verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17 | |
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und habilitierte sich 1857 als Privatdozent für Physiologie in Halle. 1859 folgte er einem Ruf als Professor der Physiologie und Histologie nach Breslau. H. lieferte besonders Untersuchungen über die Wärmeentwickelung in den Muskeln und über die Absonderungsvorgänge in den Drüsen. Er schrieb: „Physiologische Studien“ (Berl. 1856); „Mechanische Leistung, Wärmeentwickelung und Stoffumsatz bei der Muskelthätigkeit“ (Leipz. 1864); „Physiologie der Absonderungsvorgänge“ (in Hermanns „Handbuch der Physiologie“, Bd. 5, das. 1880); „Der sogen. tierische Magnetismus“ (1.–4. Aufl., das. 1880); „Die Vivisektion im Dienste der Heilkunde“ (das. 1879, 2. Aufl. 1884); „Beiträge zur Histologie und Physiologie der Dünndarmschleimhaut“ (Bonn 1888). Auch gab er „Studien des Physiologischen Instituts zu Breslau“ (Leipz. 1861–68, 4 Bde.) heraus.
Heilbuth, Ferdinand, Maler, starb 19. Nov. 1889 in Paris.
Heiligenschein (als optische Erscheinung). Während die Kunstforscher glauben, der H. sei nur als Symbol des von ausgezeichneten Persönlichkeiten ausstrahlend gedachten geistigen Lichts aufzufassen, die Altertumsforscher meinen, er sei aus den runden Metallscheiben entstanden, welche man im Altertum über den Häuptern der Statuen anbrachte, um sie vor der Beschmutzung durch Vögel zu bewahren, haben die meisten übersehen, daß in der Natur verschiedene optische Erscheinungen vorkommen, welche das menschliche Haupt mit einem wirklichen H. umgeben, der als Vorbild für die künstlerischen Darstellungen angesehen werden kann. Wir müssen dabei wenigstens drei grundverschiedene Entstehungsformen unterscheiden: 1) Heiligenscheine als Nachbilder. „Indem ich, auf dem Feld sitzend, mit einem Mann sprach, der in einiger Entfernung vor mir stand und einen grauen Himmel zum Hintergrund hatte, so schien mir, nachdem ich ihn lange scharf und unverwandt angesehen, sein Haupt von einem blendenden Schein umgeben“ (Goethe). 2) H. durch Lichtreflex. Wenn eine Person bei niedrig stehender Sonne oder im Vollmondschein vor stark betautem Rasen oder Gebüsch vorbeigeht, so werfen die Tautropfen in der nächsten Umgebung seines Kopfschattens von ihrer vordern und hintern Fläche so viel mehr reflektiertes Licht in sein Auge als die entferntern Tropfen, daß sein Kopfschatten von einem unter Umständen außerordentlich hell strahlenden H. umgeben erscheint. Wie eine Person dann dazu kommen kann, dieses Licht als ein von ihm selbst ausgehendes aufzufassen, hat Benvenuto Cellini dargethan, indem er in seiner von Goethe übersetzten Lebensbeschreibung mit vollem Ernst erzählt, ihm sei nach schweren religiösen Prüfungen und Offenbarungen ein H. ums Haupt geblieben, den er deutlich an seinem Schattenbild des Morgens wahrnehmen könne, wobei noch der Umstand bestärkend hinzutritt, daß jeder nur seinen eignen H., nicht aber den am Schatten einer wenige Schritte entfernt stehenden Person wahrnimmt. Bei dieser optischen Erscheinung ist oft eine pyramidale Verlängerung des Scheins über den Scheitel hinaus wahrnehmbar, wie sie namentlich häufig an Buddhabildern wiedergegeben wird. Man kann diese Erscheinungen leicht nachahmen, wenn man seinen Schatten auf eine dicht mit Glasperlen (anstatt der Tautropfen) besetzte Tafel fallen läßt. 3) Heiligenscheine, die durch Beugung der Lichtstrahlen entstehen, werden am häufigsten von Gebirgsbesuchern oder Luftschiffern beobachtet, wenn ihr Schatten auf nahe Nebel oder Wolken fällt. Das Haupt oder auch (je nach der Entfernung) das gesamte Schattenbild erscheint dann von einem farbigen Nimbus oder auch von mehreren geschlossenen Regenbogenringen umkränzt, die durch Beugung des Lichts an den kleinen Nebelbläschen entstehen. Diese Erscheinung ist eine Umkehrung der in gleicher Weise entstehenden Farbenkreise, welche man beobachtet, wenn man durch eine leicht angehauchte oder mit Lycopodium bestäubte Glasscheibe nach einer Flamme blickt. Murillo hat solche mehrfache, mondhofartige Heiligenscheine seinen im dichten Gewölk schwebenden Madonnen verliehen, z. B. der bekannten Madonna mit dem Spiegel im Louvre zu Paris.
✽ Heilige Stätten (ital. Luoghi santi, franz. Lieux saints), Bezeichnung für die durch Jesus Christus geheiligten Orte und Gebäude in Palästina, von denen das Heilige Grab am wichtigsten ist; die heiligen Stätten bilden unter türkischer Landeshoheit einen gemeinschaftlichen Besitz (Kondominium) von sechs Kirchen der Römisch-Katholiken oder Lateiner, der Griechen, der Armenier, der jakobitischen Syrer, der Kopten und der Abessinier und haben daher wiederholt Anlaß zum Streit, 1853 sogar zum Krimkrieg gegeben.
Heilmann, Johann, Kriegshistoriker, starb Anfang November 1888 in München.
✽ Heilstein, jodhaltiger Natronsäuerling im preuß. Regierungsbezirk Aachen, Kreis Schleiden, zum Dorf Einruhr gehörig.
✽ Heimatskolonien, s. Arbeiterkolonien (Bd. 17).
Hein, Franz, Freiherr von, österreich. Staatsmann, starb 18. Febr. 1890 in Brünn.
Heine, 2) Heinrich, Dichter. Neuere Litteratur: Karpeles, H. H. und seine Zeitgenossen (Berl. 1887); Derselbe, Heines Autobiographie nach seinen Werken, Briefen und Gesprächen (das. 1888); Bölsche, H. H., Versuch einer ästhetisch-kritischen Analyse seiner Werke (Leipz. 1887). E. Elster gab heraus: „H. Heines Buch der Lieder nebst einer Nachlese, nach den ersten Drucken und Handschriften“ (Heilbr. 1887).
Heinrich, 24) und 25) H. VII. und VIII., Könige von England. Vgl. Gairdner, Henry the Seventh (Lond. 1889); Moberley, Early Tudors: Henry VII., Henry VIII. (das. 1887).
28) H. II., König von Frankreich. Vgl. de la Barre-Duparcq, Histoire de Henri II (Par. 1887).
30) H. IV., König von Frankreich. Vgl. Bongars, Henri IV et l’Allemagne (Par. 1887).
42) H. (Friedrich H. Ludwig), Prinz von Preußen (1726–1802). Ihm zu Ehren erhielt 1889 das brandenburgische Füsilierregiment Nr. 35 den Namen Füsilierregiment Prinz H. von Preußen.
43) H. Albert Wilhelm, Prinz von Preußen, wurde 1887 zum Korvettenkapitän und Major à la suite des 1. Garderegiments zu Fuß, 1889 zum Kapitän zur See und Oberst ernannt; auch ist er Linienschiffskapitän der österreichisch-ungarischen Marine. Er vermählte sich 24. Mai 1888 zu Charlottenburg mit der Prinzessin Irene von Hessen, Tochter des Großherzogs Ludwig IV., seiner Kousine, und nahm seinen Wohnsitz im Schloß zu Kiel, wo ihm 20. März 1889 ein Sohn, Prinz Waldemar, geboren wurde. Er befehligt eine Kreuzerkorvette im Mittelmeer.
✽ Heiratsziffer, s. Ehe (Bd. 17).
✽ Heißluftinhalation, s. Inhalationskuren (Bd. 17).
✽ Helbig, Friedrich, Schriftsteller, geb. 1. Dez. 1832 zu Jena, studierte daselbst und in Heidelberg die Rechte und Philosophie, trat in den weimarischen Staatsdienst und ist seit 1879 Landgerichtsrat zu Gera. Außer zahlreichen, meist in der „Gartenlaube“
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0431.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2024)