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Seite:Meyers b17 s0580.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Petersburg, welche die Frage der Sprengkugeln regeln sollte, und darauf Militärattaché in Petersburg. 1870 erst im September nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er zum Kommandeur der Artillerie in einer Division der Pariser Armee ernannt, erhielt im November als Oberstleutnant das Kommando einer Infanteriebrigade und zeichnete sich in den Kämpfen von Champigny und Buzenval aus. Im Kampf gegen die Kommune befehligte er als Oberst ein Artilleriekorps. Nach dem Krieg ward er Kommandeur des 8. Artillerieregiments, dann der Artillerie des 6. Korps zu Châlons und 1875 General und Kommandeur einer Infanteriebrigade. Nachdem er 1877 den deutschen Kaisermanövern am Rhein beigewohnt hatte, wurde er zum Chef des französischen Generalstabs ernannt, 1879 aber als Artilleriekommandeur des 5. Korps nach Orléans versetzt und 1880 zum Divisionskommandeur in Lyon befördert, 1881 jedoch zum zweiten Mal von Campenon zum Chef des Generalstabs ernannt; nach dem Sturz des Ministeriums Gambetta trat auch M. wieder von seinem wichtigen Posten zurück und wurde längere Zeit von aktiven Stellungen fern gehalten, weil man seine streng republikanische Gesinnung bezweifelte. Er war nur Mitglied des Artilleriekomitees und wurde 1884 zu den Manövern nach Rußland geschickt. Erst 1888 wurde er zum Kommandeur des 6. Armeekorps in Nancy, welches wegen seiner Stellung an der Ostgrenze besondere Wichtigkeit besitzt, und zum Mitglied des obersten Kriegsrats ernannt. M. gilt den Franzosen als einer der begabtesten Generale, der im künftigen Krieg zu den wichtigsten Rollen, besonders der des Generalstabschefs, berufen ist.

 Missionsverein, Allgemeiner und Evangelisch-protestantischer, ein selbständiges Unternehmen der freier gerichteten kirchlichen Kreise auf dem Gebiet der Mission, dessen Gründung auf Anregung des Pfarrers Buß 11. April 1883 von einer Anzahl namhafter Theologen in Frankfurt a. M. beschlossen wurde. Er trat 4. und 5. Juni 1884 zu Weimar unter dem Protektorat des Großherzogs von Sachsen ins Leben; 1889 wurde unter wachsender Teilnahme schon die 6. Generalversammlung in Breslau abgehalten. Im Rechnungsjahr 1888/89 nahm der Verein über 50,000 Mk. ein; gleichzeitig zählte er 128 Zweigvereine. Als Arbeitsfeld wurden nicht sowohl wilde Völkerstämme als vielmehr Kulturvölker Asiens, vor allen Japan und China, erwählt. Im Frühjahr 1885 ging der erste Missionär des Vereins, der bisherige schweizerische Pfarrer Wilfried Spinner, nach Japan ab, im Herbst 1887 folgte als zweiter Otto Schmiedel. Bereits sind in Tokio und Jokohama deutsch-evangelische Gemeinden als Mittelpunkte der Mission gegründet, welche sich der weimarischen Landeskirche angeschlossen haben. Gegenwärtig zählt der Verein in Japan bereits 5 Arbeitskräfte, während in China Faber in seinen Diensten wirkt. Der Verein hat den Grundsatz, nur wissenschaftlich gebildete Theologen auszusenden, welche durch ihre geistige Bildung den Anforderungen gewachsen sind, gebildeten Nationen das Evangelium zu bringen. Das Verhältnis der alten Missionsgesellschaften zu dem neuen Verein, anfangs ein unfreundliches, hat sich allmählich etwas gebessert.

 Misson, Joseph, österreich. Dialektdichter, geb. 14. März 1803 zu Mühlbach in Niederösterreich, wurde Geistlicher im Piaristenorden, wirkte als Professor an mehreren Gymnasien des Ordens, zuletzt seit 1853 zu St. Thekla in Wien und starb, durch Taubheit seinem Beruf entfremdet und stets mehr der Melancholie verfallen, 28. Juni 1875 im Kloster. Er hat sich nur als Verfasser eines epischen Bruchstücks im niederösterreichischen Dialekt bekannt gemacht, verdient aber gleichwohl als einer der hervorragendsten Dialektdichter Auszeichnung. Das unvollendete Werk „Der Naz, a niederösterreichischer Bauernbui, geht in d’Fremd“ (in Hexametern gedichtet), voll schlichter Treuherzigkeit, treffender Darstellung und gemütsergreifender Wirkung, wurde herausgegeben von Landsteiner (3. Aufl., Wien 1876).

Mitchell, 2) Sir Thomas, Generalfeldmesser der austral. Kolonie Neusüdwales, welcher sich um die Erforschung des östlichen Australien hochverdient gemacht hat. Auf seiner ersten Reise 1831 ging er von Sydney über die Liverpoolebenen zum Barwan, 1835 erreichte er über Bathurst, dem Bogan stromabwärts folgend, den Darling, den er gleichfalls abwärts verfolgte. Im nächsten Jahr ging er zum Lachlan, verfolgte diesen bis zur Mündung in den Murrumbidschi und dann den Murray bis zur Mündung des Darling, ging darauf südwärts und entdeckte das Bergland von Victoria (Australia felix) und den Fluß Glenelg. Dann 1845 bemüht, einen größern, zum Carpentariagolf führenden Fluß zu finden, entdeckte er verschiedene Zuflüsse des Darling sowie die Quellen des Warrego und des Victoria-Barku, ohne aber über des letztern Verlauf eine richtige Vorstellung zu gewinnen. M. starb 1855 in Sydney. Er schrieb: „Three expeditions into the interior of Eastern Australia“ (1838) und „Journal of an expedition into the interior of tropical Australia“ (1848).

  3) John, irischer Politiker, geb. 1814 zu Dungiren (Grafschaft Londonderry) als der Sohn eines unitarischen Geistlichen, ward Anwalt und trat 1848 in die politische Bewegung ein. Ein von ihm herausgegebenes Blatt, der „United Irishman“, ward ein Hauptorgan der revolutionären Partei und schürte unaufhörlich zum Aufstand gegen England. Endlich schritt die Behörde ein: das Blatt wurde unterdrückt und der Redakteur wegen Anreizung zum Hochverrat zur Deportation nach Australien verurteilt. Aber es gelang M., allerdings indem er sein gegebenes Ehrenwort unter sophistischem Vorwand brach, nach Amerika zu fliehen. Von dort 1875 nach England zurückgekehrt, ward er von den Wählern von Tipperary ins Unterhaus geschickt. Allein das Haus stieß seine Wahl um, da M. seine Strafe noch nicht abgebüßt habe. Ehe noch die Neuwahl, für welche M. wieder als Kandidat auftrat, zu stande kam, starb er 19. März 1875.

Mittell, Karl, Schauspieler, starb 1. März 1839 in Blasewitz bei Dresden.

Mittnacht, Hermann, Freiherr von, württemberg. Staatsminister, erhielt beim Regierungsjubiläum des Königs Karl im Juni 1889 die besondere Anerkennung seiner Verdienste um Württemberg in einem Schreiben des Königs ausgesprochen. Kaiser Wilhelm II. verlieh ihm aus diesem Anlaß den Schwarzen Adlerorden.

 Miyasaki, Hafenstadt in der japan. Provinz Hiuga, auf der Insel Kiusiu, die wichtigste Stadt an der Ostküste dieser Insel, mit (1884) 11,930 Einw.

Möbius, 4) Paul, Schulmann, starb 8. Juni 1889 in Friedrichroda. – Sein Sohn Paul Julius M., Mediziner, Dozent an der Universität Leipzig, schrieb: „Grundriß des deutschen Militärsanitätswesens“ (Leipz. 1878); „Die Nervosität“ (2. Aufl., das. 1885); „Zur Pathologie des Halssympathikus“ (Berl. 1884); „Allgemeine Diagnostik der Nervenkrankheiten“ (das. 1886); „J. J. Rousseaus Krankheitsgeschichte“ (das. 1889).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 576. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0580.jpg&oldid=- (Version vom 7.8.2024)