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Seite:Meyers b8 s0340.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

mit denen die Luft in Berührung kommt. Bei der Konstruktion der Heizapparate verfolgt man denselben Zweck wie bei den gewöhnlichen Öfen: möglichst hohe Ausnutzung der erzeugten Wärme ohne Beeinträchtigung der gesundheitsgemäßen Beschaffenheit der zu erwärmenden Luft; im einzelnen aber weichen die verschiedenen Systeme erheblich voneinander ab. Der Feuerraum ist entweder für häufigere Beschickung berechnet, wie der gewöhnliche eiserne Ofen, oder nach Art der Schütt- oder Schachtöfen eingerichtet. Man isoliert ihn entweder in der Heizkammer, so daß nur der Heizkörper in dieselbe hineinragt, oder es befindet sich der ganze Ofen in der Heizkammer; stets aber erfolgt die Beschickung von außen. Der Feuerraum geht entweder ohne weiteres oder durch ein Zwischenstück in den Heizraum über. Dieser gestaltet sich koffer-, röhren- oder kastenförmig und wird gewöhnlich zur Vergrößerung der Heizflächen mit Rippen versehen. Am häufigsten besteht der Heizkörper aus einer Anzahl horizontaler oder besser vertikaler Schlangenrohre, welche von den Heizgasen durchströmt werden, während die zu erwärmende Luft in entgegengesetzter

Fig. 7.
Luftheizungsanlage.

Strömung die Röhren umspielt (Gegenstromheizung). Während die Oberfläche des Heizapparats nicht über 600° erhitzt werden darf, soll die Heizluft nicht über 55° erwärmt in den zu beheizenden Raum einströmen. Der Heizapparat wird im Haus möglichst tief und vertikal unter den zu beheizenden Räumen angelegt. Man erbaut die Kammer aus Backsteinen, womöglich mit Luftisolierschicht, und verstreicht die Fugen sorgfältig, läßt aber die Innenfläche ohne Putz. Die Einsteigeöffnung erhält eine gute Doppelthür. Bei hohen Heizkammern zieht man oberhalb des Heizkörpers eine horizontale Scheidewand, um eine Mischkammer zu erhalten, welche nach Bedarf eine Mischung der erhitzten Luft mit frischer kalter Luft ermöglicht. Die Kanäle, welche die kalte Luft zum Heizapparat (kalte Kanäle) und von diesem nach den beheizten Räumen (Heizkanäle) sowie wieder zurück nach dem Heizapparat (Zirkulationskanäle) und verunreinigte Zimmerluft ins Freie führen (Ventilationskanäle), sind von kreisförmigem oder quadratischem Querschnitt und so weit, daß die Ein- und Ausströmungsgeschwindigkeit nicht mehr als 1 m in der Sekunde beträgt. Sie sind mit Schiebern oder Klappen zum Ein- und Ausschalten versehen und so eingerichtet, daß sie sich leicht reinigen lassen. Der kalte Kanal muß aus undurchlässigem Material, z. B. aus Thonröhren mit sorgfältiger Muffenverdichtung, hergestellt werden und die Luft an einem reinlichen, geschützten Ort ansaugen. Am besten legt man zwei Kanäle an, die in entgegengesetzter Richtung verlaufen, und von denen man immer nur den einen benutzt, gegen dessen Mündung der Wind gerichtet ist. Die Heiz- und Ventilationskanäle müssen so gelegt werden, daß sie vor Abkühlung möglichst geschützt sind; es gelten für sie dieselben Regeln wie für den Bau der Schornsteine, und die Ventilationskanäle, welche über das Dach hinausgeführt werden, schützt man an der Mündung durch einen Aufsatz. Die Heizkanäle gehen vom obern Teil der Heizkammer aus, im Interesse der gleichmäßigern Verteilung der Heizluft aber läßt man die für die höhern Stockwerke bestimmten Kanäle, die enger sein dürfen als die Kanäle der Zimmer in den untern Stockwerken, etwas tiefer entspringen. Ist keine Mischkammer vorhanden, so kann man die Heizkanäle bis zur Sohle der Heizkammer herabführen und hier eine Einmündung für kalte Luft anbringen. Für jeden zu beheizenden Raum werden eigne Heizkanäle hergestellt. Die Ausmündungen der Kanäle bringt man in gewöhnlichen Zimmern 2–2,25 m, in höhern Sälen 3–4 m über dem Boden an; man erreicht aber eine befriedigende Verteilung der Wärme nur durch eine auf den Raum beschränkte Luftzirkulation im Sinn der Wirkung des Mantelofens: man gibt dem Heizkanal zwei übereinander liegende Mündungen, von denen die obere als eigentliche Ausströmungsöffnung dient, während in die untere die Zimmerluft lebhaft ausströmt, um mit der heißen Luft gemischt ins Zimmer zurück zu gelangen. Auch wird die Verteilung der Wärme schon wesentlich gefördert, wenn man vor der Einmündung der heißen Luft eine Platte nach Art eines Ofenschirms anbringt. Die Ventilationskanäle werden in den Zimmern bis auf den Fußboden herabgeführt und erhalten hier und unter der Decke eine Einströmungsöffnung. Zum gewöhnlichen Gebrauch dient die untere Öffnung, während man die obere benutzt, um in außergewöhnlichen Fällen heiße Luft schnell abzuführen; auch funktioniert sie außerhalb der Heizzeit als Ventilationsöffnung (Sommerventilation). Die Zirkulationskanäle bilden gewöhnlich Verlängerungen der Ventilationskanäle nach abwärts bis zur Sohle der Heizkammer. Die Abströmungsöffnung im Zimmer ist zugleich die untere Mündung des Ventilationskanals, und man läßt diese Öffnung mit Hilfe einer Doppelklappe je nach Bedarf bald in dem einen, bald in dem andern Sinn funktionieren. Solange die Zirkulationskanäle in Thätigkeit sind, bleiben auch die kalten Kanäle geschlossen. Die Luftzirkulation gewährt unstreitig erhebliche Ersparnisse, indes leidet dabei die Reinheit der Luft, wenn man sie nicht noch vor Benutzung des Zimmers unterbricht und alsbald die Ventilationsheizung in Gang setzt.

Fig. 7 stellt das Schema einer Luftheizanlage dar:

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0340.jpg&oldid=- (Version vom 2.10.2024)