verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8 | |
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außerdem aber hat sie große Bedeutung für die Reinhaltung der Luft in bewohnten Räumen. Wenn in letztern die Temperatur erheblich höher ist als im Freien, so findet eine ergiebige freiwillige Ventilation durch Fugen, Ritzen und Poren der Fenster, Thüren und Mauern statt. Dieser Luftwechsel sinkt aber auf ein Minimum herab, wenn die Temperatur in den Zimmern sich derjenigen im Freien nähert, und besonders im Winter, wenn in den ungeheizten Zimmern Thüren und Fenster beständig verschlossen gehalten werden. An den kalten Wänden verdichtet sich dann der ausgeatmete Wasserdampf, die Wände werden feucht, und es entwickelt sich ein charakteristischer übler Geruch, der selbst durch energisches Lüften nicht zu beseitigen ist.
Die H. kann aber auch eine Quelle von Verunreinigungen der Luft werden. Unbequem ist der Staub, welchen Stein- und Braunkohlen verursachen; Petroleum und Gas erzeugen leicht übeln Geruch, und wenn Leuchtgas unverbrannt aus der Leitung entweicht, so kann es Vergiftungen herbeiführen. Aus schlechten Feuerungsanlagen entweicht durch die Esse übermäßig viel Rauch, welcher für die Zimmerluft verhängnisvoll wird, weil er die Bewohner zwingt, das Lüften auf das bescheidenste Maß zu beschränken.
Viel wichtiger ist aber die direkte Verunreinigung der Luft in den beheizten Räumen durch aus den Heizapparaten entweichende Gase und Rauch, welche zu schweren Schädigungen der Gesundheit führen kann. Diese Verunreinigung entsteht bei schlechter Beschaffenheit oder ungeschickter Bedienung der Heizapparate sowie bei Fehlern in der baulichen Anlage der Feuerzüge, des Fuchses oder des Schornsteins.
Am bedeutsamsten ist die Rauchrohrklappe, welche zur Regulierung des Zugs und zum Abschluß des Ofens nach der Verbrennung des Heizmaterials dient. Der unvorsichtigen Benutzung dieser Klappe waren in Berlin 1876 mehr als 30 Todesfälle zuzuschreiben, während an Kohlenoxydvergiftung im ganzen 47 Personen starben, von denen nur 9 Selbstmörder waren. Wird die Klappe zu früh geschlossen, d. h. solange sich noch lebhaft glühende Kohle im Ofen befindet, so bildet sich bei beschränktem Luftzutritt reichlich Kohlenoxydgas, welches in den beheizten Raum entweicht und dann am gefährlichsten ist, wenn es sich frei von Rauch, also völlig geruchlos, entwickelt. Auch bei Öfen, welche nicht vom Zimmer aus geheizt werden, wird die Ofenklappe gefährlich; denn sobald die Verbindung der Züge mit dem Schornstein unterbrochen ist, entweichen die im Ofen entwickelten Gase auch durch alle Risse und Fugen, welche jeder Ofen in reichlicher Menge besitzt. Die Ofenklappe ist daher durchaus verwerflich, zumal die luftdichten Ofenthüren bei entsprechender Handhabung einen vollständigen Ersatz der Ofenklappe bieten und den großen Vorzug besitzen, daß die schlechteste Bedienung wohl einen mäßigen Verlust an Wärme, aber niemals eine Gefährdung der Gesundheit herbeiführen kann. Die Einwände, welche man gegen die luftdichten Ofenthüren erhoben hat, beruhen auf falschen Vorstellungen und Beobachtungen, häufiger noch auf dem Widerwillen gegen einen Kostenaufwand, der durch die Umänderung alter Einrichtungen entsteht.
Eine Gefährdung durch Kohlenoxydgas hat man auch bei eisernen Öfen angenommen, und zwar glaubte man, daß namentlich durch glühendes Gußeisen, auch bei gutem Zug des Ofens, Kohlenoxyd aus der Feuerung in die Zimmerluft diffundiere, und ferner, daß sich an dem glühenden Metall Kohlenoxyd bilde, sei es durch Zersetzung der Kohlensäure der Luft, sei es durch Oxydation des im Eisen enthaltenen Kohlenstoffs oder der Staubteilchen, welche der Luftzug gegen die glühende Fläche führt. Diese Angelegenheit ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen gewesen. Der Austritt von Kohlenoxyd aus eisernen Öfen in die Zimmerluft ist mehrfach behauptet und bestritten worden; wenn man aber auch die Möglichkeit zugeben will, daß aus dem Heizapparat Kohlenoxyd austrete, so kann doch von einer Gefährdung der Gesundheit durch dergleichen Kohlenoxyd keine Rede sein. Es handelt sich stets nur um sehr geringe Mengen von Kohlenoxyd, und diese werden durch die Zimmerluft und den fortwährend freiwillig stattfindenden Luftwechsel so stark verdünnt, daß der daraus resultierende Kohlenoxydgehalt der Luft ohne jeden Belang ist. Auch ist direkt erwiesen, daß sehr geringe Mengen von Kohlenoxyd ohne Schaden eingeatmet werden können (Tabaksrauch enthält erheblich mehr Kohlenoxyd als die Heizluft von gußeisernen Öfen), und selbst bei fortgesetzter Einatmung von kohlenoxydhaltiger Luft zeigen sich keine Nachteile, solange nur der Kohlenoxydgehalt eine gewisse Grenze nicht überschreitet. Immerhin bleibt es geboten, bei Anlage und Betrieb von Heizungsanlagen alle Sorgfalt und Vorsicht aufzubieten, um die Bildung und den Austritt von Kohlenoxyd zu vermeiden. Man wird namentlich auf das Auskleiden des Feuerungsraums mit feuerfestem Material und auf sorgfältige Reinhaltung der Heizflächen Sorgfalt verwenden müssen, zumal auch beim Erhitzen von Staub Geruch entsteht, welcher den Wert der Zimmerluft wesentlich herabsetzt. Die Belästigung durch Staub macht sich namentlich am Beginn jeder Heizperiode bemerkbar; bei Ventilationsheizungen aber, welche die Luft aus dem Freien in den beheizten Raum führen, gelangt mit dieser Luft auch viel Staub ins Zimmer, und man hat daher schon mehrfach die Luft durch trockne oder feuchte Gewebe filtriert oder mit einem künstlichen Regen gewaschen, bevor sie in den Heizapparat gelangt. Selbstverständlich muß die Luft an einer vor Verunreinigungen völlig gesicherten Stelle aufgesogen und dem Heizapparat in Kanälen zugeführt werden, welche eine Beimischung von Luft aus dem Boden (Grundluft) ausschließen.
Größte Beachtung verdient der Feuchtigkeitsgehalt der Luft, welcher für das Wohlbefinden von höchster Bedeutung ist. Dabei handelt es sich viel weniger um den absoluten Feuchtigkeitsgrad als um den relativen, d. h. um das Prozentverhältnis des absoluten Wassergehalts zum Sättigungsmaximum. Wenn 1 cbm Luft von 0° mit Wasserdampf gesättigt ist, also 100 Proz. relative Feuchtigkeit besitzt, so enthält die Luft 4,9 g Wasserdampf. Wird diese Luft nun in dem beheizten Raum auf 20° erwärmt, so füllt sie 1,07 cbm und enthält dann in 1 cbm nur noch 4,56 g Wasser. Bei 20° beträgt aber das Sättigungsmaximum 17,2 g pro Kubikmeter, und mithin beträgt der relative Feuchtigkeitsgrad der erwärmten Luft nur noch Proz. Solche Luft erscheint im beheizten Raum trocken und um so trockner, je lebhafter sie sich bewegt. Aus diesen Verhältnissen erhellt, daß die Beschaffenheit des Ofens mit der Änderung des Feuchtigkeitsgehalts der Luft beim Heizen zunächst gar nichts zu thun hat (daß speziell eiserne Öfen die Luft trocken machen, ist ein völlig unbegründetes Vorurteil), während man allerdings bei allen Ventilationsheizungen, bei denen die Luft sich lebhaft bewegt, die
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0336.jpg&oldid=- (Version vom 2.10.2024)