. Bis zu einem Druck von 3 Atmosphären bleibt das bei 15° vom Wasser absorbierbare Volumen K. annähernd dasselbe, bei 7 Atmosphären nimmt Wasser aber nur 5 Vol. K. auf. Wenn man K. stark abkühlt und zugleich auf ein kleines Volumen zusammenpreßt, indem man sie mit Hilfe einer starken Druckpumpe in ein sehr festes, gut abgekühltes eisernes Gefäß treibt, so wird sie zu einer Flüssigkeit verdichtet (bei 0° unter einem Druck von 36 Atmosphären). Flüssige K. findet sich in mikroskopisch kleinen Bläschen in vielen Mineralien (Quarz, Topas, Saphir, Labradorit und in Augit, Olivin, Feldspat von Basalt und Basaltlava). Sie ist farblos, durchsichtig, leicht beweglich, vom spez. Gew. 0,947, dehnt sich beim Erwärmen sehr stark aus, ist wenig löslich in Wasser, mischbar mit Alkohol, Äther, Terpentinöl, siedet bei −78°, verdampft an der Luft äußerst schnell und entwickelt dabei so bedeutende Kälte, daß der noch flüssige Teil bald zu einer lockern weißen Masse erstarrt. Diese verdunstet viel weniger schnell als die flüssige K., gleitet bei leichter Berührung mit dem Finger infolge starker Gasbildung ab, erzeugt, auf die Haut gedrückt, eine Brandblase und Wunde, schmilzt bei −65°. Durch Verdunstung der starren K. an der Luft entsteht eine Temperatur von −78°; rascher verdampft ein Brei von starrer K. und Äther, und einen solchen, in welchem die Temperatur unter der Luftpumpe auf −110° sinkt, benutzt man als sehr kräftig wirkende Kältemischung. Flüssige K. erstarrt darin zu einer eisähnlichen Masse.
K. wird von kohlensauren, stärker von ätzenden Alkalien und Ätzkalk, Ätzbaryt etc., sehr lebhaft von einer lockern Mischung aus gleichen Teilen Ätzkalk und gepulvertem schwefelsauren Natron absorbiert; mit Kalium oder Magnesium erhitzt, wird sie unter Abscheidung von Kohlenstoff zersetzt; mit Kohle geglüht, gibt sie Kohlenoxyd; auch glühendes Eisen entzieht ihr Sauerstoff; leitet man sie über erhitztes Natrium, so entsteht oxalsaures Natron; mit Kalium gibt feuchte K. ameisensaures Kali. Gasförmige und in Wasser gelöste K. gibt mit Kalkwasser einen Niederschlag von kohlensaurem Kalk; ein großer Überschuß von K. löst aber diesen Niederschlag wieder zu doppeltkohlensaurem Kalk, und wenn man diese Lösung an der Luft stehen läßt oder erhitzt, so entweicht die Hälfte der K., und kohlensaurer Kalk scheidet sich aus. Das Gas, welches man gewöhnlich K. nennt, ist Kohlensäureanhydrid. Die eigentliche K. H2CO3 ist nicht bekannt, sie ist in der wässerigen Lösung des Kohlensäureanhydrids enthalten, aber so leicht zersetzbar, daß sie nicht isoliert werden kann.
Die K. spielt in der Natur eine große Rolle. Sie wird von den Pflanzen aufgenommen und unter dem Einfluß des Lichts in den chlorophyllhaltigen Zellen gleichzeitig mit Wasser unter Abscheidung von Sauerstoff in organische Substanz verwandelt. Denkt man sich ein Kohlehydrat als erstes Produkt dieses Prozesses, so erhellt dessen Bildung aus folgender Gleichung:
6CO2 | + | 6H2O | = | C6H12O6 | + | 12O |
Kohlensäure | Wasser | Zucker | Sauerstoff. |
Die Pflanzen atmen also K. ein und Sauerstoff aus, die Tiere dagegen atmen umgekehrt Sauerstoff ein und K. aus, und alle von den Pflanzen erzeugte organische Substanz wird durch den Stoffwechsel der Tiere, durch Verbrennung, Fäulnis und Verwesung, wieder in K. und Wasser verwandelt. Der tierische Körper sucht sich der in seiner Blutbahn gebildeten K. möglichst schnell zu entledigen; häuft sich die K. im Blut an, so entsteht sofort Gefahr, und wenn nicht schnell Hilfe geschafft werden kann, erfolgt der Tod. In bestimmter Konzentration eingeatmet, erzeugt K. Stimmritzenkrampf, daher die sofort eintretende Unmöglichkeit, in reiner K. weiter zu atmen. Beim Trinken von kohlensäurereichem Wasser scheint der Appetit angeregt zu werden, die Verdauung wird befördert, die Harnabscheidung gesteigert. Bei Einwirkung von K. auf die äußere Haut tritt Gefühl von Wärme und Behaglichkeit auf, Schweiß bricht aus, und es zeigen sich dieselben Erscheinungen wie beim Einatmen verdünnter K. (Schwindel, Kopfschmerz, Brechneigung, Dyspnoe); bei starker lokaler Einwirkung erfolgt zuletzt Anästhesie. Man benutzt kohlensäurereiches Wasser (Säuerlinge, künstliche Mineralwässer, Sodawasser) als kühlendes, durstlöschendes Mittel, bei verschiedenen Affektionen des Magens und der Respirationsorgane, äußerlich in Form von Bädern, Douchen gegen Rheumatismus, Lähmungen etc. Das Gas wird gegen chronische Katarrhe eingeatmet und äußerlich bei Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane, bei alten Geschwüren etc. benutzt; auch ist es als anästhetisches Mittel empfohlen worden. In der Technik dient K. zur Darstellung von Bleiweiß, Soda und doppeltkohlensaurem Natron, zum Saturieren der Runkelrübensäfte in der Zuckerfabrikation, zur Darstellung künstlicher Mineralwässer, als Feuerlöschmittel etc. Flüssige K., welche in schmiedeeisernen Flaschen in den Handel gebracht wird, dient zum Betrieb von Bierdruckapparaten und Dampffeuerspritzen, zur Darstellung künstlicher Mineralwässer und zur Verdichtung von Stahl- und Neusilberguß. K. wurde zuerst durch van Helmont von der gewöhnlichen Luft unterschieden. Black zeigte, daß sie von den Alkalien gebunden, fixiert wird, und nannte sie fixe Luft; Bergman gab 1774 eine vollständige Geschichte der Luftsäure, aber erst Lavoisier erkannte ihre chemische Natur. Vgl. Luhmann, Die K. (Wien 1885).
Kohlensäuresalze (Carbonate) finden sich zum Teil weitverbreitet in der Natur, und namentlich der kohlensaure Kalk bildet als Kalkstein, Marmor, Kreide, zum Teil in Verbindung mit kohlensaurer Magnesia (Dolomit), ganze Gebirge; bei niedern Tieren, Mollusken, Stachelhäutern, Krebstieren, bildet er das äußere Skelett. Die Kohlensäure H2CO3 bildet normale oder neutrale Salze, in welchen ein Metall (M) sämtlichen Wasserstoff (H) der Säure ersetzt (M2CO3), und saure Salze, in welchen nur die Hälfte des Wasserstoffs durch Metall vertreten ist (HMCO3), außerdem zahlreiche basische Salze von verschiedener Zusammensetzung. Von den normalen Salzen sind nur die der Alkalien in Wasser löslich; die sauren sind sämtlich löslich, aber man kennt nur die der Alkalien in fester Form. Die normalen Alkalisalze reagieren stark alkalisch und werden wie alle übrigen K. durch starke Säuren zersetzt, wobei die Kohlensäure unter Aufbrausen entweicht. Sie widerstehen hohen Temperaturen, während alle übrigen K. durch Erhitzen zersetzt werden (Kalkbrennen); die sauren verlieren äußerst leicht, selbst schon in Lösung; die Hälfte der Kohlensäure, und es scheidet sich dann das unlösliche normale Salz ab (Bildung von Süßwasserkalk). Die K.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 919. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0919.jpg&oldid=- (Version vom 3.10.2024)