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Seite:Meyers b7 s0219.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

Die Feldgeschütze der größern europäischen Staaten.
  Deutschland Frankreich Italien Österreich Rußland Spanien England
leichtes
C/73
schweres
C/73
80 mm
C/77
90 mm
C/77
7 cm
C/74
9 cm
C/76
8 cm
C/75
9 cm
C/75
leichtes C/77 schweres C/77 8 cm
C/78
9 cm 16-Pfünder
C/74
13-Pfünder
C/82
12-Pfün­der 22-Pfün­der
Kaliber Millim.
78,5 88 80 90 75 87 75 87 87 106,7 78,5 87 94,4 76,2 76,2 89
Aufbau des Rohrs Mantelrohr Ringrohr Hart-
bronze
Mantelrohr Hartbronze Mantelrohr Hart-
bronze
Guß-
stahl
Mantelrohr
Rohrmetall Gußstahl Gußstahl, Ringe Gußstahl Gußstahl Stahl, Mantel aus Schmiedeeisen
Puddelstahl
Verschlußsystem Rundkeil Schraubenverschluß Rundkeil Flachkeil Rundkeil Rundkeil Vorderlader Schraubenverschluß
Rohrgewicht Kilogr.
390 450 425 530 300 492 299 487 438 617 372 516 609 406 545
Geschoßführung
Hartblei, Kupfer
in der Einführung
Kupferband Kupferringe Kupferringe Kupferband Kupferringe Bronze- Kupfer- Kupfer
Ailetten
Art der Granate Ringgranate Doppelwand Ringgranate Ringgranate Ringgranate Ringgranate einfache Doppelwand
Gewicht der Granate Kilogr.
5,07 7,0 5,825 8,015 4,20 6,70 4,309 6,397 6,9 12,5 4,60 6,40 7,343 5,89 9,98
Gewicht im Schrapnell Kilogr.
5,439 9,002 5,97 8,16 4,20 6,70 4,66 7,082 6,9 12,5 4,60 7,10 7,84 5,19
Füllkugeln im Schrapnell Stück
175 270 93 92 103 177 105 165 165 340 92 72 116 234
Geschützladung Kilogr.
1,25 1,50 1,50 1,90 0,85 1,45 0,95 1,50 1,396 1,841 1,25 1,50 1,361 1,42 1,814 3,4
Anfangsgeschwindigkeit Meter
465 444 490 455 421 454 422 448 442 373,4 490 455 411 486 538
Lebendige Kraft Meter
55,9 70,4 68,5 83,9 58 71,0 39,2 65,6 68,7 88,6 56,3 65,3 63,1 73,2 78,7 149,4
Schußweite der Granate Meter
6800 7000 7000 7000 5600 4500 4500 6400 5334 6000 6000 3800
Schußweite des Schrapnells Meter
3500 3500 5000 5000 2600 2800 2250 2250 3414 3200 2400 2400 3800
Geschütze der Batterie 6 6 6 6 8 8 8 8 8 8 6 6 6 6
Schußzahl der Batterie pro Geschütz 1522/3 1342/3 161,5 150,5 142 130 146 123 165 126 120 103 100 144

dann unter dem Dampfhammer geschmiedet. Das Ausbohren und Abdrehen der Rohre geschieht durch Bohrmaschinen und Drehbänke, das Ausschneiden der Züge auf einer Ziehbank mit Teilscheibe. Vor ihrer Ablieferung werden die Rohre in Bezug auf Abmessungen und Beschaffenheit des Metalls sorgfältig nach festgesetzten Vorschriften untersucht, nächstdem angeschossen, d. h. es werden eine bestimmte Anzahl Schüsse mit bestimmten Ladungen und Geschossen aus dem Rohr gethan, wobei gleichzeitig die Trefffähigkeit festgestellt wird. Die Bronze ist ihrer bedeutenden Zähigkeit wegen ein sehr geschätztes Geschützrohrmetall; dazu kommt, daß unbrauchbare bronzene Rohre sich mit geringer Entwertung des Metalls zum Neuguß wieder verwenden lassen; dagegen sind sie leicht zu beschädigen, büßen auch infolge baldigen Ausschießens durch Ausschmelzen des Zinns aus der Bronze nach und nach an Treffsicherheit ein. Zur Vermeidung der Zinnausscheidungen beim langsamen Erkalten des Gußstückes gießt man jetzt die Rohre, damit sie schnell erstarren, in eisernen Schalen. Der Herstellung von Geschützen nach dem Uchatiusschen Verfahren liegt gleichfalls der Guß in eisernen Schalen über einen Kern zu Grunde. Für die 8,7 cm Rohre wird die Seele auf 8 cm ausgebohrt und dann durch Hineinpressen von verschieden starken Stahlcylindern auf 8,7 cm erweitert. Die Bronze (92 Proz. Kupfer, 8 Proz. Zinn) nahe der Seelenwand erhält durch diese Verdichtung eine Festigkeit ähnlich dem Gußstahl, daher ihr Name Stahlbronze, und das Rohr in Bezug auf Widerstand beim Schießen ähnliche Eigenschaften wie die beringten Rohre (künstliche Metallkonstruktion). In Rücksicht auf ihre Billigkeit werden auch in Deutschland seit 1878 alle Bronzerohre nach diesem Verfahren hergestellt. Die Bronze wird hier aber Hartbronze genannt. Gußeiserne Rohre sind sehr billig, bieten aber den gegen früher sehr gesteigerten Geschützladungen gegenüber ungenügende Widerstandsfähigkeit und werden daher nicht mehr gefertigt. Das beste Geschützmetall für alle Geschütze ist der Gußstahl; seiner so ausgedehnten Verwendung steht nur sein hoher Preis entgegen. Durch Versuche und Rechnung ist nachzuweisen, daß bei Massivrohren (d. h. aus Einem Stück bestehenden) die äußern Schichten der Wandung durch den Gasdruck in viel geringerm Grad in Anspruch genommen werden als die innern, und zwar um so weniger, je größer die Metallstärke im Verhältnis zum Seelendurchmesser ist. Eine gleichmäßige Inanspruchnahme aller Schichten der Rohrwandung zum Widerstand gegen den Gasdruck wird dadurch erreicht, daß die äußern Rohrschichten die innern in einem von außen nach innen steigenden Druck zusammenpressen. Schiebt man auf eine cylindrische Röhre einen durch Erwärmen erweiterten Hohlcylinder, dessen innerer Durchmesser vorher (in kaltem Zustand) kleiner ist als der äußere der innern Röhre, so wird beim Erkalten diese zusammengedrückt, jener entsprechend ausgedehnt werden. Zieht man in ähnlicher Weise noch einen dritten Cylinder auf, so wiederholt sich dieselbe Wirkung. Auf diese Weise läßt sich bei richtiger Bemessung der Schrumpfmaße die Spannung der innern Schichten den obigen Grundsätzen gemäß regeln. Theoretisch wäre es vorteilhaft, dem Rohr möglichst viele Ringlagen zu geben; aus technischen Gründen und praktischen Erfahrungen empfiehlt sich deren Beschränkung auf 1–3 Lagen. Diesen Rohraufbau hat man die künstliche Metallkonstruktion und die nach ihren Grundsätzen gefertigten Rohre Ring- oder Mantelrohre genannt. Bei erstern bildet die

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0219.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2024)