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Seite:Meyers b5 s0310.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

Münzvorräte (nicht der Ausmünzungen) beruht, folgendes summarisches Resultat:

  Gold Silber
in 1000 Kilogr. Wert
Mill. Mk.
in 1000 Kilogr. Wert
Mill. Mk.
Edelmetallproduktion im Zeitraum 1831–80 6357 17736 57270 10309
Monetarer Vorrat:        
 zu Anfang des J. 1831 800 2232 46000 8280
 zu Ende des J. 1880 4720 13170 46700 8406
Monetare Vermehrung im Zeitraum 1831–80 3920 10938 700 126

Wie schon in dieser Periode, so hat speziell in den letzten drei Jahren der Bestand an Goldmünzen viel intensiver zugenommen als derjenige an Silbermünzen; Anfang 1884 lagen die Verhältnisse wie folgt:

Monetarischer Edelmetallvorrat (in Millionen Mark).
Länder Gold
in Münzen und Barren
Silber
in Münzen und Barren
Zusammen
Ende 1880 Anfang 1884 Ende 1880 Anfang 1884 Ende 1880 Anfang 1884
Großbritannien und Irland 2503 2465 389 398 2892 2863
Verein. Staaten 1576 2600 640 1159 2216 3759
Frankreich 3893 3520 2514 2880 6407 6400
Belgien 181 288 269 240 450 528
Schweiz 84 56 62 62 146 118
Italien 167 584 188 232 355 816
Deutschland 1450 1572 887 892 2337 2464
Skandinavische Länder 83 139 47 43 130 182
Niederlande 84 66 243 252 327 318
Übriges Europa 1540 1200 1600 1700 3140 2900
Brit. Kolonien (ohne Indien) 500 500 70 70 570 570
Sonstige Länder 1109 1109 1491 1491 2600 2600
Zusammen: 13170 14099 8400 9419 21570 23518

Aus diesem Vergleich ersieht man, daß sich in den letzten vier Jahren der Bestand an Goldmünzen gegenüber der abnehmenden Gewinnung dieses Edelmetalls relativ rascher vermehrt hat als der Silbermünzenvorrat im Verhältnis zur steigenden Gewinnung dieses letztern Metalls.

Nach den Erfahrungen, welche in England, der Schweiz, in Frankreich und Deutschland gesammelt wurden, ist die durchschnittliche jährliche Abnutzung der Goldmünzen auf 1/5 pro Mille und jene der Silbermünzen auf 1 pro Mille anzusetzen. Bei dem monetaren Vorrat von etwa 14 Milliarden Mk. oder 5 Mill. kg Gold und 9,5 Milliarden Mk. oder 52,8 Mill. kg Silber würde der Abgang durch die mit der Zirkulation verbundene Abnutzung der Münzen und kleine Verluste auf etwa 1000 kg Gold und 52,800 kg Silber jährlich zu schätzen sein. Die zivilisierte Menschheit konsumiert also alljährlich einen Wert von ungefähr 12 Mill. Mk., welche unwiederbringlich verloren, in feinster Staubgestalt in alle Winde zerstreut sind oder an tausend Händen und Zahltischen haften bleiben.

Der zweite Faktor des Bedarfs der E. liegt in dem Abfluß derselben nach dem Orient. Noch im 17. und 18. Jahrh. strömte Gold von den Ländern des Orients regelmäßig nach Europa; seit den 30er Jahren unsers Jahrhunderts wird umgekehrt regelmäßig ein Überschuß von Gold aus dem Westen nach dem Osten abgegeben. Das Silber jedoch ist stets zu einem regelmäßigen Mehrabfluß von den Ländern der abendländischen Kultur nach Ostasien bestimmt gewesen. Von 1550 bis 1830 schätzt man die gesamte nach dem Orient gesendete Menge auf 55,5 Mill. kg oder nahezu 10 Milliarden Mk. Silber. Von 1830 bis 1850 wurde dieser Abfluß relativ vermindert, trotzdem nahm sowohl die Ausfuhr von Gold als namentlich diejenige von Silber nach Britisch-Indien, Ceylon, Siam, China und Japan einen ganz wesentlichen Einfluß auf die Preise der E. und deren Wertrelation.

Der vorzüglichste Abfluß ist derjenige nach Ostindien, indem dort die Geldwirtschaft (reine Silberwährung) an Stelle des Naturalverkehrs zu treten begann, die Zirkulationsadern also teilweise bereits mit Metallgeld ausgefüllt werden mußten und voraussichtlich auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiterer Bedarf von Edelmetallen für den Geldumlauf vorhanden sein wird. Überdies sind in Ostindien lange Zeit große Aufspeicherungen (Thesaurierungen, Vergraben) von Silber und Gold vorgenommen worden, und auch der Verbrauch zu Schmuck und Geräten ist nicht unbedeutend. In den Jahren 1800 bis 1883 sind überhaupt ca. 6,1 Milliarden Mk. in Silber (nahezu die Hälfte der gleichzeitigen Produktion) und 21/2 Milliarden Mk. Gold nach Ostindien allein verschifft worden. Außer Ostindien beziehen auch China und Japan und zwar sowohl über Europa als direkt von den pazifischen Häfen Amerikas und aus Australien Gold und Silber.

Nach den Zusammenstellungen in „Westwood Thompson’s Indian Circular“ betrug der registrierte Edelmetallexport aus England und den Häfen des Mittelmeers nach dem Orient:

  Gold Silber
1861–70 jährlich 79,6 Mill. Mark, 173,3 Mill. Mark
1871–80 jährlich 60,5 148,8
1881 50,7 090,7
1882 70,2 169,8
1883 38,7 144,5
1884 83,6 173,4

Diese Aufstellungen schließen die direkten Edelmetallsendungen aus San Francisco, Australien und auf dem Landweg über Kiachta nach China nicht ein.

Der dritte Faktor des Verbrauchs von Edelmetallen liegt in dem regelmäßigen Konsum in den Kunstgewerben und Industrien. Man ist durch sorgfältigere Untersuchung in neuerer Zeit zur Überzeugung gelangt, daß durch die Verwendung von Gold und Silber zu technischen und industriellen Zwecken, d. h. insbesondere zu Schmucksachen, Geräten, echten und unechten Bijouterien, Metallkompositionen in den verschiedenen Kunsthandwerken, in der Galvanoplastik, Photographie etc., ein viel größerer Teil der jährlichen Ausbeute stetig absorbiert wird, als bisher angenommen wurde. Soetbeer veranschlagt diesen Verbrauch, wie aus der folgenden Tabelle (S. 311) ersichtlich ist.

Diese Schätzungen sind eher zu niedrig als zu hoch gegriffen, wenigstens haben direkte Umfragen, welche der Münzdirektor H. Burchard in den Vereinigten Staaten 1883–84 einleitete, den industriellen Verbrauch dort sogar auf 20–22,000 kg Gold und 120,000 kg Silber, allerdings ohne Rücksicht auf die Wiederverwendung alten Materials, ergeben. Man macht sich daher gewiß keiner Übertreibung schuldig, wenn man den industriellen Nettoverbrauch von Gold auf jährlich 84,000 kg (234,3 Mill. Mk.) oder mehr als die Hälfte alles jetzt jährlich gewonnenen Goldes und den Verbrauch von Silber auf 450–500 Mill. kg (81–90 Mill. Mk.) oder etwa ein Fünftel der gleichzeitigen Produktion annimmt.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0310.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2024)