verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16 | |
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breitem, vorn stumpfem Kopf, warzigen Schuppen auf dem Scheitel, über den Augen mit zwei hornartigen Erhebungen und stark gekielten Schuppen auf dem Körper, ist erdfarbig gelb, oberseits mit dunklern Querflecken, bewohnt Nordostafrika und das Steinige und Glückliche Arabien, lebt hauptsächlich in der Wüste, am Tag im Sand verborgen, und geht nachts auf Raub aus. In der Gefangenschaft hält sie sich gut und vermag sehr lange zu hungern. Nach Herodot war sie den alten Ägyptern heilig, ihr Bild findet sich oft in der heiligen Schrift derselben. Vgl. Strauch, Synopsis der Viperiden („Mémoires de l’Académie impériale des sciences de St-Pétersbourg“ 1869).
Vique (spr. wīke), Stadt, s. Vich.
Vir (lat.), Mann.
Virāgo (lat.), Mannjungfrau, s. Mannjungfrauschaft.
Virbĭus, altitalischer Landesgenius, der späterhin mit dem von Asklepios wieder zum Leben erweckten Hippolytos (s. d.) identifiziert wurde. Er genoß göttlicher Verehrung in einem Hain bei Aricia, in welchen er durch Diana entrückt worden war. Diesen durfte kein Pferd betreten, da die Pferde des Neptun Hippolyts Untergang herbeigeführt hatten.
Virchow, Rudolf, Mediziner und Anthropolog, geb. 13. Okt. 1821 zu Schivelbein in Pommern, studierte zu Berlin, ward 1843 Unterarzt und 1846 Prosektor an der Charitee und begründete 1847 mit Reinhardt das „Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin“, welches er nach Reinhardts Tod (1852) allein fortführte. Gleichzeitig begann er Vorlesungen über pathologische Anatomie, habilitierte sich 1847 an der Universität und wurde 1848 von der Regierung nach Oberschlesien geschickt, um die Hungertyphusepidemie zu beobachten („Mitteilungen über den oberschlesischen Typhus“, Berl. 1848). 1848 und 1849 gab er mit Leubuscher eine Wochenschrift, „Die medizinische Reform“, heraus; auch beteiligte er sich lebhaft an den politischen Bestrebungen der Zeit, ward deshalb 1849 von der Regierung seiner Stelle enthoben und nur auf Widerruf wieder angestellt. In seinen „Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen Medizin“ (Berl. 1849) legte er seine wissenschaftlichen Tendenzen dar, und als er 1849 einem Ruf als Professor der pathologischen Anatomie nach Würzburg folgte, zählte er bald zu den hervorragendsten Lehrern der sogen. Würzburger Schule. 1856 kehrte er als ordentlicher Professor an die Berliner Universität zurück und schuf in dem damals neu begründeten pathologischen Institut eine Musteranstalt und einen Mittelpunkt für selbständige Forschungen zahlreicher jüngerer Gelehrten. Seine großartigste Leistung ist die Begründung der Cellularpathologie (s. d.); aber so zahlreich sind seine eignen Forschungen und Entdeckungen, daß die heutige pathologische Anatomie in fast allen ihren Teilen ihm wesentlich mit ihre Gestaltung verdankt. Die Lehren von der Entzündung, von den pathologischen Neubildungen (Geschwülsten), von der Embolie und Metastase, von der Tuberkulose, der Pyämie, der Leukämie (Leukocythose), der fettigen und amyloiden Entartung, der Diphtheritis etc. sind von ihm neu begründet oder wesentlich gefördert worden, und sind auch durch spätere Forscher manche seiner Anschauungen modifiziert und neue Gesichtspunkte geschaffen, so basieren sie doch meist auf den von ihm gelegten Fundamenten. Aber nicht nur auf die Pathologie, sondern auf die ganze heutige Medizin hat niemand einen so mächtigen Einfluß ausgeübt wie V., indem er die ursprünglich lokale Natur zahlreicher bis dahin unter die allgemeinen gerechneter Krankheiten zeigte und dadurch auch der Lokalbehandlung die Wege bahnte. Auch als Lehrer erwarb er sich große Verdienste; auf deutschen und ausländischen Universitäten wirken ehemalige Assistenten und Schüler Virchows als Professoren. Neben seiner wissenschaftlichen entfaltete V. eine ungemein rege politische Thätigkeit. Seit 1859 war er Stadtverordneter für Berlin; er zählte zu den eifrigsten Mitgliedern des Nationalvereins und war, 1862 in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, einer der Gründer und Führer der Fortschrittspartei, der er auch 1866 treu blieb, sowie beständiges Mitglied der Budgetkommission und Vorsitzender der Rechnungskommission. V. nimmt an den parlamentarischen Arbeiten bedeutenden Anteil und ergreift oft das Wort zu oratorisch nicht glänzenden, aber durch Sachkunde und Schärfe des Verstandes hervorragenden Reden. Aus einem von ihm verfaßten Wahlaufruf stammt der Ausdruck „Kulturkampf“. In den Kriegen von 1866 und 1870 bis 1871 war er Mitglied des Vorstandes des Berliner Hilfsvereins für die Armee, organisierte die ersten preußischen Sanitätszüge und erbaute das Barackenlazarett auf dem Tempelhofer Feld bei Berlin (vgl. darüber seine Schriften: „Über Lazarette und Baracken“, Berl. 1871; „Der erste Sanitätszug des Berliner Hilfsvereins“, das. 1870). In der Folge wurde er Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses der Viktoria-National-Invalidenstiftung und des Vorstandes der Kaiser Wilhelm-Stiftung. 1874 wurde er zum Geheimen Medizinalrat ernannt. Seit fünf Jahren leitet er als erster Vorsitzender die Berliner Medizinische Gesellschaft. Auch übte er als Mitglied der Baukuratorien großen Einfluß auf den Bau des neuen städtischen Krankenhauses im Friedrichshain, des Irrenhauses in Dalldorf und des Barackenlazaretts in Moabit sowie als Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen im Kultusministerium und der Stadtverordnetenversammlung auf die Ausführung der Berliner Kanalisation („Kanalisation oder Abfuhr?“, Berl. 1869; „Reinigung und Entwässerung Berlins“, das. 1870–79). Gegenwärtig ist er als Vorsitzender des Komitees mit dem Bau eines größern, hauptsächlich für ansteckende Krankheiten bestimmten Kinderhospitals im Norden Berlins beschäftigt, dessen Protektorat die Kaiserin Friedrich übernommen hat. 1859 studierte er im Auftrag der norwegischen Regierung den Aussatz an der Westküste des Landes. Als Mitglied der technischen Deputation für das Veterinärwesen im landwirtschaftlichen Ministerium wirkte er für die neue Gesetzgebung über die Tierseuchen und im Vorstand des Deutschen Fischereivereins für die neuere Fischereigesetzgebung. Auf der Naturforscherversammlung zu Innsbruck (1869) war er einer der Gründer der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft, deren Vorsitzender er 1870 wurde; seit 1869 leitete er außerdem die Berliner Anthropologische Gesellschaft, deren Verhandlungen er bis auf die Gegenwart herausgibt (enthalten in der „Zeitschrift für Ethnologie“). Er unternahm selbst ausgedehnte und erfolgreiche Forschungen, z. B. über die Pfahlbauten Pommerns (Julin) und der Mark und über andre vorhistorische Ansiedelungen. Mit Quatrefages geriet er in einen Streit über die Abstammung des preußischen Volkes. Infolgedessen veranlaßte er eine in ganz Deutschland ausgeführte Untersuchung der Schulkinder zur Feststellung der Verbreitung der blonden und der brünetten Rasse, welche so entscheidende Resultate ergab,
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0223.jpg&oldid=- (Version vom 1.10.2021)