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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

1848 zum Lehrer an derselben ernannt, 1859 als Professor und Direktor an die Tierarzneischule zu Hannover und 1870 wieder als Direktor an die Tierarzneischule in Berlin zurückberufen und gleichzeitig zum Geheimen Medizinalrat, 1873 auch zum ordentlichen Mitglied des Landesökonomiekollegiums und 1875 zum Mitglied der technischen Deputation für das Veterinärwesen ernannt. G. starb 29. Aug. 1877 in Berlin. Er schrieb: „Lehrbuch der allgemeinen Therapie der Haustiere“ (Berl. 1853; 2. Aufl., das. 1868); „Krätze und Räude“ (das. 1857); „Die Flechte des Rindes“ (das. 1857); „Gerichtliche Tierheilkunde“ (das. 1861, 2. Aufl. 1872); „Die Trichinen“ (das. 1866); „Die Rinderpest“ (das. 1867); „Maßregeln zur Verhütung der Rinderpest“ (Halle 1872, 2. Aufl. 1875); „Die Fleischkost des Menschen“ (Berl. 1875); in Gemeinschaft mit Leisering „Mitteilungen aus der tierärztlichen Praxis im preußischen Staat“ (das. 1854–59). Als Fortsetzung des „Magazins für Tierheilkunde“ gab er das „Archiv für wissenschaftliche und praktische Tierheilkunde“ heraus.

Gerlache (spr. scherlásch), Etienne Constantin, Baron de, belg. Staatsmann, geb. 26. Dez. 1785 zu Biourge im Luxemburgischen, studierte die Rechte und trat während der Kaiserherrschaft am Pariser Kassationshof mit vielem Glück als Advokat auf. Nach der Vereinigung Belgiens mit den Niederlanden ließ er sich als Rechtskonsulent in Lüttich nieder, ward Rat am Appellationshof und infolge mehrerer Schriften über das Steuer-, Zoll- und Gewerbswesen Belgiens 1824 Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten, wo er sich auf seiten der Opposition durch maßvolle Haltung, Rednertalent und politischen Blick auszeichnete. Beim Ausbruch der Revolution (1830) wurde er Mitglied der Lütticher Sicherheitskommission, sodann Präsident der Kommission, welche mit der Abfassung eines Verfassungsentwurfs beauftragt war. Nach Surlet de Chokiers Ernennung zum Regenten Belgiens zum Präsidenten des Kongresses gewählt, stand er an der Spitze der Deputation, die dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg die belgische Krone antrug, und nahm als Präsident der Repräsentantenkammer dem neuen König den Eid auf die Verfassung ab. Darauf ward er 1832 Präsident des Kassationshofs, in welchem Amt er seinen alten Ruhm als Redner und kenntnisreicher Geschäftsmann aufs glänzendste bewährte. Er war zugleich Direktor der belgischen Akademie der Wissenschaften und Präsident der belgischen Geschichtskommission. In den kirchlichen Fragen gehörte er zu den Häuptern des belgischen Ultramontanismus, dessen Interessen er in Rede und Schrift verfocht. Nachdem er 1869 in den Ruhestand getreten war, starb er 11. Febr. 1871 in Brüssel. Als Schriftsteller im historischen und politischen Fach hat er sich bekannt gemacht durch „Souvenirs historiques du pays et de la principauté de Liége“ (Brüss. 1825, 2. Aufl. 1842); „Révolution de Liége sous Louis de Bourbon“ (das. 1831); „Essais sur les grandes époques de notre histoire nationale“ (4. Aufl., das. 1880); „Histoire de Liége“ (das. 1843, 3. Aufl. 1875); „Études sur Salluste“ (das. 1847, 4. Aufl. 1880); „Histoire du royaume des Pays-Bas 1814–30“ (das. 1839, 3 Bde.; 4. Aufl. 1875) u. a. Seine „Œuvres complètes“ erschienen 1875 in 6 Bänden. Vgl. Juste, Le baron de G. (Brüssel 1870).

Gerlachsheim, Flecken im bad. Kreis Mosbach, unweit der Tauber und an der Linie Heidelberg-Würzburg der Badischen Staatsbahn, hat eine kath. Pfarrkirche, eine Taubstummenanstalt in dem 1803 aufgehobenen Prämonstratenser-Nonnenkloster, umfangreiche Weinberge und (1885) 1046 Einw.

Gerland, Georg, Linguist und Anthropolog, geb. 29. Jan. 1833 zu Kassel, daselbst gebildet, studierte seit 1851 in Marburg und Berlin und ward 1856 Gymnasiallehrer in Kassel, 1857 in Hanau, 1858 am Kloster zu Magdeburg, 1870 Oberlehrer am Stadtgymnasium zu Halle, 1875 Professor der Geographie und Ethnographie an der Universität zu Straßburg. Ursprünglich linguistischen Studien zugewendet, schrieb er: „Über den altgriechischen Dativ“ (Marb. 1859; fortgesetzt in Kuhns „Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung“, Bd. 9); „Versuch einer Methodik der Linguistik“ (Magdeb. 1863); „Intensiva und Iterativa und ihr Verhältnis zu einander“ (Leipz. 1869). Seine spätern Schriften beziehen sich auf die Anthropologie. Er bearbeitete Band 5 und 6 von Th. Waitz’ „Anthropologie der Naturvölker“ („Die Völker der Südsee, Mikronesier und nordwestliche Polynesier“, Leipz. 1870–71) und die zweite Auflage des ersten Bandes (1876). Außerdem erschienen von ihm: „Über das Aussterben der Naturvölker“ (Leipz. 1868); „Anthropologische Beiträge“ (Halle 1874, Bd. 1); „Atlas der Ethnographie“ (im „Bilderatlas“, Leipz. 1876). Seit 1876 liefert er auch die Berichte über ethnologische Forschung in dem von Behm begründeten, seit 1880 von Wagner herausgegebenen „Geographischen Jahrbuch“.

Gerle (Karrenbütte), in Neuchâtel Maß für Most, für Trestermost = 99,02, für Helles 73,125 Lit.

Gerle, Wolfgang Adolf, Schriftsteller, geb. 9. Juli 1781 zu Prag, Buchhändler daselbst, 1815–20 Redakteur der „Prager Zeitung“, entfaltete eine vielseitige, aber flüchtige und äußerliche belletristische Thätigkeit und endete durch Selbstmord 29. Juni 1846. Die erzählenden und beschreibenden heitern Bücher, die er (zum Teil als G. Erle, Konrad Spät, Hilarius Kurzweil) verfaßte, würden eine lange Liste füllen. Am bekanntesten wurden: „Korallen“ (Prag 1811); „Schelmufskys seltsame Abenteuer“ (Berl. 1821); „Novellen, Erzählungen und Märchen“ (Leipz. 1821); „Der kleine Phantasus“ (das. 1822); „Schatten- und Mondnachtsbilder“ (das. 1824). Um sein engeres Vaterland machte er sich verdient durch eine Sammlung „Volksmärchen der Böhmen“ (Prag 1819) und den „Historischen Bildersaal der Vorzeit Böhmens“ (das. 1829). Im Dramatischen war er am glücklichsten; mit Uffo Horn gemeinschaftlich gewann er 1837 einen in Stuttgart ausgesetzten Preis durch das Lustspiel „Die Vormundschaft“; mit Lederer schrieb er das vielgegebene Stück „Die kranken Doktoren“. Ferner erhielten sich: „Der Essighändler“, „Die Abenteuer einer Neujahrsnacht“ (nach Zschokke), „Das Liebhabertheater“ (nach van der Velde), „Oheim und Neffe“ (nach Holberg). Er bearbeitete auch Hans Sachs’ Schwänke sowie Calderonsche Stücke und übersetzte vieles.

Gerlos, Hochthal in Tirol, in der Fortsetzung des obern Pinzgaues, von dem gleichnamigen Flüßchen (das in die Ziller mündet) durchflossen, mit der Gerloswand (2200 m), dem Pfarrdorf G. (377 Einw.) und dem Gerlospaß (1457 m), Übergangspunkt vom Zillerthal ins Pinzgau.

Gerlsdorfer Spitze, höchster Gipfel der Hohen Tátra in Ungarn, 2659 m hoch.

Germ (Gärm), s. v. w. Hefe.

Germain (spr. schermä́ng), Sophie, Mathematikerin, geb. 1. April 1776 zu Paris, widmete sich frühzeitig ernsten und gelehrten Studien und errang 1816 durch ein Memoire, worin sie die Gesetze der Schwingungen elastischer Blättchen bestimmte, einen vom Institut

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0174.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2021)