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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

der Nahrungsmittel eine ansehnliche Mehrausfuhr ergeben. Speziell die Weinausfuhr übertrifft mit 362 Mill. Pesetas weitaus die Ergebnisse der Vorjahre (308 Mill. im J. 1890 und 285 im J. 1889).

Die Schiffahrt in den spanischen Häfen umfaßte im J. 1890, verglichen mit dem Vorjahre:

  1889 1890  
Eingelaufene Schiffe 18161 19557  
 Tonnengehalt 11528399 12285930 Tonnen
 Beförderte Waren 3062986 3434190  
Ausgelaufene Schiffe 18555 18669  
 Tonnengehalt 12758024 12100910 Tonnen
 Beförderte Waren 7726824 8438463  

Es zeigt sich somit im J. 1890 ein Aufschwung namentlich in der Verkehrsrichtung des Einlaufs, im Auslauf speziell eine Zunahme der Schiffszahl und der beförderten Warenmenge bei einer Abnahme des Tonnengehaltes der ausgelaufenen Schiffe.

[Handelspolitik.] Auch die spanische Handelspolitik ist vom System des Freihandels zu dem des Schutzzolles übergegangen. Durch Dekret vom 24. Dez. 1890 wurde die Bestimmung des Budgetgesetzes vom 1. Juli 1869, womit die allmähliche Ermäßigung der Einfuhrzölle bis zu 15 Proz. des Wertes angeordnet worden war, aufgehoben und zunächst mit der Absicht des Schutzes der landwirtschaftlichen Produktion Spaniens die Erhöhung der Einfuhrzölle für 16 Tarifpositionen, namentlich für Vieh, Fleisch, Reis, Getreide und Mehl, verfügt. Mit 1. Febr. 1892 ist ein neuer allgemeiner Zolltarif (vom 31. Dez. 1891) ins Leben getreten, welcher nach dem französischen Vorbilde Minimalsätze für die Einfuhr aus jenen Ländern, welche S. größere Zollbegünstigungen gewähren, und Maximalsätze für Länder, welche mit S. kein Übereinkommen geschlossen haben, feststellt. Mit Ausnahme des unabänderlichen Zollsatzes auf Sprite und Liköre (160 Pesetas pro Hektoliter) können übrigens die Minimalzollsätze im Vertragswege noch herabgesetzt werden. Zugleich wurden für den Termin des 1. Febr. 1892 sämtliche die Klausel der Meistbegünstigung enthaltende Handelsverträge gekündigt. Da jedoch die Verträge mit Großbritannien, den Niederlanden und Finnland erst 30. Juni 1892 zu Ende gehen, wurden diesen Ländern bis dahin die vertragsmäßigen Rechte gewahrt und mit einer Reihe von Staaten eine provisorische Verlängerung des Vertragsverhältnisses bis Ende Juni 1892 vereinbart (s. Handelsverträge, S. 428). In die neu abzuschließenden Handelsverträge soll die Klausel der Meistbegünstigung nicht mehr Eingang finden. Für Cuba und Puerto Rico wurde 1. Aug. 1891 ein Handelsvertrag mit Nordamerika abgeschlossen, durch welchen gegenseitige handelspolitische Konzessionen gewährt werden. Für die Philippinen ist mit 1. April 1891 ein neuer Zolltarif erlassen worden, welcher dem Handel und der Industrie sowohl des spanischen Mutterlandes als des Archipels gegenüber der fremden Konkurrenz Schutz gewährt.

Den Boden der Arbeiterschutzgesetzgebung hat die spanische Regierung vorläufig nur durch Schaffung einer speziellen Kommission für soziale Reformen betreten, welcher die Beratung der Projekte, betreffend Aufhebung der Sonntagsarbeit, Einschränkung der Frauen- und Kinderarbeit und betreffend die Arbeitsunfälle, überwiesen wurde.

[Volkszählung.] Nach den endgültigen Ergebnissen der letzten Volkszählung vom 31. Dez. 1887 betrug die Gesamtbevölkerung Spaniens 17,565,632, die Zunahme gegen 1877: 931,287 Seelen. Auf die einzelnen Provinzen verteilt sich die Bevölkerung wie folgt.

Bevölkerung Spaniens Ende 1887.
Provinzen Einwohner
Ende 1887 Zunahme gegen 1877 (− Abnahme) auf 1 QKil.
Alava 92915 −623 31
Albacete 229105 10040 15
Alicante 433050 21485 77
Almeria 339452 −9624 39
Avila 193098 12657 25
Badajoz 481508 48699 22
Balearen 312593 23558 62
Barcelona 902970 66083 117
Burgos 338551 5926 24
Caceres 339793 33199 17
Cadiz (mit Ceuta) 429872 666 59
Castellon 292437 8456 45
Ciudad Real 292291 31933 15
Cordova 420728 35246 31
Coruña 613881 17445 78
Cuenca 242462 6209 14
Gerona 306583 6881 52
Granada 484638 5572 38
Guadalajara 201518 230 17
Guipuzcoa 181845 14638 97
Huelva 254831 44384 25
Huesca 255137 2898 17
Jaen 437842 14817 32
Kanarische Inseln 291625 10651 40
Leon 380637 30427 25
Lerida 285417 78 24
Logroño 181465 7040 36
Lugo 432165 21355 44
Madrid 682644 88450 86
Malaga 519377 19055 71
Murcia 491436 39825 43
Navarra 304122 −62 29
Orense 405127 16292 58
Oviedo 595420 19068 55
Palencia 188845 8074 22
Pontevedra 443385 −8561 161
Salamanca 314472 28777 25
Santander 244274 8975 45
Saragossa 415195 14608 24
Segovia 154443 4391 23
Sevilla 544815 38003 39
Soria 151530 −2122 15
Tarragona 348579 18474 54
Teruel 241865 −300 16
Toledo 359562 24524 24
Valencia 733978 54932 68
Valladolid 267148 19690 35
Viscaya 235659 45705 109
Zamora 270072 20352 26
Spanien: 17560352 949775 35
Nordafrika (ohne Ceuta) 5280 2804 72
Insgesamt: 17565632 931287 35

[Staatsfinanzen.] Der Staatsvoranschlag für das Jahr 1891/92 ist von der Regierung in den Einnahmen mit 733,8 Mill. Pesetas, in den Ausgaben mit 752,7 Mill., sonach mit einem Fehlbetrag von rund 18,9 Mill. Pesetas beziffert worden. Um dieses verhältnismäßig günstige Ergebnis zu erreichen, wurden an den Budgets sämtlicher Ministerien starke Abstriche gemacht. Indessen dürften sich in Wirklichkeit die Einnahmen niedriger, die Ausgaben und der Fehlbetrag dagegen, wie in den Vorjahren, höher stellen. Die offiziell zugestandenen Fehlbeträge beliefen sich für 1885/86 auf 108, für 1886/87 auf 100, für 1887/88 auf 89, für 1888/89 auf 138, für 1889/90 auf 81 Mill.; für 1890/91 wird der Ausfall statt der angenommenen 5 voraussichtlich 80–100 Mill. Pesetas ausmachen. Seit der letzten vor neun Jahren abgeschlossenen Anleihe ist etwa 1 Milliarde mehr ausgegeben als eingenommen worden; durch Veräußerung oder Verpfändung von

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 854. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0868.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2025)