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Seite:Meyers b17 s0376.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Italien in den G. der Tagelöhner, deren erste in Ravenna gegründet ward. Diese G. übernehmen die Ausführung größerer Kontrakte, Straßenarbeiten u. dgl., indem sie die Arbeiten dann in kleinern Partien an ihre Mitglieder vergeben. Auf dem dritten Kongreß der italienischen G. in Bologna (1889) zählte man 176 Produktivgenossenschaften, 63 Baugenossenschaften, 229 Molkereigenossenschaften, 31 landwirtschaftliche G., 43 Genossenschaftsbäckereien, 405 Konsumvereine und 55 verschiedene G. Dazu kommen aber noch die Volksbanken (Banche popolari), deren Zahl 1887 auf 641 angegeben wurde, mit 911/2 Mill. Lire eignem Kapital, 22 Mill. Reservefonds und 333 Mill. Depositen. In San Pier d’Arena besteht eine Reedereigenossenschaft, welche drei Dampfer besitzt. In Rußland wurde 1866 der erste Vorschußverein von Luginin gegründet, welchem zahlreiche andre folgten, meist dem landwirtschaftlichen Kreditbedürfnis dienend. Die Reichsbank wurde ermächtigt, Vorschüsse an solche Vereine gegen Wechsel des Vereinsvorstandes zu gewähren, und die Zahl der Vereine war 1886 auf 715 gestiegen mit 196,694 Mitgliedern, 5,939,880 Rubel Geschäftsanteilen, 4,488,088 Rub. Spareinlagen, 15,046,452 Rub. Vorschüssen am Jahresschluß und 850,655 Rub. Reingewinn. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika haben namentlich die Bau- und Darlehnsgenossenschaften (Building and loan associations) einen bedeutenden wirtschaftlichen Einfluß gewonnen. Da in den letzten Jahren täglich eine oder zwei solcher G. in den Vereinigten Staaten gegründet wurden, so sind die Angaben über ihre Zahl sehr schwankend. Man schätzte sie 1888 (Dezember) auf 4–5000. Bei einer Zahl von 4000 wurde die ungefähre Zahl der Mitglieder auf 872,000 und die der Geschäftsanteile auf 5,450,000 angegeben. Bei einem Vermögensbestand von 336,485,080 Dollar wurde der Jahresgewinn auf 701/2 Mill. Doll. veranschlagt. Nach einer Mitteilung der Soziologischen Gesellschaft in New York an den Zentralboard der englischen G. bestanden 1888: 290 Konsumvereine und 110 Produktivgenossenschaften in den Vereinigten Staaten, Genossenschaftsbanken in Massachusetts 50, dazu 2 in Maine und eine in Newhaven. Vgl. Adams, History of co-operation in the United States (Lond. 1888).

 Gens (spr. schāng), Eugène, belg. Schriftsteller, geb. 3. Jan. 1814 zu Löwen, widmete sich zuerst journalistischer Thätigkeit, war dann Gymnasiallehrer in Arlon und Antwerpen und starb 24. Juni 1881 in Verviers an den Folgen einer Rückgratverletzung, die er sich vor vielen Jahren auf einem Ausflug in die Ardennen zugezogen hatte. Seine Hauptwerke sind: „Le château d’Héverlée“ (Brüssel 1844); „Histoire du comté de Flandre“ (das. 1846–47, 2 Bde.); „Ruines et paysages en Belgique“ (das. 1849); „Nouvelles et souvenirs“ (Antwerp. 1876, 2 Bde.). Außerdem schrieb er: „Lettres d’un vilain“ (Brüssel 1857); „Histoire de la ville d’Anvers“ (Antwerp. 1861); „Le testament d’un poète“, Gedichte (Brüssel 1864), u. a.

Gentilly, (1886) 14,278 Einw.

Genua. Der Schiffsverkehr im Hafen von G. umfaßte 1887: 5793 handelsthätig eingelaufene Schiffe mit 2,953,894 Ton. und 5768 ausgelaufene Schiffe mit 2,959,772 T.; 1888 standen 5885 eingelaufenen Schiffen von 2,994,688 T. 5774 ausgelaufene Schiffe von 3,004,216 T. gegenüber. Von dem Gesamttonnengehalt (5,913,666 T.) kamen 1887 auf die internationale Schiffahrt 3,831,827, auf die Kabotage 2,081,839 T. Der durch die Schiffahrt vermittelte internationale Warenverkehr belief sich 1888 auf 2,015,979 T. im Wert von 373 Mill. Lire, wovon 1,956,167 T. im Wert von 303 Mill. Lire auf die Einfuhr und 59,812 T. im Wert von 70 Mill. Lire auf die Ausfuhr kamen. Sowohl der Schiffs- als der Warenverkehr waren bis 1887 in fortwährender Steigerung begriffen. Wenn die Handelsbewegung 1888 gegen das Vorjahr bei der Einfuhr um 101,774 T. im Wert von 73 Mill. Lire, bei der Ausfuhr um 27,396 T. im Wert von 8 Mill. Lire zurückblieb, so findet dieser Rückgang nur teilweise eine Erklärung in dem mit Frankreich ausgebrochenen Zollkrieg, da auch im Handel mit Österreich, der Türkei, Asien und Amerika Einfuhr wie Ausfuhr zurückgegangen sind. Die Hauptposten der Einfuhr waren 1888, verglichen mit dem Vorjahr, ihrem Wert nach:

  1888: 1887:    
Getreide und Mehl 71,0 81,7 Mill. Lire
Baumwolle 58,0 66,2
Kolonialwaren, Droguen 37,5 58,6
Steine, Erden, Glas 34,8 30,3
Mineralien, Metalle etc. 29,5 34,3
Tiere und tierische Produkte 19,5 21,2
Wolle und Haare 11,2 16,3

Bei der Ausfuhr ist der Ausfall vornehmlich veranlaßt durch den Rückgang der Ausfuhr in Spirituosen, Getränken und Ölen um 6,1 Mill. Lire und in Getreide und Mehl um 7,8 Mill. Lire. Andre Ausfuhrartikel, wie chemische Erzeugnisse, Baumwolle, Seide, Papier und Bücher, Mineralien und Metalle, erfuhren eine geringe Steigerung. Außer den italienischen Schiffahrtsgesellschaften beteiligen sich noch größere britische, französische und deutsche Reedereien an der regelmäßigen Dampfschiffahrt in G. Seit 1888 sind auch eine regelmäßige spanische Dampferverbindung von G. nach Südamerika und zwei niederländische Linien von Amsterdam über G. nach den Mittelmeerhäfen, bez. nach Batavia hinzugekommen. Speziell die deutsche Schiffahrt, welche im Hafenverkehr von G. den vierten Rang (nächst der italienischen, britischen und französischen Flagge) einnimmt, zeigt einen großen Fortschritt, indem sie sich von 1880 bis 1888 im Tonnengehalt vervierfacht hat. Von großer Bedeutung für G. ist die italienische Auswanderung nach Südamerika, welche hier ihren Haupteinschiffungsplatz hat. 1888 wurden über 150,000 Auswanderer von G. aus befördert. Was die Hafenbauten betrifft, so ist der alte Hafen nun fast ganz mit den erforderlichen Ausladeplätzen, Güterschuppen und Magazinen ausgestattet. Auch die Eisenbahnlinien, welche die einzelnen Teile des Hafens untereinander sowie mit den beiden Bahnhöfen von G. und mit jenem von San Pier d’Arena in Verbindung setzen, sind bereits zum großen Teil im Betrieb. Gegenwärtig wird noch an dem Bau des neuen Zollamtes und der beiden großen Docks am östlichen Molo gearbeitet, während die Ausführung weiterer Warenhallen und Magazine, welche den Hafen von G. in den Stand setzen sollen, den immer wachsenden Ansprüchen des Handels und der Schiffahrt zu entsprechen, noch projektiert ist. Neben dem Handel zeigt auch die Industrie in G. und Umgebung eine lebhafte Entwickelung. Namentlich ist es die metallurgische Produktion und die Zuckerraffinerie, welche mit teilweise neuerrichteten großen Etablissements einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. Die verderblichen Folgen, welche das wiederholte Auftreten der Cholera auf das wirtschaftliche Leben in G. ausübte, haben nach verschiedenen Richtungen hin hygienische Maßregeln veranlaßt, welche wesentlich zur Besserung der Gesundheitsverhältnisse der Stadt beitragen werden.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0376.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2025)