verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7 | |
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Der Cylinder ist in einem Rahmen angebracht, der aus zwei Stangen s1 und s2 und zwei dieselben an den Enden verbindenden Querstücken besteht. Auf diesen Stangen kann der Cylinder mit passenden Augen hin und her verschoben werden. Die eine der Stangen (s1) nun ist ihrer ganzen Länge nach mit Schraubengewinde versehen und eine an dem Cylinder drehbar befestigte Schraubenmutter darum gelegt. Wird daher die Mutter gedreht, so wird sie samt dem Cylinder auf der Stange s1 verschoben. Die Vorwärtsverschiebung beim Bohren wird in der Weise von der Maschine selbstthätig vorgenommen, daß die zweite, mit u auf- und niedergehende Sperrklinke x beim Niedergang das mit der Schraubenmutter verbundene Sperrrad R herumdreht, während sie leer aufwärts geht. Die Bohrmaschine wird mit dem Rahmen an einem wagenartigen starken Gestell derartig verstellbar befestigt, daß man nach allen möglichen Richtungen hin Löcher bohren kann. Unter den Drehbohrmaschinen gehört diejenige zu den hervorragendsten, welche 1876 von Brandt in Hamburg erfunden und beim Bohren verschiedener Tunnels der Gotthardbahn, des Sonnsteintunnels, in Spanien etc. verwendet
Fig. 3. | |
Brandts Gesteinsbohrer. | |
und höchst vorteilhaft gefunden wurde. Bei derselben wird statt komprimierter Luft Wasserdruck von 150 Atmosphären verwendet (hydraulische Gesteinsbohrmaschine) und zwar sowohl zum Drehen als Anpressen des Bohrers. Die Einrichtung geht aus Fig. 3 hervor. Der Bohrer b besteht aus einem Hohlcylinder, welcher am Ende fünf zugeschärfte Zähne besitzt und durch mit Bajonettverschluß eingeschobene Röhren verlängert werden kann. Im Cylinder c schließt der Bohrer mit einem Kolben ab, gegen den das Druckwasser wirkt, welches durch das Rohr p so zugeführt wird, daß es, durch ein Ventil reguliert, sowohl vor als hinter den Kolben treten kann, um auch den Bohrer aus dem Gestein herauszuziehen. Zur kontinuierlichen Drehung des Bohrers dienen zwei einander gegenübersitzende kleine Wassersäulenmaschinen l, welche eine mit Schnecke versehene Welle m drehen, so daß die Schnecke das an dem Cylinder c sitzende Schneckenrad n und somit den Bohrer dreht. Das hierzu erforderliche Druckwasser wird durch das Rohr o zunächst in das Ventilgehäuse g und von hier den Wassersäulenmaschinen zugeführt. Die letztern lassen sich längs der Platten k verschieben und dadurch mit dem Cylinder c und dem Bohrgestänge horizontal verstellen. Die vertikale Verstellung erfolgt mittels der Säule ir, welche sich unten und oben mit Klauen gegen Sohle und Decke des Bohrraums stemmt und das Bohrgestänge trägt. Letzteres ist mittels der Schraube s und Hülse t um i drehbar festgestellt. Das Stück i ist ein Hohlcylinder, welcher sich auf dem Cylinder r verschieben läßt. Indem nun durch den Schlauch p Druckwasser in den Cylinder i gelassen wird, schieben sich i und r auseinander und pressen sich und damit die Bohrmaschine fest. Das von den Wassersäulenmaschinen kommende Abwasser fließt mit einem Druck von 20 Atmosphären durch den Schlauch v und das Bohrgestänge zu den Bohrschneiden, um das Bohrmehl wegzuspülen. Vgl. außer den Werken über Tunnelbau (von Rziha, Zwick, Schön, v. Grimburg, Colladon u. a.): Sachs, Über Gesteinsbohrmaschinen (Aach. 1865); Stapff, Die Gesteinsbohrmaschinen (Stockh. 1869, die vollständigste Zusammenstellung); Angström, Gesteinsbohrmaschinen (deutsch von Turley, Leipz. 1874); Pupovac, Die Diamantbohrmaschine (Wien 1874); Riedler, Gesteinsbohrmaschinen und Luftkompressionsmaschinen (im Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876, das. 1877); Derselbe, Brandts hydraulische Gesteinsbohrmaschine (das. 1877).
Gestell, der untere verengerte Teil eines Schachtofens, namentlich eines Eisenhochofens, aus feuerfesten Steinen (Gestellsteinen) aufgebaut oder als sogen. Massengestell aus feuerfestem Thon und Quarzstückchen (Masse) aufgestampft.
Gestellsteine, Steine, aus denen das Ofengestell besteht, gewöhnlich Sandsteine mit thonigem oder quarzigem Bindemittel, Glimmerschiefer etc.
Gestellung, nach militärischem Sprachgebrauch die Vorstellung des Militärpflichtigen bei den Ersatzbehörden. Gestellungspflicht ist nach der deutschen Ersatzordnung (§ 24) die Pflicht der Militärpflichtigen, sich behufs Herbeiführung einer endgültigen Entscheidung über ihre Dienstpflicht vor den Ersatzbehörden zu gestellen. Jeder Militärpflichtige ist in dem Aushebungsbezirk gestellungspflichtig, in welchem er sich zur Stammrolle zu melden hat (s. Ersatzwesen). Im Zollwesen bezeichnet der Ausdruck die Vorführung zollpflichtiger Waren zum Zweck der zollamtlichen Abfertigung durch die Zollbehörde und Gestellfrist die Frist, innerhalb deren diese zu erfolgen hat.
Gestikulation (lat.), Gebärdenspiel, die Gesamtheit der unwillkürlich die Rede begleitenden und nach dem Sinn der ausgesprochenen Gedanken sich modifizierenden Bewegungen (Gesten), besonders der Arme und Hände; daher bei der Deklamation (s. d.) von Wichtigkeit. Gestikulator, Gebärdenredner, Gaukler; gestikulatorisch, durch Gebärdensprache ausgedrückt; gestikulieren, Gesten machen.
Gestion (lat.), Führung, Verrichtung, Verwaltung, namentlich vormundschaftliche Geschäftsführung; gestio pro herede, die stillschweigende Antretung einer Erbschaft, wobei jemand, ohne förmlich zu erklären, Erbe sein zu wollen, durch seine Handlungsweise, z. B. Verkauf von Erbschaftsstücken, Einziehung von Forderungen, Bezahlung von Schulden u. dgl., zu erkennen gibt, daß er sich als Erben betrachte und als solcher behandelt werden wolle.
Gestirn, s. v. w. Sternbild; auch ein einzelner Stern von besonderer Größe und Bedeutsamkeit.
Gestler, Bergrücken, s. Chasseral.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0255.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2023)