verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16 | |
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Heerführer und Ritter vor oder in der Schlacht vom Pferd und kämpften mit dem Langschwert, der Spatha, zu Fuß; im 15. Jahrh. wurde daraus der Zweihänder, der Flamberg (s. d.). Neben dem zweischneidigen wurde auch das einschneidige Hieb- und Stoßschwert, das lange Saxschwert, und der Sachs (Sax, Skramasax) Lieblingswaffe der Sachsen, ein Kurzschwert oder Kampfmesser; ersteres bis 1,5 m lang und gegen 2,5 kg schwer, letzteres 0,5–0,8 m lang, ward in ältern Zeiten neben der Spatha geführt und bei weiterer Verkürzung zum Messer und Dolch (s. d.), die gleichfalls neben dem Schwert geführt wurden, erstere ein-, letztere zwei- und mehrschneidig. Bogen und Pfeil, seit Urzeiten im Gebrauch, erhielten sich bis ins Mittelalter, doch wurde der Bogen nie Kriegswaffe der Ritter, diese benutzten ihn nur zur Jagd; er war in Deutschland mehr Volkswaffe, in Franken und Bayern waren im 6. Jahrh. auch Giftpfeile im Gebrauch (s. Pfeilgift); in Frankreich war der Bogen beliebter, aber besondern Ruf hatten die englischen Bogenschützen. Anfang des 13. Jahrh. kam in Frankreich die Armbrust als Kriegswaffe in Aufnahme, etwas später in Deutschland und zwar zunächst bei den Städten in ihren Kämpfen gegen den Adel. Die erste Wandlung der alten W. beginnt etwa im 5. Jahrh. Das Fußvolk erscheint mit Schild, Speer, Bogen und zwölf Pfeilen, der Unfreie durfte den Speer nicht führen. Die Reiter mußten mit Schild, Lanze, Lang- und Kurzschwert, Bogen und Pfeilen versehen sein. An die Stelle der Framea tritt der Speer, für das Kampfbeil und Franziska das Schwert und das Kurzschwert (Skramasax); die Bronze tritt gegen Eisen zurück und ist gegen Ende des 8. Jahrh. ganz verschwunden. Zu dieser Zeit trugen nur wohlhabende Krieger die Ringbrünne, die Krieger noch im 10. Jahrh. den Schuppenpanzer (lorica), ein Lederwams, dachziegelförmig mit Schuppen benäht, aber es war das gegitterte und geringelte Panzerhemd schon in Gebrauch gekommen (s. Rüstung), beide waren pfeilfest; auch bekettete kommen auf, und erst im 12. Jahrh. wird das Ringhemd gebräuchlicher. Mitte des 13. Jahrh. traten Eisenplatten auf den Schultern, die Anfänge des Plattenharnisches, hinzu; an die Stelle des Glockenhelms trat der Topfhelm. Die nächste Wandlung in den W. vollzieht sich nach den Kreuzzügen. Der Panzer wird fester, und mit der Kunst des Eisentreibens treten in Deutschland um 1370 die Plattenharnische auf, die um 1500 ihre höchste Blüte erreichen. Die große Festigkeit der Schutzwaffen fordert wirksamere Trutzwaffen, es treten nun zum großen Schwerte der Streitkolben, Streithammer, Hellebarde, Lanze und die Armbrust (s. d.); aber gegen die Mitte des 14. Jahrh. treten auch schon die Feuerwaffen auf, die dann nach und nach alle Schutzwaffen von Mann und Pferd zu Falle bringen, alle Fernwaffen (Bogen, Armbrust und die Kriegsmaschinen, s. d.) verdrängen und die Nahwaffen auf Schwert, Säbel und Lanze beschränken (vgl. Geschütz und Handfeuerwaffen).
Von den Urzeiten an hat man die W. geschmückt, künstlerisch verziert und die höchsten Leistungen der Technik auf ihre Herstellung verwendet. Für das spätere Mittelalter und in der Renaissancezeit bilden die W. aller Art eine reiche Fundgrube für das Studium des Kunstgewerbes. Wenn zu jener Zeit die einzelne Waffe als Individuum auftritt und als solches auch häufig einen Namen erhält, so betrachtet es die Neuzeit als höchste Aufgabe der Waffentechnik, daß sämtliche W. derselben Art vollkommen gleich sind. Da die W. zu allen Zeiten als Ehrenschmuck des Kriegers wie jedes waffenfähigen, unbescholtenen Mannes galten, ihr Verlust daher als Schmach oder wohl auch gleich dem Verlust der Ehre angesehen wurde, hat sich bei den alten Völkern, namentlich den Germanen, eine Symbolik der W. entwickelt, die tief in das Volksleben eingriff. Die Hasta (Speer) diente den Königen alter Zeit als Zepter, Zeichen der Herrschergewalt, der Braut wurde bei der Vermählung mit der Hasta das Haar gescheitelt. Die Zusendung eines zerschnittenen Pfeils galt bei den Schweden (noch im 8. Jahrh.) als Kriegserklärung und Einberufung der streitbaren Mannschaft (Heerpfeil), bei den Bayern das Hineinschießen eines Pfeils in ein Gehöft als Fehdeerklärung. Vor allen W. ist das Schwert reich mit Symbolik umwoben, die auch durch die Kreuzform der Parierstange religiösen Charakter erhielt, daher bei der Eidesleistung das Schwert gleich dem Evangelium galt. Bei den alten Germanen war die Verleihung der W. ein feierlicher Akt, wodurch der herangewachsene Knabe in die Reihe der wehrhaften Jünglinge aufgenommen ward. Hin und wieder war es auch Sitte, dem gefallenen Krieger die W. mit ins Grab zu geben oder sie mit ihm zu verbrennen, während anderwärts die W. der Väter auf die Söhne forterbten, um diese zur Nachahmung der väterlichen Tugenden anzuspornen. W. dienten auch oft zur Aufrichtung von Siegeszeichen (Trophäen, s. d.); bei den Römern wurden insbesondere die W. feindlicher Feldherren in den Tempeln aufgehängt.
W. werden auch die verschiedenen Truppengattungen genannt (s. Truppen); in diesem Sinn sind Hauptwaffen: Infanterie, Kavallerie, Feldartillerie; Spezialwaffen: Fußartillerie, Pioniere, Train etc.; Ordonnanzwaffen heißen die vom Staat zur Bewaffnung des Heers eingeführten W. Vgl. Schott, Grundriß der Waffenlehre (2. Aufl., Darmst. 1876); Neumann, Leitfaden für den Unterricht in der Waffenlehre (3. Aufl., Berl. 1885); Witte, Gemeinfaßliche Waffenlehre (das. 1887); Specht, Geschichte der W. (das. 1869–76, 2 Abtlgn.); Demmin, Die Kriegswaffen in ihrer historischen Entwickelung (2. Aufl., Leipz. 1886); Jähns, Handbuch zur Geschichte des Kriegswesens (mit Atlas, das. 1878–80); Capitaine und v. Hertling, Die Kriegswaffen (Rathenow 1887 ff.), und Litteratur bei Art. Handfeuerwaffen.
Waffenfliegen (Stratiomydae Latr.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Zweiflügler, mannigfach gestaltete Fliegen mit dreigliederigen Fühlern mit stets deutlich geringeltem Endglied, deutlichen Nebenaugen, beim Männchen meist zusammenstoßenden Augen, kurzem Rüssel, meist dornigem Schildchen und einfachen Beinen. Die W. besuchen Blätter und Blüten und sind zum Teil schwerfällig in ihren Bewegungen. Die Larven besitzen einen deutlichen Kopf, sind flach gedrückt, spindelförmig oder länglich oval, leben im Wasser (dann mit Atemborsten am Afterende) oder im morschen Holz und nähren sich teils von vegetabilischen, teils von tierischen Stoffen. Die gemeine Waffenfliege (Stratiomys chamaeleon L., s. Tafel „Zweiflügler“), 15 mm lang, ist am Thorax braun, gelb behaart, am zweidornigen Schildchen gelb mit schwarzem Basalfleck, am breiten Hinterleib schwarz mit goldgelben Seitenflecken, unterseits gelb mit schwarzen Querbinden; sie findet sich in Europa häufig und fliegt von Blume zu Blume, namentlich auf Dolden. Ihre Larve lebt im Wasser.
Waffengattung, Truppengattung, s. Truppen.
Waffenmeister, Militärbeamter bei den Abteilungen der Feldartillerie, besorgt mit Hilfe der Batterieschlosser die Instandhaltung der Geschütze.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0314.jpg&oldid=- (Version vom 18.10.2024)