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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

Geoffroy (spr. schoffrŏa), 1) Julien Louis, dramat. Kritiker, mit dem Beinamen „le Terrible“, geb. 1743 zu Rennes, dichtete die unaufgeführte Tragödie „La mort de Caton“, gewann dreimal den von der Universität ausgesetzten Preis in der Beredsamkeit, ward 1776 als Professor der Rhetorik am Collège Mazarin angestellt und leitete bis 1792 die Redaktion der „Année littéraire“ und des „Journal de Monsieur“. Beim Ausbruch der Revolution gab er mit dem Abbé Royou den antirevolutionären „Ami du roi“ heraus, der jedoch bald unterdrückt wurde, während G. selbst flüchten mußte. Nach dem 18. Brumaire nach Paris zurückgekehrt, übernahm er hier 1800 die Redaktion des Feuilletons im „Journal de l’Empire“ (dem spätern „Journal des Débats“), benutzte aber sein Talent und seine Stellung als Kritiker auf die nichtswürdigste Weise, so daß die achtbarsten Schriftsteller, Dichter und Schauspieler sich durch einen regelmäßigen Tribut gegen seine Angriffe zu sichern suchten. Er starb 26. Jan. 1814. Es fehlte ihm nicht an Geist und Witz, und wenn sein Stil oft grob und schwülstig ist, so sind seine Gedanken meist gesund und treffend. Sein „Commentaire sur le théâtre de Racine“ (Par. 1808, 7 Bde.) ist ohne Wert. Eine Sammlung seiner für das „Journal des Débats“ geschriebenen kritischen Aufsätze erschien unter dem Titel: „Cours de littérature dramatique“ (Par. 1819–20, 6 Bde.), ein Auszug daraus als „Manuel dramatique“ (1822).

2) Jean Marie Michel, franz. Schauspieler, geb. 1820 zu Paris, war erst Goldarbeiter, machte dann seine schauspielerische Lehrzeit bei einer Wandertruppe in den Umgebungen von Paris durch und trat 1838 im Théâtre du Gymnase auf. Später ging er nach Nancy, wandte sich von hier wieder an das Gaîtétheater zu Paris, bemühte sich aber vergeblich um ein Engagement und wurde endlich nach Italien verschlagen. 1840 erschien er mit Erfolg in fast sämtlichen Rollen Bouffés auf dem Theater zu Rouen und wurde 1844 am Gymnasetheater engagiert, zu dessen Hauptstützen er gehörte. Von den vielen Stücken, die ihm Erfolge brachten, nennen wir nur die auch in Deutschland bekannten: „Mercadet“ und „Die eine weint, die andre lacht“. Seit 1863 gehörte er dem Theater des Palais Royal an; er starb 6. Sept. 1883 in Paris.

Geoffroy Saint-Hilaire (spr. schoffrŏa ssängt-ilähr), 1) Etienne, Naturforscher, geb. 15. April 1772 zu Etampes (Seine-et-Oise), war für den geistlichen Stand bestimmt, wurde aber durch Brisson für die Naturwissenschaften gewonnen und erhielt 1793 die Professur der Zoologie am Pariser Pflanzengarten, der zur Zentrallehranstalt für die Naturwissenschaften erhoben worden war, machte 1798 die ägyptische Expedition mit und begründete das Institut von Kairo. 1809 wurde er Professor der Zoologie an der medizinischen Fakultät; 1810 ging er zu wissenschaftlichen Zwecken nach Portugal und brachte aus den dortigen Museen reiche Sammlungen zurück. Zoologie, vergleichende Anatomie u. Philosophie der Naturwissenschaften fanden einen unermüdlichen Forscher an ihm, der mit seinen Bestrebungen mehr der spekulativen deutschen als der materialistischen französischen Schule verwandt war. Die Grundidee, daß es in der Organisation der Pflanzen einen allgemeinen Plan gebe, der bloß in einigen Punkten modifiziert sei, um die Unterschiede der Gattungen herzustellen, eine Ansicht, die G. selbst das Prinzip typischer Einheit in der Organisation nannte, hielt er in allen seinen Werken fest und verteidigte sie mehrere Jahre hindurch mit vieler Schärfe namentlich gegen Cuvier. In den letzten Lebensjahren beschäftigte sich G. mit den organischen Mißbildungen und Mißgeburten und erhob die Lehre von denselben unter dem Namen Teratologie zur Wissenschaft. G. starb 19. Juni 1844. Er schrieb: „Philosophie anatomique“ (Par. 1818, mit Atlas); mit Cuvier: „Histoire naturelle des mammifères“ (das. 1820–42, 7 Bde.); „Sur le principe de l’unité de composition organique“ (das. 1828); „Des monstruosités humaines“ (das. 1822–34); „Cours de l’histoire naturelle des mammifères“ (neue Ausg., das. 1834); „Philosophie zoologique“ (das. 1830); „Études progressives d’un naturaliste“ (das. 1835). Er war auch Mitarbeiter an der „Description de l’Égypte“ und der „Galerie zoologique“. Eine Biographie schrieb sein Sohn Isidore (Par. 1847).

2) Isidore, Naturforscher, Sohn des vorigen, geb. 16. Dez. 1805 zu Paris, studierte Medizin, war erst Gehilfe am zoologischen Museum, dann Professor der Zoologie zu Bordeaux, seit 1841 als Nachfolger seines vom Amt zurückgetretenen Vaters Professor der Zoologie am Musée d’histoire naturelle, 1850 an der Fakultät der Wissenschaften zu Paris und 1844 Generaldirektor der Studien. Er starb 10. Nov. 1861 in Paris. G. schrieb: „Histoire des anomalies de l’organisation chez l’homme et les animaux“ (Par. 1831–37, 3 Bde.); „Études zoologiques“ (das. 1832–36); „Sur l’hermaphroditisme“ (das. 1833); „Essais de zoologie générale“ (das. 1840); „Histoire naturelle des insectes et des mollusques“ (das. 1841, 2 Bde.); „Histoire naturelle générale des règnes organiques“ (das. 1854–62, 3 Bde.); „Domestication et naturalisation des animaux utiles“ (6. Aufl., das. 1861); „Lettres sur les substances alimentaires“ (das. 1856) u. a. Nach den Noten seines Vaters gab er einige Teile der „Description de l’Égypte“ mit Brongniart u. a. heraus. Ferner lieferte er den naturhistorischen Teil zu Dupetit-Thouars’ „Voyage autour du monde“, besorgte eine Ausgabe von Buffons Werken und gab die Biographie seines Vaters heraus (1847). Großes Verdienst erwarb er sich durch Begründung der Akklimatisationsgesellschaft zu Paris.

Geogenīe (Geogonie, griech., „Erderzeugung, -Entstehung“), Bezeichnung der Theorien, durch deren Aufstellung die erste Entstehung der Erde zu erklären oder vorstellig zu machen versucht worden ist. Sie sind der Natur der Sache nach meist hypothetisch und der fernern wissenschaftlichen Diskussion unterworfen. S. Geologie.

Geognosīe (griech., „Erdkenntnis“), s. Geologie.

Geogonīe (griech.), s. v. w. Geogenie.

Geographenbai, Meerbusen des Indischen Ozeans, an der Südwestküste der Kolonie Westaustralien; am Südrand springt Kap Naturaliste vor. Aus den kleinen Häfen Bunbury, Lockville und Busselton bedeutende Ausfuhr von Holz von den Jarrah- und Sandelholzwaldungen der Darlingkette, wohin Schienenwege führen.

Geographentage, s. Geographische Kongresse.

Geographie (griech., „Erdbeschreibung“), s. Erdkunde.

Geographische Gesellschaften, Vereine zur Verbreitung und Erweiterung geographischer Kenntnisse, sind Kinder unsers Jahrhunderts. Allerdings hatten sie einen Vorläufer in der 1788 zu London gegründeten African Society, welche jedoch ihr erfolgreiches Streben nur auf die Erforschung Afrikas richtete. Aber ihr eigentliches Bestehen datiert erst von der Stiftung der Société de géographie zu Paris 1821. Seitdem breiteten sie sich über alle Kulturländer

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0125.jpg&oldid=- (Version vom 14.3.2022)