verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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Platin übernehmen, und der geschützte Draht wird selbst dann nicht von der Säure angegriffen, wenn man den passiven Eisendraht oder den Platindraht entfernt; er ist selbst passiv geworden und kann einen andern Eisendraht schützen. Wenn Eisen- und Platindrähte in Salpetersäure getaucht werden und sich außerhalb der Säure berühren, so bildet das Eisen gewissermaßen den +Pol einer einfachen Kette, und dem entsprechend wird Eisen passiv, wenn man es als +Pol einer Voltaschen Säule in Salpetersäure bringt, in welche bereits der negative Platinpol der Säule getaucht worden war. Dabei entweicht der durch Wasserzersetzung frei werdende Sauerstoff, ohne sich mit dem Eisen zu verbinden. Taucht man aber den positiven eisernen Poldraht vor dem negativen Poldraht in die verdünnte Säure, so wird er angegriffen, während er unter allen Umständen passiv wird, wenn man statt der Säuren Lösungen von Alkalien oder völlig neutralen Salzen anwendet. Hierauf gründet sich die Konstruktion von Voltametern, welche durch Platten von Eisenblech gebildet sind, die in Kalilauge eintauchen. Aus der so starken elektronegativen Eigenschaft des passiven Eisens erklärt es sich, daß man die Platinplatte der Groveschen oder den Kohlencylinder der Bunsenschen Säule durch Eisen ersetzen kann, wenn dieses nur immer in sehr konzentrierter Salpetersäure steht. Wismut, Kupfer und Zinn zeigen, wenn auch in viel schwächerm Grad, ähnliche Passivitätserscheinungen. Die P. des Eisens hat ihre Ursache wahrscheinlich in einer dünnen Oxydschicht, welche einerseits das Eisen vor dem Angriff der Säure schützt, anderseits aber in ähnlicher Weise elektromotorisch wirkt wie eine Bleisuperoxydschicht, die eine Platinplatte überzieht.
Passivmasse, im Konkurs die Gesamtheit der Schulden des Gemeinschuldners, im Gegensatz zur Aktivmasse, dem vorhandenen Aktivvermögen.
Passivsaldo, bei der kaufmännischen Abrechnung der Schuldbetrag, welcher sich für den einen Kontrahenten ergibt, und mit welchem derselbe belastet wird. Bei dem Kontokorrentvertrag ist der P. klagbar, ohne daß auf die Schuldgründe der Einzelposten zurückgegangen zu werden braucht.
Passīvum (lat.), die leidende Form des Zeitworts, s. Verbum.
Paßkarten, s. Paß und Seekarten.
Paßkugeln (kalibermäßige Kugeln), Kugeln, welche den innern Durchmesser eines Gewehrs oder Geschützes haben, so daß sie gedrängt in den Lauf gehen; dann s. v. w. Vollkugeln. S. Geschoß.
Passow, Franz, namhafter Philolog, geb. 20. Sept. 1786 zu Ludwigslust in Mecklenburg, vorgebildet zu Gotha, studierte seit 1804 in Leipzig erst Theologie, dann, namentlich von G. Hermann angeregt, Philologie, ward 1807 Professor am Gymnasium zu Weimar, 1810 zweiter Direktor am Conradinum zu Jenkau bei Danzig, 1815 Professor der Altertumswissenschaft an der Universität zu Breslau, 1829 zugleich Direktor des akademischen Kunstmuseums und starb dort 11. März 1833. Sein Hauptwerk ist das „Handwörterbuch der griechischen Sprache“ (ursprünglich Bearbeitung von Schneiders Wörterbuch, Leipz. 1819–1824; 5. Aufl. von Rost, Palm u. a., 1841–57), dem die Schrift „Über Zweck, Anlage und Ergänzung praktischer Wörterbücher“ (das. 1812) vorausgegangen war. Sonst edierte er: „Die Küsse des Johannes Sekundus“ (lat. u. deutsch, Leipz. 1807), Persius (Bd. 1, das. 1809), Musäos (griech. u. deutsch, das. 1810), Longos (griech. u. deutsch, das. 1811), Tacitus’ „Germania“ (Bresl. 1817), „Corpus scriptorum eroticorum“ (Parthenios und Xenophon Ephesios enthaltend, Leipz. 1824–33, 2 Bde.), „Dionysii orbis terrarum descriptio“ (das. 1825), „Nonni Panop. metaphrasis“ (das. 1834), schrieb: „Grundzüge der griechischen und römischen Litteratur- und Kunstgeschichte“ (Berl. 1816, 2. Aufl. 1829), „Die Lehre vom Zeitmaß der griechischen Sprache“ (Leipz. 1820, 2. Aufl. 1827) und gab mit Jachmann das „Archiv deutscher Nationalbildung“ (Berl. 1812), mit K. Schneider das „Museum criticum Vratislaviense“ (Tl. 1, 1829) heraus. In der Breslauer Turnfehde wurde er durch sein „Turnziel, Turnfreunden und Turnfeinden“ (Bresl. 1818) der Vorkämpfer des Turnens. Seine kleinern Arbeiten wurden gesammelt als „Opuscula academica“ (von Bach, Leipz. 1835) und als „Vermischte Schriften“ (von seinem Sohn W. A. P., das. 1843). Vgl. Wachler, Passows Leben und Briefe (Bresl. 1839); Ritschl, Kleine philosophische Schriften (Bd. 5). – Sein Sohn Wilhelm Arthur P., geb. 20. März 1814 zu Jenkau bei Danzig, zuletzt Gymnasialdirektor in Thorn, gest. 4. Aug. 1864 in Streitberg, hat eine Anzahl ästhetisch-kritischer und litterarhistorischer Arbeiten veröffentlicht.
Paßstift, im Kartenspiel Bezeichnung für die Marke, welche ein Spieler zahlt, der paßt, ohne daß sein Vorspieler etwas angesagt hat.
Passus (lat., „Schritt“), bei den alten Römern Name für ein Maß von 5 Fuß (= 2 Gradus oder 2 × 21/2 Fuß), bezeichnet den Raum von dem Punkt, wo ein Fuß aufgehoben, bis dahin, wo derselbe wieder niedergesetzt wurde, also in unserm Sinn einen Doppelschritt; 1000 solcher P. (mille p.) sind eine römische Meile (1478,70 m). 125 P. = 1 Stadium. Im litterarischen Sinn versteht man unter P. eine Stelle in einer Schrift.
Paßwang, ein jurassischer Paß im schweizer. Kanton Solothurn (1005 m), zweigt sich von der Route des Obern Hauensteins im Balsthal ab und mündet in das Thal von Laufen aus. Seitdem mehrere Jurapässe Eisenbahnen erhalten haben, hat die Straße an Bedeutung verloren.
Passy, westlicher, an der Seine gelegener Stadtteil von Paris (16. Arrondissement), der vorzugsweise aus Villen, Gärten und einigen Fabriken an der Seine besteht.
Pasta (mittellat.), Teigmasse; P. althaeae, P. gummosa, Gummipasta, Lederzucker (s. d.); P. Guarana, Guarana; P. liquiritiae, P. glycyrrhizae, Süßholzpasta (s. Lederzucker).
Pasta, Giuditta, Opernsängerin, geb. 9. April 1798 zu Saronno bei Mailand aus einer jüdischen Familie, erhielt ihre erste musikalische Bildung im Konservatorium zu Mailand und begründete ihren Ruf 1822 durch ihr Auftreten auf der Bühne zu Verona bei Gelegenheit des Kongresses daselbst. Im nächsten Jahr erhielt sie einen Ruf nach Paris und machte von hier aus Kunstreisen nach fast allen großen europäischen Städten. Eine 21/2 Oktaven, vom g bis zum dreigestrichenen d umfassende, sympathische Stimme, ein künstlerisch vollendeter Vortrag, eine edle Erscheinung und ausdrucksvolle Züge, dies waren die Eigenschaften, welche in Verbindung mit ihrem großartigen Darstellungstalent den außerordentlichen Enthusiasmus erklären, den sie allenthalben erregte. Bellini schrieb für sie seine „Sonnambula“ und „Norma“, Pacini seine „Niobe“. Seit 1840 lebte sie in Zurückgezogenheit auf ihrer Villa am Comersee, wo sie 1. April 1865 starb.
Pastawaren, verschiedene Waren aus Mehlteig, z. B. Maccaroni, Nudeln.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 765. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0765.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2024)