verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11 | |
|
Auch das bekannte „Theatrum europaeum“, ein großes zeitgeschichtliches Werk, enthielt viele Blätter von ihm. Die von M. nach der Natur aufgenommenen Ansichten von Städten sind in der Perspektive meisterhaft. Vgl. Eckardt, Matthäus M. (Basel 1887). Sein Sohn Matthäus, der jüngere, geb. 1621, widmete sich namentlich der Porträtmalerei, in welcher er sich A. van Dyck zum Muster genommen hatte, und ließ sich in Frankfurt a. M. nieder, wo er 1687 starb. Sein Bruder Kaspar (geb. 1627) betrieb die Ätzkunst. Beider Schwester Maria Sibylla, verehelichte Graff, Tochter des ältern Matthäus M., geb. 2. April 1647 zu Frankfurt a. M., erwarb sich einen großen Ruf durch die Treue und den Geschmack, womit sie Blumen und Insekten in Wasserfarben malte, und stach selbst die Kupfer zu vielen von ihr verfaßten Schriften, unter denen „Erucarum ortus, alimentum et paradoxa metamorphosis“ (Nürnb. 1679 u. 1683, 2 Bde.) und „Metamorphosis insectorum surinamensium“ (Amsterd. 1705), die Frucht einer 1699 nach Surinam unternommenen Reise, hervorzuheben sind. Nach einem 14jährigen Aufenthalt zu Nürnberg begab sie sich nach Frankfurt zurück und von dort nach Holland. Sie starb 13. Jan. 1717 in Amsterdam. Vgl. Guhl, Die Frauen in der Kunstgeschichte (Berl. 1858). Hans Bernhard, dem Baseler Zweig derselben Familie angehörend, geb. 28. Sept. 1723 zu Liestal im Kanton Basel, wirkte erst als Professor zu Basel, ging sodann nach Berlin, wo er sich als Gegner der Wolfschen Philosophie bekannt machte und, von Friedrich II. sehr geschätzt, 1770 Direktor der Klasse der schönen Wissenschaften bei der Akademie ward. Er starb daselbst 12. Febr. 1807. Seine Lebensbeschreibung erschien Berlin 1810.
Mericarpĭum (Teilfrüchtchen), diejenigen geschlossenen fruchtartigen Teile, in welche die Früchte mancher Pflanzen zerspringen; s. Frucht.
Merĭda, 1) Bezirksstadt in der span. Provinz Badajoz, am Guadiana, Knotenpunkt der Eisenbahnen Madrid-Badajoz, M.-Sevilla und M.-Arroyo, Bischofsitz, mit Schloß und (1878) 7390 Einw. M. verdankt seinen Ursprung den Römern (Kolonie Augusta Emerita) und war zur Kaiserzeit Hauptstadt der Provinz Lusitania. Nach Zerstörung der Römerstadt durch die Araber 713 wurde die jetzige Stadt auf den Trümmern der alten erbaut. Von einem Amphitheater, einem Theater, einer Naumachie, einem Aquädukt und mehreren Triumphbogen (darunter der Trajansbogen mitten in der Stadt) sind noch Reste vorhanden. Das besterhaltene Denkmal aus der Römerzeit ist aber die 780 m lange Brücke mit 81 Bogen über den Guadiana. Die Mauren behaupteten sich im Besitz der Stadt bis 1230. – 2) (Santiago de los Caballeros de M.) Hauptstadt der Sektion Guzmán des venezuelan. Staats Andes, 1612 m ü. M., am Fuß der mit Schnee bedeckten Sierra Nevada (s. d.) von M., ist ein hübscher Ort, seit dem Erdbeben vom Jahr 1812 neu aufgebaut. M. ist Bischofsitz, hat eine Universität, 2 höhere Schulen, Fabrikation von Teppichen, wollenen und baumwollenen Zeugen und (1883) 10,747 Einw. Die Umgegend ist reich an Kaffee etc. M. wurde 1558 gegründet. – 3) M. de Yucatan, Hauptstadt des mexikan. Staats Yucatan, liegt 40 km vom Meer auf einer trocknen Ebene, hat breite Straßen, eine prachtvolle Kathedrale. 13 andre Kirchen, ein altes Franziskanerkloster auf einer Anhöhe, einen Regierungspalast, Gerichtshof und Rathaus, Theater, ist Sitz eines deutschen Konsuls und hat (1880) 32,000 Einw. Zahlreich sind seine Bildungsanstalten. Außer einem litterarischen Institut mit juristischen und medizinischen Fakultäten besitzt es ein Seminar, eine höhere Töchterschule, ein Konservatorium der Musik, ein Altertümermuseum und eine öffentliche Bibliothek. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten sind ein Hospital, ein Armenhaus und ein Findelhaus zu erwähnen. Die Einwohner gelten für gesellig; die Frauen zeichnen sich durch Schönheit aus. M. wurde 1542 an der Stelle der indianischen Stadt Tehu angelegt.
Meriden, Stadt im nordamerikan. Staat Connecticut, Grafschaft New Haven, in malerischer Lage, hat die größte Fabrik von Britanniametallwaren in der Union, große Wand- und Standuhrenfabriken und (1880) 15,080 Einw.
Meridiān (Mittagskreis) eines Ortes der Erde heißt derjenige größte Halbkreis auf der Erdkugel, welcher durch beide Pole und durch den betreffenden Ort gelegt ist. Der M. am Himmelsgewölbe ist derjenige größte Halbkreis der scheinbaren Himmelskugel, dessen Ebene durch die beiden Pole und durch den Zenith und Nadir des Beobachters geht. Die Ebenen beider Meridiane fallen zusammen und stehen auf dem Horizont des Beobachtungsorts und auf dem Äquator senkrecht. Die Durchschnittslinie der Meridianebene mit der des Horizonts heißt Mittagslinie. Über den ersten M. (auf der Erde) vgl. Länge, außerdem Himmel. Über magnetische Meridiane s. Magnetismus, S. 85.
Meridiānkreis, von Olaf Römer erfundenes, aber erst Anfang dieses Jahrhunderts durch Reichenbach in die Praxis eingeführtes astronomisches Instrument, mit welchem man unter Zuhilfenahme einer Uhr die Kulminationszeiten und damit die Rektaszensionsdifferenzen sowie gleichzeitig die genauen Kulminationshöhen der Sterne beobachten kann, aus welch letztern man durch Subtraktion der Äquatorhöhe die Deklinationen findet. Dasselbe besteht aus einem nur in der Ebene des Meridians beweglichen Fernrohr, welches mit einer horizontalen, genau von O. nach W. gerichteten Achse fest verbunden ist, und dessen Neigung gegen den Horizont durch Ablesung an einem senkrecht zur Achse befestigten Kreis gefunden wird. Zur Lagerung der Zapfen der horizontalen Achse sind im Beobachtungsraum (Meridianzimmer) zwei Steinpfeiler aufgemauert, die durch den Fußboden hindurchgehen und mit keinem Teil des Gebäudes in Verbindung stehen. Die Art der Lagerung der Achse ist verschieden. Bei dem Repsoldschen M. der Straßburger Sternwarte (vgl. Tafel „Astronomische Instrumente“, Fig. 1) befinden sich auf den beiden Pfeilern zwei mit ihren Mittellinien von O. nach W. gerichtete durchbrochene eiserne Cylinder, in deren innern Endflächen in der Mitte die zwei nach oben offenen, winkelförmigen Lager angebracht sind, in denen die Enden der Achse ruhen. Diese Enden bestehen aus möglichst genau kreisrunden Stahlcylindern von 9 cm Dicke; mittels besonderer Hilfsapparate kann die etwanige Abweichung des Querschnitts von der Kreisform ermittelt werden, um sie bei der Beobachtung in Rechnung zu ziehen. Das Mittelstück der Drehungsachse besteht aus einem würfelförmigen Hohlkörper, der durch zwei angeschraubte Hohlkegel mit den beiden Stahlzapfen verbunden ist. An diesen Würfel sind rechtwinkelig zur Drehungsachse ein Paar andre schwach kegelförmige Röhren angesetzt, welche den Körper des Fernrohrs bilden; am Ende der einen Röhre befindet sich das Objektiv (von 16,2 cm Öffnung und 1,9 m Brennweite), am andern der Okulareinsatz. Im gemeinschaftlichen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0492.jpg&oldid=- (Version vom 8.5.2022)