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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17 |
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sowie das Klausenburger Nationaltheater neu in Blüte und wurde der eigentliche Gründer des siebenbürgischen Museums, indem er demselben seinen Park nebst Palais in Klausenburg schenkte. Außer mehreren historischen Abhandlungen gab er eine wertvolle Sammlung historischer Quellen: „Erdélyi történelmi adatok“ („Beiträge zur Geschichte Siebenbürgens“), die von Johann Kriza gesammelten Volkslieder der Szekler heraus und wurde 1858 zum Ehrenmitglied der ungarischen Akademie gewählt. 1860 ward er Gouverneur von Siebenbürgen, 1867 Kommunikationsminister im Kabinett Andrássy, trat aber aus Gesundheitsrücksichten bald zurück und starb 16. Sept. 1876 in Klausenburg.
✽ Mikoveć (spr. -wetz), Ferdinand Břetislaw böhm. Archäolog und Schriftsteller, geb. 23. Dez. 1826 zu Pirkstein, begann seine litterarische Thätigkeit mit Beiträgen für die Zeitschrift „Ost und West“, veröffentlichte 1847 eine Monographie über Tycho Brahe, beteiligte sich 1848 an dem Straßenkampf in Prag, später an dem Kampf der Serben im Banat gegen die Magyaren und hielt sich dann einige Jahre in Leipzig auf, wo er eine Übersetzung der Briefe des Johann Huß erscheinen ließ (Leipz. 1849). Nach Prag zurückgekehrt, begründete er im folgenden Jahr die noch bestehende belletristische Zeitschrift „Lumir“. Er schrieb: „Die Alchimisten“; „Die königliche Burg Karlstein“ (Wien 1858); „Die Altertümer und Denkwürdigkeiten Böhmens“ (mit Zap, Prag 1858–64, 2 Bde.); Trauerspiele: „Der Untergang der Premisliden“ (das. 1851) und „Demetrius Jovanovic“ (das. 1856, mit Benutzung des Schillerschen Fragments) u. a. Er starb 22. Sept. 1862 in Prag.
✽ Mikrokokken (Micrococcus), s. Bakterien (Bd. 2).
Mikroskop. Über die Anwendung apochromatischer Linsen s. Glas (Bd. 17).
✽ Mikszáth, Koloman, ungar. Dorfnovellist, geb. 16. Jan. 1849, widmete sich eine Zeitlang der Bewirtschaftung seines Stammgutes Csoltó, darauf aber Anfang der 70er Jahre in Budapest und Szegedin der journalistischen Thätigkeit, bis er mit seinen Dorfgeschichten aus Oberungarn durchschlagenden Erfolg errang und sich ausschließlich der erzählenden Dichtung zuwendete. 1887 wurde er als Abgeordneter in den ungarischen Reichstag gewählt. Seine einem gesunden, aber stets edlen Realismus huldigenden Erzählungen: „Slowakische Dorfgeschichten“, „Die guten Palóazen“, „Kieselsteine“, „Die Gänse von Brezó“ etc. sind vielfach übersetzt worden, ins Deutsche einzelnes von A. Silberstein; weniger glücklich war er mit dem Roman „Der Landjunker“.
Milan I. (Obrenowitsch), König von Serbien, mußte bald erkennen, daß durch den unglücklichen Krieg mit Bulgarien und die ungeschickte und verlustvolle Finanzpolitik der fortschrittlichen Ministerien seine Stellung ernstlich erschüttert war. Treue Anhänglichkeit an seine Dynastie bestand in Serbien nicht; die Radikalen hatte er sich durch die strenge Bestrafung des Aufstandes von 1883 zu unversöhnlichen Feinden gemacht, und sie wußten das Volk immer mehr für sich zu gewinnen, das gegen Österreich-Ungarn, auf welches M. sich stützte, eine eingewurzelte Abneigung hatte, das althergebrachte Milizsystem für viel besser hielt als das teure stehende Heer, das M. geschaffen, und von den kostspieligen Neuerungen in Handel und Verkehr nichts wissen wollte. M. sah sich schließlich genötigt, das fortschrittliche Ministerium Garaschanin 1887 zu entlassen und es erst mit den Liberalen unter Ristitsch, dann den Radikalen unter Gruitsch zu versuchen, welche jedoch dem König die Erfüllung seiner Verträge mit Österreich unmöglich machen wollten und daher entlassen werden mußten. Dazu kam, daß er auch mit der hohen Geistlichkeit in Streit geriet, so daß er den Metropoliten Michael absetzte. Unzweifelhaft trug die schöne, aber herrschsüchtige Königin Natalie durch ihre Ränke zu diesen Schwierigkeiten bei. Sie wollte M. von der Herrschaft verdrängen, um für ihren unmündigen Sohn die Regierung führen zu können und dann Serbien eng an Rußland zu ketten. Während der Abwesenheit des Königs im unglücklichen Krieg mit Bulgarien hatte sie sicher auf die Erfüllung ihrer Hoffnung gerechnet und begab sich, als dieselbe scheiterte, wiederholt auf längere Zeit mit dem Kronprinzen in das Ausland, so 1887 nach der Krim, dann nach Florenz, 1888 nach Deutschland. Ihrem Gemahl, der ihr allerdings wohl durch Liebschaften Anstoß gegeben hatte, begegnete sie mit offener Geringschätzung. Nachdem die Königin alle versöhnlichen Anträge Milans zurückgewiesen und die Herausgabe ihres Sohns verweigert hatte, ließ er ihr denselben mit Hilfe der preußischen Polizei 13. Juli 1888 in Wiesbaden wegnehmen und nach Belgrad bringen und 24. Okt. durch den Metropoliten Theodosius die Scheidung aussprechen. Um seine Stellung im Land von neuem zu befestigen, erließ M. 26. Okt. eine Proklamation an das serbische Volk, in welcher er an den 1889 bevorstehenden 500jährigen Gedenktag der Schlacht auf dem Amselfeld erinnerte, auf dem das alte serbische Reich zu Grunde ging, und erklärte, es sei nun Zeit, an die innere Regeneration des Landes durch Regelung der Staatsfinanzen und durchgreifende Reform der Verfassung zu gehen. Er ernannte einen Ausschuß, welchem er den von ihm ausgearbeiteten, sehr liberalen Verfassungsentwurf vorlegte, und welcher ihn genehmigte, worauf 2. Dez. die große Skuptschina gewählt würde. Die Wahlen fielen durchaus zu gunsten der Radikalen aus, und wenn dieselben auch 2. Jan. 1889 die neue Verfassung unverändert annahmen und das neue radikale Ministerium die bisherige auswärtige Politik, die hauptsächlich des Königs Werk war, fortführte, so sah M. seit den Skuptschinawahlen seine Stellung doch als unhaltbar an; er fürchtete, die Verpflichtungen, die er gegen Österreich übernommen hatte, künftig nicht halten zu können, und hoffte, daß sein Rücktritt dem serbischen Volk die Bedeutung der Dynastie Obrenowitsch zum Bewußtsein bringen und es mit seinem Sohn enger verbinden werde. Die Aufregung und die Sorgen der letzten Jahre hatten ihn aufgerieben und sein Nervensystem zerrüttet; er war regierungsmüde und traute sich nicht die Kraft zu, mit einer radikalen Skuptschina weiter zu regieren. Alle Versuche, ihn von seinem Entschluß abzudanken abzubringen, waren vergeblich. Am siebenten Jahrestag seiner Proklamation zum König, 6. März 1889, verkündete er plötzlich einen Ukas, in welchem er die Krone seinem Sohn Alexander übertrug, ernannte für denselben eine Regentschaft und erließ an das Volk ein Manifest, in welchem er seinen Schritt rechtfertigte. Er behielt sich die Hälfte der Zivilliste (600,000 Frank) und das Recht vor, die weitere Erziehung seines Sohns zu leiten. Das serbische Volk zeigte Staunen über das unerwartete Ereignis, aber keine Betrübnis. M. begab sich zunächst auf Reisen nach dem Orient, dann nach Paris, behielt sich aber die Rückkehr nach Serbien vor.
✽ Milde, Karl Julius, Maler, geb. 16. Febr. 1803 zu Hamburg, ging 1824 nach Dresden und 1825 mit Erwin Speckter nach München, durchwanderte in zwei mehrjährigen Reisen ganz Italien, siedelte
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 572. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0576.jpg&oldid=- (Version vom 31.1.2025)