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Seite:Meyers b17 s0375.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Staaten Vorschuß- u. Kreditvereine Konsum­vereine
Provinz Brandenburg 160 40
   Preußen (Ost- u. Westpreußen) 147 6
   Sachsen 136 72
   Schlesien 137 67
   Hessen-Nassau 222 27
   Posen 105
   Rheinland und Hohenzollern 246 49
   Pommern 60 6
   Schleswig-Holstein 53 7
   Hannover 99 68
   Westfalen 163 59
Königreich Preußen: 1528 401
Bayern 274 70
Sachsen, Königreich 126 98
Württemberg 332 15
Baden 228 21
Hessen 228 18
Mecklenburg-Schwerin u. M.-Strelitz 45 4
Sächsische Herzogtümer 96 36
Oldenburg 19 3
Braunschweig 15 34
Anhalt 13 5
Schwarzburg-Rudolstadt u. -Sondersh. 22 14
Lippe und Waldeck 16 2
Reuß ältere und Reuß jüngere Linie 3 5
Freie Städte 8 4
Elsaß-Lothringen 35 30
Deutsches Reich: 2988 760

[Rohstoffgenossenschaften.] Die Zahl der landwirtschaftlichen Konsumvereine ist im Steigen begriffen, indem die große Bedeutung dieser G. für die Entwickelung der deutschen Landwirtschaft immer mehr zur Anerkennung gelangt. 843 landwirtschaftliche Konsumvereine und 9 Verbände solcher G. bestanden 1888 (1887: 688) in Deutschland, während die industriellen Rohstoffgenossenschaften um 26 abgenommen hatten (1887: 139, 1888: 113).

[Magazingenossenschaften u. a.] Die Zahl der industriellen Magazingenossenschaften ist zurückgegangen (1887: 64, 1888: 59), während der Bestand der landwirtschaftlichen Magazingenossenschaften 1888 derselbe war wie im Vorjahr (8 Vereine). Die Zahl der industriellen Werkgenossenschaften hatte sich 1888 nur um eine vermehrt (9 Vereine), während die Zahl der landwirtschaftlichen Werkgenossenschaften von 222 auf 237 stieg. Die landwirtschaftlichen Produktivgenossenschaften (Molkerei-, Züchterei-, Wald-, Schlacht-, Winzergenossenschaften, G. für den Bau und Vertrieb von Feld- und Gartenfrüchten etc.) sind im Zunehmen begriffen (1887: 532, 1888: 689).

[Baugenossenschaften.] Die Zahl der Baugenossenschaften (in Bremen, Darmstadt, Dresden, Gotha, Hannover, Harburg, Magdeburg, München, Naumburg, Nürnberg, Witten, 6 in Berlin etc.) hat sich 1888 um 7 Vereine verringert (1887: 35, 1888: 28). Für diese Art von G. wird vielleicht die beschränkte Haftpflicht für die Folgezeit als angemessene Genossenschaftsform erscheinen und einen Aufschwung herbeiführen. Daß dazu aber unter allen Umständen ein größeres unkündbares Kapital gehört, haben die auf diesem Gebiet gemachten Erfahrungen deutlich erkennen lassen.

Das Genossenschaftswesen im Ausland.

Während in Ungarn das Genossenschaftswesen nur wenig Fortschritte gemacht hat, ist dasselbe im cisleithanischen Österreich in erfreulicher Entwickelung begriffen. Im J. 1888 wurden 111 G. neu gegründet, von denen 46 die unbeschränkte und 65 die beschränkte Haftung annahmen. Darunter befanden sich 82 Vorschußvereine und zwar 40 mit unbeschränkter und 42 mit beschränkter Haftpflicht. Die Zahl der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften in den im Reichsrat vertretenen Kronländern betrug Ende 1888: 1793 gegen 1737 im Vorjahr, darunter 1608 registrierte G. gegen 1539 im Vorjahr, nämlich:

Genossenschaften Regi­strierte Nicht registrierte Zu­sammen
Vorschußvereine 1257 106 1363
Konsumvereine 172 64 236
Sonstige Genossenschaften 179 15 194
Zusammen: 1608 185 1793

Die registrierten G. teilten sich 1888 wie folgt:

Genossenschaften Mit unbe­schränkter Haftung Mit be­schränkter Haftung Zu­sammen
Vorschußvereine 575 682 1257
Konsumvereine 67 105 172
Sonstige Genossenschaften 45 134 179
Zusammen: 687 921 1608

Vgl. Stroß, Das österreichische Genossenschaftsrecht (Wien 1887).

In Belgien beschäftigt man sich gegenwärtig viel mit der Frage einer Organisation des landwirtschaftlichen Kredits, indem eine Anlehnung der landwirtschaftlichen Bankvereine an ein großes Zentralkreditinstitut auf dem 15. Kongreß der belgischen Volksbanken zu Châtelet (September 1888) vorgeschlagen worden ist. Die in Belgien bestehenden 17 Volksbanken sind zu einem Verband vereinigt. 15 Volksbanken hatten 1887/88 bei einer Mitgliederzahl von 9808 mit 2 Mill. Frank Einlagen mehr als 27 Mill. Fr. an ihre Mitglieder an Vorschüssen gewährt. Der Gesamtumsatz belief sich auf mehr als 150 Mill. Fr. In Dänemark haben sich namentlich die Konsumvereine entwickelt, deren etwa 150 bestehen, von welchen sich 70 zu einer Engrosgesellschaft verbunden haben. In Frankreich haben sich in dem letzten Jahrzehnt Arbeiterproduktivgenossenschaften in größerer Zahl gebildet. In Paris waren z. B. 1870 nur 20 derartige G. vorhanden, wälnend 1886 deren 74 mit 4924 Arbeitern, welche Anteilscheine besaßen, gezählt wurden. Die französischen Konsumvereine sind nach englischem Muster zum Teil zu Großeinkaufsgenossenschaften vereinigt. Auf dem Kongreß der französischen Konsumvereine in Lyon (1886) wurde die Zahl derartiger G. auf 600 und die Mitgliederzahl auf 200,000 mit 10 Mill. Fr. Betriebskapital geschätzt, bei 80 Mill. Fr. Geschäftsumsatz und 41/2 Mill. Fr. Reingewinn. In Großbritannien haben sich namentlich die Baugenossenschaften zu hoher Blüte entwickelt. Eine dem Unterhaus für das Jahr 1887 unterbreitete Übersicht gab die Zahl der Baugenossenschaften (Building societies) auf 2318 mit 605,421 Mitgliedern an. Die Geschäftsanteile betrugen 36,313,515 Pfd. Sterl., die Einlagen 15,606,408 Pfd. Sterl. und die Hypotheken 50,302,684 Pfd. Sterl. Im übrigen waren nach einer auf dem Genossenschaftskongreß zu Ipswich (1889) vorgelegten Statistik 1887 in dem vereinigten Königreich 1276 G. vorhanden mit 894,378 Mitgliedern. Die Gesamtsumme der Geschäftsanteile derselben wurde auf 9,739,282 Pfd. Sterl. veranschlagt. In Holland hat sich das Genossenschaftswesen erst in neuerer Zeit auf Grund des Gesetzes vom 17. Nov. 1876 gehoben. Dies gilt namentlich von den Konsumvereinen. Eine eigentümliche Form der Produktivgenossenschaft besteht in

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0375.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2025)