Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b12 s0695.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

gerühmt. Die geistigen Fähigkeiten der Rasse stehen besonders hoch auf den Fidschiinseln, wo allerdings polynesische Einflüsse schon ihre Wirkung ausgeübt haben. Ihr hervorstechendster Charakterzug ist Mißtrauen, das aber allmählich verschwindet. Der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tod findet sich überall und zugleich ein Dienst der Abgeschiedenen, deren Schädel als Hausgötzen aufgestellt werden. Nur auf den Fidschiinseln herrschte kein Schädelkult. Große Gebäude dienen als Tempel, und man huldigt dualistischen Anschauungen. Wo nicht polynesische Einflüsse sich geltend gemacht haben, wie auf den Fidschiinseln, herrschen Freiheit und Gleichheit, und die sogen. Häuptlinge sind fast gänzlich machtlos. Was die Sprache der P. anlangt, so kennt man nur die der Mafor auf Neuguinea genauer; doch scheinen die verschiedenen auf dieser Insel gesprochenen Dialekte in einem tiefern Zusammenhang zu stehen. Wie sich das Verhältnis derselben zu dem Idiom der Negritostämme stellt, müssen spätere Forschungen zeigen. Vgl. Baer, Über P. und Alfuren (Petersb. 1859); Goudswaard, De Papoewas van de Geelvinksbaai (Schiedam 1863); Finsch, Bekleidung, Schmuck und Tättowierung der P. (Wien 1885); Bastian, Der Papua des dunkeln Inselreichs im Licht psychologischer Forschung (Berl. 1885).

Papúainseln, die an der nordwestlichen Küste von Neuguinea belegenen Inseln Waigëu (Wasserinsel), Salwati (Salawati), Misol, Geba, Popa u. a. mit einem Gesamtareal von 7788 qkm (141,4 QM.). Sie stehen unter dem Sultan von Tidor und werden von den Niederländern administrativ zur Residentschaft Ternate gerechnet.

Papŭla (lat.), Knötchen, s. Papeln.

Papyrīn, s. v. w. Pergamentpapier, fälschlich auch Papierschirting.

Papyrograph (Zuccatos P.), ein in England erfundener Apparat zum raschen Kopieren von Zeichnungen und Schriftstücken. Die Schrift wird mit einer scharfen Feder und einer besondern chemischen Tinte auf die unpräparierte Seite eines Papiers geschrieben, dessen andre Seite wasserdicht gemacht ist; die Tinte zerstört die wasserdichte Schicht und bildet hierdurch eine Art Schablone, welche zur Herstellung von 200–300 Abdrücken mittels eines besondern Apparats in einer Kopierpresse benutzt werden kann.

Papȳrus L., Gattung aus der Familie der Cyperaceen, der Gattung Cyperus L. sehr nahestehend. P. antiquorum Willd. (Cyperus P. L., Papyrusstaude, s. Tafel „Wasserpflanzen“) hat eine sehr starke, kriechende Wurzel, einen bis 3 m hohen, nackten, blattlosen, fast dreikantigen Schaft, welcher unten armsdick wird und an der Spitze eine zusammengesetzte, dichte Blütentrugdolde mit mehrblätteriger, allgemeiner Hülle trägt. Der P. wächst in seichtem Wasser an Ufern, in Flüssen und Sümpfen Afrikas, Syriens, Palästinas, auch Siziliens und bildet namentlich in Afrika ein charakteristisches Glied der dortigen tropischen Flora. Er ist eine uralte Kulturpflanze; seine Wurzel, das Stengelmark und der untere Stengelteil lieferten beliebte Speise, die Wurzel auch Brennmaterial. Der Stengel diente zu allerlei Hausgeräten; man fertigte Flechtarbeiten daraus, auch Stricke, Matten und Segel, Sandalen, selbst Boote; das Mark benutzte man als Lampendocht; namentlich aber lieferte der Schaft das Material zu dem Papier der Alten (s. Papier, S. 673). Die Pflanze ist in Ägypten wahrscheinlich niemals heimisch, sondern dort stets nur Kulturpflanze gewesen und gedieh wegen ihrer schweren Köpfe in einem so ebenen, den Winden ausgesetzten Land wohl nur an einigen Orten, weshalb auch ihre Kultur stets beschränkt blieb und sie jetzt vollständig aus Ägypten verschwunden ist. Die Griechen bezogen ihr Byblosmaterial aus dem Nilthal, aber niemals wuchs der P. in Griechenland; nach Sizilien kam er aus Syrien durch die Araber kurz vor dem 10. Jahrh., und von dort stammen wohl die Exemplare, welche man jetzt in Gärten kultiviert. Abbildungen des P. finden sich häufig auf altägyptischen Denkmälern, und der büschelförmige Blütenstand, mit welchem man die Tempel schmückte, diente als Bezeichnung von Unterägypten.

Papȳrusrollen, Rollschriften, die, auf Papyrus mit hieratischer und demotischer, auch mit griechischer Schrift geschrieben, aus den ältesten Zeiten (1866 v. Chr.) stammen und bis in das 5. und 6. Jahrh. n. Chr. herabreichen. Sie sind in neuerer und neuester Zeit teils in Herculaneum, teils in Ägypten und anderwärts zahlreich aufgefunden worden und für das Studium der orientalischen Sprachen sowohl als für die Kenntnis der alten, besonders der ägyptischen, Geschichte sehr wichtig. Die Rollen sind von verschiedener Länge; eine 1821 auf der Insel Elefantine aufgefundene Papyrusrolle, welche den Schluß der „Ilias“ enthält, hat 2,5 m Länge und 25 cm Breite. Die herculaneischen P. gehören zu den ältesten, welche man kennt, sind aber so verkohlt, daß sie weder eine klare Anschauung ihrer ursprünglichen Gestalt geben, noch den vollständigen Text der Schriften bieten, welche sie enthalten. Von den wichtigsten und am besten erhaltenen dieser Rollen hat die Akademie zu Oxford Abschriften (Oxford 1824 u. 1825, 2 Bde.) herausgegeben. Kopien und Beschreibungen von solchen begann auch Blanca („Varietà ne’ volumi Ercolani“, Neapel 1847). Die herculaneischen Rollen sind sämtlich nur auf einer Seite, derjenigen, deren Fasern wagerecht laufen, mit sehr schwarzer Tinte beschrieben. Die ägyptischen P. fand man meistens teils zwischen den Schenkeln, teils zwischen den Armen und auf dem Leib der Mumien, teils unter dem Knie, von sehr verschiedener Länge und Breite (Totenpapyrus). Die alten Ägypter besaßen bereits große Sammlungen ihrer P. in eignen Bibliotheken; die größte darunter war die von Theben, aus welcher mehrere der auf unsre Tage gekommenen P. herstammen. Am berühmtesten ist das von Lepsius herausgegebene „Totenbuch“, ein wichtiger Fund auf dem Gebiet der ägyptischen Litteratur der „Papyrus Ebers“ (vgl. Hieroglyphen, S. 522). Auch altarabische (kufische), hebräische, samaritanische etc. P. sind in neuester Zeit in Ägypten gefunden worden. Eine auserlesene Sammlung neu aufgefundener P. ist die des Erzherzogs Rainer.

Paquelinscher Brennapparat (spr. pak’lä́ng-), chirurgisches Instrument zum Ersatz des Glüheisens, besteht aus einem Gebläse, durch welches Benzindämpfe in einen hohlen Platinbrenner eingetrieben werden, der durch eine Spirituslampe zum Glühen gebracht und durch die zugeführten Dämpfe glühend erhalten wird, ohne daß das Instrument von Zeit zu Zeit wieder in die Flamme gebracht zu werden braucht.

Para, türkische und ägypt. Rechnungsmünze, = 3 Asper; 40 P. = 1 türk. Piaster; 1 P. = 0,4475 Pfennig.

Pará (Grão Pará), eine Provinz Brasiliens, zu beiden Seiten des Amazonenstroms, wird begrenzt von Guayana und den brasilischen Provinzen Amazonas, Mato Grosso, Goyaz und Maranhão und hat ein Areal von 1,149,700 qkm (20,880 QM.). Die Alluvialebene des Amazonenflusses nimmt den größten Teil der Provinz ein; jedoch begleitet die aus

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 695. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0695.jpg&oldid=- (Version vom 24.5.2022)