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Seite:Meyers b2 s0179.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

an Caserta, zerfällt in die drei Kreise A., Ariano und Sant’ Angelo de’ Lombardi und ist 3649 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 3034 qkm = 55 QM.) groß mit (1881) 392,619 Einw. Die Provinz ist fast ganz gebirgig und enthält den Hauptzug der Apenninen, welcher die Wasserscheide zwischen den Zuflüssen des Adriatischen und Tyrrhenischen Meers bildet. Zum erstgenannten Meer fließen der Ofanto, Carapella und Cervaro, zum Tyrrhenischen Meer hauptsächlich der dem Volturno zuströmende Calore. Der Boden ist trotz seines gebirgigen Charakters vollständig angebaut und bringt als Hauptprodukte Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Wein, außerdem Oliven, Obst, Hanf und Krapp hervor. Der ehemals bedeutende Waldstand ist bereits sehr gelichtet, die Viehzucht (namentlich die Schafzucht) dagegen recht ansehnlich. Die Provinz enthält auch zahlreiche Mineralquellen. Wenig entwickelt ist bisher die gewerbliche Industrie. Die gleichnamige Hauptstadt, in fruchtbarer, aber ungesunder Gegend im Quellgebiet des Sabato gelegen, mit Neapel durch Eisenbahn verbunden, hat ein großes ehemaliges Zollgebäude, ein Lyceum, Theater, Industrie in Leinwand, Papier, Hüten und Salami und (1881) 16,376 Einw. Berühmt seit dem Altertum sind die Haselnüsse von A. (nuces abellinnae). A. ist Sitz eines Bischofs und eines Präfekten. Das alte Abellinum lag 7 km davon bei dem jetzigen Ort Atripalda (s. d.). Die heutige Stadt wurde 887 gegründet und war zuweilen Residenz Kaiser Friedrichs II. In der Nähe auf hohem Berg liegt das berühmte Wallfahrtskloster Monte Vergine.

Avellīno, Francesco Maria, ital. Archäolog, geb. 1788 zu Neapel, widmete sich der Rechtswissenschaft, wandte sich aber frühzeitig der Archäologie, namentlich der antiken Numismatik, zu. Er erhielt den Lehrstuhl der griechischen Litteratur an der Universität zu Neapel, leitete 1809–15 die Erziehung der Kinder Murats, war dann wieder als Advokat thätig, ohne jedoch sein Lehramt aufzugeben. Vielmehr wurden ihm hier auch noch rechts- und staatswissenschaftliche Fächer zugeteilt. Im J. 1839 wurde er Direktor des ehemaligen Bourbonischen (jetzt National-) Museums in Neapel und zugleich mit der Oberaufsicht über die Ausgrabungen betraut. Er lieferte gehaltreiche Beiträge zu dem 1824 begonnenen Prachtwerk „Real Museo Borbonico“ und katalogisierte die Münzsammlung jenes Instituts. A. starb 1850. Seine archäologischen Arbeiten betreffen vorzugsweise pompejanische Ausgrabungen. Seine zahlreichen Schriften sammelte er zum Teil selbst in den „Opuscoli diversi“ (Neap. 1831–36, 3 Bde.). Auch leitete er das „Bulletino archeologico Napoletano“ (Neap. 1843–48, 6 Bde.).

Ave Marīa (Angelica salutatio, Engelsgruß, d. h. der Gruß des Engels Gabriel an Maria, nach Luk. 1, 28), beliebtes Gebet der Katholiken an die Jungfrau Maria, benannt nach den lateinischen Anfangsworten und deutsch also lautend: „Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir : du bist gebenedeit unter den Weibern : und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus Christus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitt’ für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unsers Todes. Amen!“ Als dem Vaterunser gleichgestelltes Laiengebet kommt das A. mit dem erweiterten Mariendienst seit dem 11. Jahrh. vor und zwar in der Form des Engelsgrußes Luk. 1, 28, womit dann die Worte der Elisabeth Luk. 1, 42 verbunden wurden. Urban IV. fügte 1261 noch die Worte „Jesus Christus, Amen“ hinzu. Johann XXII. befahl 1326, das A. täglich dreimal, morgens, mittags und abends, zu beten und jedesmal das Zeichen dazu mit der Glocke zu geben (Ave Maria- oder Angelusläuten). Die Worte „Heilige Maria etc.“ kamen erst 1508 hinzu. Das Beten des A. geschieht nach den kleinen Kugeln des Rosenkranzes, welche deshalb auch schlechthin A. heißen. S. Rosenkranz.

Avempace (eigentlich Ibn Badscha), der frühste Philosoph unter den spanischen Arabern, geboren zu Saragossa gegen das Ende des 11. Jahrh., lebte als Arzt in Marokko am Hof der Almorawiden, starb 1138 in hohem Alter zu Fes. Als Philosoph hat er außer Kommentaren zu den Schriften des Aristoteles ein Buch über „Die Leitung des Einsamen“ verfaßt, in welchem von den Stufen der Erhebung der Seele von dem mit den Tieren gemeinsamen Instinkt zu dem von der Sinnlichkeit befreiten und durch diesen zur Teilnahme am göttlichen Intellekt gehandelt wird.

Avēna, s. Hafer.

Avenches (spr. awāngsch; deutsch Wiflisburg), Landstädtchen im schweizer. Kanton Waadt (462 m ü. M.), an der Eisenbahn von Palézieux nach Murten, mit (1880) 1783 größtenteils prot. Einwohnern, war das Aventicum der römischen Zeit. Die Römer erhoben den Ort zum Hauptort Helvetiens: Caput gentis. Auf Inschriften und Münzen heißt die Stadt Colonia Julia Aventicorum und nach Aufnahme einer neuen Kolonie unter Vespasian Colonia Pia Flavia Constans Emerita. Ihre Herrlichkeit bezeugen noch viele Ruinen von Tempeln, Wasserleitungen, von einem Amphitheater mit 17,000 Sitzplätzen etc. A. ward 307 von den Alemannen zerstört. Im 4. Jahrh. wurde hier ein Bistum gegründet, das von dem Bischof und Chronisten Marius (gest. 594) nach Lausanne verlegt wurde. Zu Anfang des 7. Jahrh. erbaute daselbst der burgundische Graf Wivilo ein Schloß (Wivelsburg), und um 1476 entstand unter dem Bischof von Lausanne das heutige Städtchen.

Avenĭo, lat. Name der Stadt Avignon (s. d.).

Aventĭcum, Stadt, s. Avenches.

Aventīnischer Hügel (Aventīnus mons), einer der sieben Hügel des alten Rom, östlich vom Tiber und südwestlich vom Palatinischen Hügel, von letzterm durch den Circus Maximus geschieden. Unter den Königen war der Berg Hauptsitz der herzugekommenen sabinischen und latinischen Plebs, wurde aber erst von Servius Tullius zu der Stadt gezogen. Eine Menge von Tempeln befand sich auf ihm, namentlich das latinisch-römische Bundesheiligtum, der Tempel der Diana, dessen Erbauung dem Servius Tullius zugeschrieben wird. Von allen ist keine Spur mehr vorhanden; das einst dicht bevölkerte Plebejergebiet ist jetzt eine vereinsamte Höhe mit einigen Kirchen und Klöstern.

Aventīnus, Johannes, eigentlich Turmair, ausgezeichneter Humanist und Historiker des 16. Jahrh., geb. 4. Juli 1477 zu Abensberg (Aventinum) in Bayern, studierte seit 1495 zu Ingolstadt; Wien, Krakau und Paris, ließ sich 1507 in Ingolstadt nieder, ward 1509 Hofmeister der Prinzen Ludwig und Ernst von Bayern, begleitete letztern 1515 und 1516 auf einer Reise durch Italien und übernahm nach seiner Rückkehr (1517) das Amt eines bayrischen Historiographen. Seine freimütigen Äußerungen über kirchliche Mißbräuche zogen ihm den Haß der Geistlichen zu und veranlaßten 1528 seine Gefangennehmung, die nur auf Verwendung des bayrischen Kanzlers L. v. Eck wieder aufgehoben wurde. Seitdem lebte A. teils zu Abensberg, teils in Regensburg, wo er 9. Jan. 1534 starb. Im J. 1861 ist ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet worden. Sein Hauptwerk sind die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0179.jpg&oldid=- (Version vom 13.11.2024)