verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5 | |
|
Halbedelsteine werden gefärbt, indem man sie mit verschiedenen Chemikalien behandelt (vgl. Achat).
Man unterscheidet an jedem geschliffenen Stein die Zone des größten Durchmessers, die Rundiste, in welcher der Stein gefaßt wird. Was über diesem Rand liegt, heißt Oberteil (Krone, Pavillon), was unter demselben liegt, Unterteil (Külasse). Die Hauptformen sind folgende: 1) Beim Brillanten nimmt der Oberteil 1/3, der Unterteil 2/3 der ganzen Höhe des Steins ein und ist ersterer von einer zwei- oder dreifachen Reihe von Facetten (zwei- oder dreifaches Gut) eingeschlossen. Fig. 1–3 Brillant in quadrierter, 4 u. 5 in ovaler, 6 u. 7 in runder Gestalt. Die obere, der Rundiste parallele Fläche (Tafel) hat 4/9 vom Durchmesser der Rundiste, die untere Fläche 1/5 vom Durchmesser der Tafel. Bedingt die Brillantform zu großen Materialverlust, so schleift man 2) eine Rosette (Rose, Rautenstein), welche sich über einer runden oder elliptischen Grundfläche pyramidenförmig mit meist dreiseitigen Facetten erhebt (Fig. 8 u. 9). Aus sehr flachen Steinen schleift man 3) den Tafelstein (Fig. 10 u. 11) mit plattem Ober- und Unterteil und wenigen niedrigen Randfacetten. 4) Der Dickstein (indischer Schnitt, Fig. 12 u. 13) hat im wesentlichen die Form des Brillanten. Bisweilen sind die Kanten, welche von der Rundiste nach der Tafel führen, abgestumpft, so daß der Stein oben acht Facetten erhält (Fig. 14 u. 15). 5) Bei dem Treppenschnitt laufen die Facetten gegen die Tafel und die Kalotte des Steins hin immer abnehmend in Stufen zu (Fig. 16–19). Bei dem Schnitt mit doppelten Facetten (Fig. 20 u. 21) zeigt der Oberteil zwei Reihen dreiseitiger Facetten. Jede Reihe besteht aus zweierlei Facetten, die nebeneinander liegen und die Spitze nach aufwärts oder abwärts richten. Auf dem Unterteil befindet sich der Treppenschnitt. Außer diesen Formen gibt es noch eine Reihe zusammengesetzter Gestalten, die je nach der Natur des Edelsteins bevorzugt werden. Die Art, wie die geschnittenen Steine in Schmucksachen eingesetzt werden, nennt man die Fassung. Ganz fehlerfreie, durchsichtige E. faßt man à jour, wobei der Stein nur an der Rundiste befestigt wird und Oberteil und Unterteil frei bleiben. Wo auf sichere Befestigung nichts ankommt, ist diejenige Art der Fassung à jour am besten, wo der Stein frei schwebend nur durch einzelne Krallen gehalten wird (in Krappeln gefaßt ist). Zum Fassen der weißen, wasserhellen Steine ist Silber und noch mehr Platin vorteilhafter als Gold. Die Fassung im Kasten, bei welcher der Unterteil ganz eingehüllt wird, gewährt den Vorteil, mit minder vollkommenen Steinen durch Färbung des Kästchens, Unterlegen von Zinn-, Gold- oder Silberfolie größere Effekte zu erzielen und kleine Riffe, Trübungen etc. zu verdecken. Oft umgibt man größere Steine in der Fassung mit kleinern (Karmoisieren), um Farbe oder Glanz des Hauptsteins zu erhöhen. Die Kostbarkeit der E. hat allerlei Täuschungen veranlaßt; besonders hat man wertvolle E. mit minder wertvollen vereinigt und diese Dubletten so gefaßt, daß nur der kostbarere Stein beim Beschauen in Betracht kam. Man unterscheidet echte Dubletten, wenn Ober- und Unterteil aus echten Edelsteinen bestehen; halbechte, wenn der Oberteil echt, der mit Mastix angeklebte Unterteil aber Quarz oder Glas ist; unechte, bei welchen der Oberteil Bergkristall oder Glasfluß, der Unterteil gefärbtes Glas ist; Hohldubletten, bei welchen der Bergkristall des Oberteils halbkugelförmig ausgehöhlt, mit gefärbter Flüssigkeit gefüllt und durch ein Kristallblättchen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0314.jpg&oldid=- (Version vom 21.12.2024)