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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

umgewandelt und eine Unteroffizierschule errichtet, da gerade das Unteroffizierkorps eine der schwächsten Seiten des griechischen Heers ist.

An innerm Werte durch Ersatz und Ausbildung dem Landheer überlegen ist die Marine. Die Flotte, in zwei Geschwader geteilt, welche in gewöhnlichen Zeiten in Chalkis und Korfu stationiert sind, bestand 1882 aus 4 Panzerschiffen, 2 Kreuzern (seitdem wurden in England deren noch 4 zu je 400 Pferdekräften erbaut), 1 Korvette, 8 Kanonenbooten, 5 Avisos, 1 Jacht, 22 Torpedobooten und Minenlegern und 6 Segelschiffen. Diese Flotte sollte auf 200 Kruppsche Geschütze und 3000 (nach dem Zensus von 1879: 2244) Mann in Kriegsstärke gebracht werden, und in richtiger Erkenntnis des für die reichgegliederte und vieldurchschnittene Küste der griechischen Gewässer geeignetsten Verteidigungsmittels wurde in den letzten Jahren vorzugsweise das Torpedowesen entwickelt. Haupthafen und Arsenal ist Poros. Unter dem Marineministerium stehen eine Oberinspektion und Hafenkommandos, welche zugleich die Kontrolle der Seewehr führen; die Marine ergänzt sich zunächst durch Freiwillige, dann durch Auslosung aus den Bewohnern der „Seegemeinden“. Küstenbefestigungen bestehen in Nauplia, der einzigen wirklichen Festung Griechenlands, bei Patras, auf den Inseln Lipsokatoli u. Salamis; alles übrige stammt noch aus der venezianischen Zeit und hat keine Bedeutung mehr.

Das griechische Wappen zeigt in himmelblauem Feld ein schwebendes silbernes Kreuz, in dessen Mitte einen kleinen, von Silber und Blau geteilten Schild (s. Tafel „Wappen“). Die Landesfarben sind Himmelblau und Weiß. Die Flagge enthält fünf blaue und vier weiße abwechselnde Längsstreifen, in der obern linken Ecke das Wappen; die Handelsflagge die Streifen ohne das Wappen (s. Tafel „Flaggen I“). Ehrenzeichen sind: ein allgemeines Ehrenzeichen für die Befreiung Griechenlands und der Erlöserorden (s. d.). Hauptstadt des Landes und königliche Residenz ist Athen.

[Litteratur.] Zur Landes- und Volkskunde Neugriechenlands vgl. v. Maurer, Das griechische Volk in öffentlicher, kirchlicher und privatrechtlicher Beziehung (Heidelb. 1835, 3 Bde.); Pouqueville, La Grèce (Frankf. a. M. 1838); E. Curtius, Peloponnesos (Gotha 1851–52, 2 Bde.); Wordsworth, Greece, pictoral, descriptive and historical (neue Ausg., Lond. 1882); Tozer, Lectures on the geography of Greece (das. 1873); Neumann und Partsch, Physikalische Geographie von G. (Bresl. 1885); Hanson, The land of Greece (Lond. 1885); ferner, außer den Reisewerken von Greverus, Fiedler, Steub, Brandis, Hettner, Appert, Taylor, Dora d’Istria, Wyse etc.: About, La Grèce contemporaine (8. Aufl., Par. 1883); W. Vischer, Erinnerungen und Eindrücke aus G. (Basel 1857); Unger, Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in G. (Wien 1862); L. Roß, Erinnerungen und Mitteilungen aus G. (Berl. 1863); Jul. Schmidt, Beiträge zur physikalischen Geographie von G. (Leipz. 1864–70); Tuckerman, Greeks of to-day (Lond. 1872); B. Schmidt, Das Volksleben der Griechen (Leipz. 1871); F. v. Löher, Griechische Küstenfahrten (Bielef. 1876); Moraitinis, La Grèce telle qu’elle est (Par. 1877); Mansolas, La Grèce à l’Exposition universelle de Paris (das. 1878); Jebb, Modern Greece (Lond. 1880); Pervanoglu, Kulturbilder aus G. (Leipz. 1880); Reisehandbücher für G. von Bädeker (das. 1883) und Meyer („Der Orient“, Bd. 2, 2. Aufl., das. 1887). Karten: „Karten von Attika“ (hrsg. von Curtius u. Kaupert, Berl. 1881 ff.); „Generalkarte des Königreichs G.“ (1 : 300,000; 13 Blatt, Wien 1885).

Geschichte Neugriechenlands.
Griechenland im Mittelalter.

Die Geschichte des alten G. endete wie die Roms in der Zeit der Völkerwanderung. Vor den verheerenden Stürmen derselben ward G. weder durch seine südliche Lage noch durch die Macht des oströmischen Kaiserreichs geschützt. Nachdem seit 251 n. Chr. wiederholte Einfälle der Goten in Mösien und Thrakien stattgefunden, wurden 267 von den ins Ägeische Meer eindringenden Barbaren mehrere Inseln und Städte, wie Korinth, Sparta, Argos, Tegea und selbst Athen, erobert und verwüstet. Durch römische Legionen und Geschwader wurden diese Scharen zwar bald aufgerieben; doch wiederholten sich diese Einfälle der Barbaren in den nächsten Jahren, bis Kaiser Aurelianus die Balkanhalbinsel dadurch sicherte, daß er 274 das jenseit der Donau gelegene Dacien den Barbaren als zinspflichtigen Unterthanen überließ. G. blieb nun ein Jahrhundert hindurch von Einfällen derselben verschont. Erst infolge des Einbruchs der Hunnen in Europa 375 begannen diese von neuem. Schon 376 ward Thessalien von den Goten in eine Einöde verwandelt. 396 zog Alarich an der Spitze der Westgoten gegen G., öffnete sich durch Verrat die Thermopylen und verwüstete Lokris, Phokis und Böotien, ließ Athen unbehelligt und drang in den Peloponnes ein, wo er Korinth, Argos, Sparta einnahm und Olympia zerstörte. Von dem aus Italien herbeieilenden Stilicho 397 nach Norden zurückgedrängt, verwüstete er auf dem Rückzug noch Ätolien und Akarnanien, setzte sich im Hochland von Epirus fest und erzwang sich 398 vom Kaiser Arcadius den Oberbefehl in Illyrien, welche Statthalterschaft damals auch Achaia umfaßte. Nachdem er hier vier Jahre hindurch drückende Gewaltherrschaft ausgeübt, zog er zu weitern Thaten nach Westen. Nach dieser Verheerung erhoben sich nur die bedeutendern Städte, wie Korinth, Sparta, Argos, wieder aus den Trümmern; das flache Land blieb größtenteils verödet, und die Masse der Bevölkerung drängte sich immer mehr in den Seestädten zusammen. Des Hunnenkönigs Attila Plünderungszüge berührten bloß die Grenzen von Hellas. Auch die spätern Einbrüche der Ostgoten unter Theoderich (475) erstreckten sich bloß bis ins nördliche Thessalien, und durch die von Süden her über das Meer andringenden Vandalen unter Geiserich (466) wurden wahrscheinlich nur die Küsten von Hellas und der Peloponnes heimgesucht. Erst unter dem Kaiser Justinian I. ward G. (540) wieder von Bulgaren bis zum Isthmus geplündert und verheert. Die Slawen begannen 577 ihre Einfälle und setzten sich auch in einigen Gegenden auf kurze Zeit fest; in größern Zügen aber erschienen sie erst, seitdem unter Kaiser Heraklios die Stämme der Kroaten und Serben Dalmatien, Illyrien und Obermösien bis an die Grenze von Epirus besetzt hatten.

Das Christentum scheint anfangs nur geringe Verbreitung gefunden zu haben. Erst nach der Mitte des 2. Jahrh. wurden Christengemeinden in Thessalonich, Larissa, Athen, Korinth und auf Kreta zahlreich genug, um Verfolgungen über sich ergehen zu sehen. Das vom Kaiser Konstantin 312 von Mediolanum aus erlassene Toleranzedikt brachte auch den Christengemeinden in Achaia freie Religionsübung, doch keinen massenhaften Übertritt. Alle diese Gemeinden bekannten sich zu den Glaubensartikeln des Konzils von Nicäa, dem mehrere Bischöfe aus Achaia beiwohnten.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0705.jpg&oldid=- (Version vom 18.5.2023)