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Seite:Meyers b8 s0339.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

die Luft auch von hinten zur Feuerung strömen kann. Ein Vorhang oder Schild regelt an der Kaminöffnung den Luftzutritt, verdeckt gleichzeitig die rußigen Kaminwände und kommt als Heizfläche in Betracht. Die Abzugsöffnung des Heizraums versieht man bisweilen mit einer Regulierklappe. Douglas Galton läßt die Verbrennungsgase in ein senkrecht aufsteigendes Rohr treten, und dies steht konzentrisch in einem weitern Rohr, in welches am Boden des Zimmers hinter dem Kamin frische kalte Luft einströmt, die sich hier erwärmt, aufsteigt und unter der Zimmerdecke, wo das weitere Rohr abgeschlossen ist, in das Zimmer tritt. Diese Kamine sollen 35 Proz. der vom Brennstoff entwickelten Wärme an das Zimmer abgeben. Alle Verbesserungen haben indes nicht hingereicht, den Kamin für Gegenden mit rauherm Klima genügend leistungsfähig zu machen; man benutzt ihn im Norden nur als Dekorationsstück und stellt zur Nachhilfe noch einen Ofen ins Zimmer, oder man vereinigt Kamin und Ofen in Einem Heizapparat als Kaminofen oder Halbofen. Ein solcher Apparat von Wille (Fig. 1 u. 2) besitzt einen gußeisernen Einsatz mit Korbrost a, die Feuergase gehen in einen kastenartigen Raum q, von hier in die Röhren g1g2 und endlich in das gemeinschaftliche Rauchrohr e. Der Kasten q verhindert die Kommunikation von g1 und g2 von unten und bewirkt durch die Erwärmung der Wand qq die Aspiration der Gase nach dem Rauchrohr. Die Luftzuführung zum Kamin wird durch Schieber lm, durch mit Schlitzen versehene Drehschieber h und endlich durch Stellung des eisernen Kaminvorhanges n reguliert. Der Kamin bedingt weiterhin dadurch, daß man frische Luft zwischen die Ummantelung der Heizröhre und in den Raum zwischen Kaminwand und Feuerkasten einführen kann, welche erwärmt nach oben in das Zimmer dringt, wesentlich ventilatorischen Effekt. Bei geeigneter Handhabung des Vorhanges und der Schiebervorrichtung kann auch die strahlende Wärme gemäßigt werden. Sehr häufig und vorteilhaft wird der Kamin mit einem Kachelofen verbunden und zwar so, daß man zwei getrennte Feuerungen, die am besten in zwei Schornsteine münden, herstellt. – Über die Öfen, welche für unser Klima sehr viel wichtiger sind als die Kamine, s. Zimmeröfen.

Sehr wesentliche Annehmlichkeiten bietet die Gasheizung, und man hat seit längerer Zeit versucht, sie wenigstens im kleinen zu verwenden. In Kaffeehäusern, Konditoreien, Restaurationen, Privatwohnungen, chemischen und technischen Laboratorien ist die Gasheizung vielfach eingeführt worden. Die leuchtende Gasflamme beschlägt alle kalten Körper, auf welche sie trifft, mit Ruß; wenn man aber das Gas, ehe es zum Brennen kommt, mit einer hinreichenden Menge von Luft vollständig mischt, so daß jedes einzelne durch die Hitze aus den Kohlenwasserstoffen ausgeschiedene Kohlenstoffteilchen alsbald die zur vollständigen Verbrennung zu Kohlensäure nötige Quantität Sauerstoff vorfindet, so erscheint die Flamme schwach blau gefärbt, und ein kalter Körper, welchen man in die Flamme hineinbringt, beschlägt sich nicht mit Ruß. Den Bunsenschen Brenner, wie derselbe in verschiedener Form angefertigt wird, zeigt Fig. 3. Bei a wird das Gas vermittelst einer vulkanisierten Gummiröhre eingeleitet. Bei d erhebt sich die blaue Flamme. Bei b befindet sich eine Öffnung, durch welche atmosphärische Luft von außen in den Brenner einströmen kann. Fig. 4 zeigt die Anordnung im Durchschnitt; das in a einströmende Gas tritt bei c in einen weitern Cylinder aus, in welchem es rasch emporsteigt. Dabei zieht es aber durch die Öffnungen bei b lebhaft Luft von außen an, und mit derselben mischt es sich vollständig in der Röhre cd, so daß das bei d ausströmende Gas von der äußern Luft zu seiner Verbrennung überhaupt nichts mehr bedarf. Die Weite der Öffnungen bei b muß in angemessenem Verhältnis stehen zu der Menge von Gas, welche verbrannt werden soll, damit die zureichende Menge Luft einströmen kann. Will man viel Gas verbrennen und eine starke Hitze entwickeln, so verbindet man mehrere, z. B. drei, solcher Brenner miteinander,

Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. 
Bunsenscher Brenner.

wie Fig. 5 zeigt; eine Vorrichtung wie Fig. 6 wird über den Brenner gestellt, um als Träger für das zu erwärmende Gefäß zu dienen. Insbesondere findet aber die Gasheizung Anwendung zu technischen Zwecken. Weiteres darüber s. unter Feuerungsanlagen, S. 215 ff.

Bei den Zentralheizungen unterscheidet man je nach dem Medium, welches die erzeugte Wärme von dem Heizapparat nach dem zu beheizenden Raum transportiert, Luft-, Wasser- und Dampfheizung. Wenn die Wasser- und die Dampfheizung in gleicher Weise wie die Luftheizung darauf eingerichtet sind, daß die einströmende frische Luft in einer Heizkammer an Wasser- oder Dampfröhren erhitzt und zur H. und Lüftung nach den zu beheizenden Räumlichkeiten durch Auftrieb gesandt wird, entsteht eine Wasser- oder Dampfluftheizung. Zum Unterschied von dieser nennt man die Luftheizung, bei der die Wärme nur durch das Material einer Wand von den Heizgasen auf Luft übertragen wird, Feuerluftheizung oder Zentralofenluftheizung.

Luftheizung.

Wenn die aus einem eisernen Mantelofen aufsteigende heiße Luft das Zimmer, in welchem der Ofen steht, zu stark heizt und man die Vorkehrungen trifft, diese heiße Luft in ein zweites, vielleicht auch noch in ein drittes Zimmer zu leiten, so hat man für die beiden letztern Luftheizung, und mithin besteht kein prinzipieller Unterschied zwischen Lokal- und Zentralofenheizung. Auch bei letzterer benutzt man eiserne Öfen, oder man erbaut den Heizapparat aus feuerfesten Materialien und Backsteinen. In diesem Fall wird zwar eine Überhitzung der Heizflächen vermieden und hält auch die Wärmeabgabe des Ofens etwas länger an, aber die Luftheizung verliert dadurch einerseits den Vorzug, daß sich ein Raum durch sie schnell erwärmen läßt, anderseits vermag sie damit dem hohen Wärmebedarf eines kalten Klimas oder außergewöhnlich kalten Winters nicht zu genügen. Man wird daher vorteilhaft einen eisernen Apparat bevorzugen und durch Auskleidung mit Schamotte das Glühendwerden der Flächen vermeiden,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0339.jpg&oldid=- (Version vom 2.10.2024)