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Seite:Meyers b10 s0539.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

des gelehrten Perizonius) auf die systematische Gestaltung der Grammatik der Folgezeit einen Einfluß gehabt hat wie keine frühere Leistung. Seine Methode wurde besonders verbreitet durch Kaspar Schoppe (Scioppius) in seiner „Grammatica philosophica“ (1628 u. öfter). Durch Belesenheit und Gründlichkeit überragte seine Vorgänger Gerh. Joh. Vossius („Aristarchus, s. de arte grammatica libri VII“, Amsterd. 1634 u. 1662; neu hrsg. von Förtsch und Eckstein, Halle 1833–34, 2 Bde.). Aus dem 18. Jahrh. verdienen Erwähnung: Th. Ruddimanns „Institutiones latinae linguae“ (Edinb. 1725; zuletzt hrsg. von Stallbaum, Leipz. 1823), die „Grammatica marchica“ (Berl. 1718; zuletzt von Bernhardi, das. 1795–97, 2 Bde.), unter den deutsch geschriebenen Schulgrammatiken die erste bedeutendere, und Seyferts „Lateinische Sprachlehre“ (Brandenb. 1798–1802, 5 Bde.). Um von der langen Reihe der für die Schule bestimmten Bearbeitungen der lateinischen Grammatik seit dem Ausgang des vorigen Jahrhunderts abzusehen, erwähnen wir von ältern Werken nur noch K. L. Schneiders „Elementarlehre der lateinischen Sprache“ (nur Bd. I u. II,1 erschienen, Berl. 1819–21) als einen Anfang umfassender Darstellung des grammatikalischen Stoffes; Ch. K. Reisigs „Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft“ (hrsg. von Fr. Haase, Leipz. 1839; neu bearbeitet von Hagen, Landgraf und Schmalz, Berl. 1881 ff.); Haases eigne „Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft“ (hrsg. von Eckstein und Peter, Leipz. 1874–80). Zu einer wirklich wissenschaftlichen ist die Methode der lateinischen Grammatik erst in neuerer Zeit durch den Einfluß der vergleichenden und der sogen. historischen Grammatik erhoben worden. Als Schöpfer der letztern ist namentlich zu bezeichnen Fr. Ritschl, dessen (in den „Opuscula philologica“, Bd. 2–4, Leipz. 1868–78, gesammelten) Forschungen wir die Grundlagen einer methodisch-kritisch gesicherten Kenntnis der alten handschriftlich und inschriftlich überlieferten Latinität verdanken. Aus der großen Fülle neuerer Bearbeiter der verschiedenen Teile der lateinischen Grammatik, von denen E. Hübners „Grundriß zu Vorlesungen über die lateinische Grammatik“ (2. Aufl., Berl. 1881) ein bis 1880 reichendes, fast erschöpfendes Verzeichnis gibt, heben wir hier nur folgende hervor: R. Kühner („Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache“, Hannov. 1877–79, 2 Bde.), Fr. Stolz u. J. H. Schmalz („Lateinische Grammatik, Laut- und Formenlehre, Syntax und Stilistik“, Nördling. 1885), F. Neue („Formenlehre der lateinischen Sprache“, 2. Aufl., Berl. 1875–77, 3 Bde.), Fr. Bücheler („Grundriß der lateinischen Deklination“, neu hrsg. von J. Windekilde, Bonn 1879), A. Draeger („Historische Syntax der lateinischen Sprache“, Leipz. 1878–81, 2 Bde.), Fr. v. Nägelsbach („Lateinische Stilistik“, 7. Aufl. von I. Müller, Nürnb. 1881), R. Klotz („Handbuch der lateinischen Stilistik“, Leipz. 1874), F. Hand („Lehrbuch des lateinischen Stils“, 3. Aufl. von H. L. Schmitt, Jena 1880). Vgl. L. Meyer, Vergleichende Grammatik der griechischen und lateinischen Sprache (Berl. 1861–65, 2 Bde.; Bd. 1, 2. Aufl., das. 1882–84); E. Herzog, Untersuchungen über die Bildungsgeschichte der griechischen und lateinischen Sprache (Leipz. 1871).

Die ersten Anfänge der Lexikographie bei den Römern lassen sich bis in das 1. Jahrh. v. Chr. zurückverfolgen; vorzugsweise ist dieselbe der Sammlung sogen. Glossen zugewendet. Vertreter dieser Richtung sind für uns Verrius Flaccus (1. Jahrh. v. Chr.), Nonius Marcellus (Anfang des 4. Jahrh. n. Chr.) und Isidorus von Sevilla (erste Hälfte des 7. Jahrh.), an den sich eine ganze Reihe auf alte Tradition zurückgehender Glossensammlungen anschließt (vgl. Löwe, Prodromus corporis glossariorum latinorum, Leipz. 1876). Als Anfang wissenschaftlicher, auf eigner Quellenforschung beruhender Lexikographie ist Rob. Stephanus’ „Thesaurus linguae latinae“ (zuerst 1531, dann 1543, 3 Bde.; neue Ausg., Lond. 1733–53 u. Basel 1740–43) zu betrachten. Auf diesem Werk beruht zum Teil J. M. Gesners „Novus linguae et eruditionis latinae thesaurus“ (Leipz. 1749, 4 Bde.). Ein selbständiges Werk ist Forcellinis „Totius latinitatis lexicon“ (Padua 1771, 4 Bde.; neu bearbeitet von Corradini, das. 1864 ff., und de Vit, Prato 1858 ff., 6 Bde.). Auf Gesner und Forcellini basieren mehr oder weniger Schellers „Ausführliches lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Wörterbuch“ (Leipz. 1783, 2 Bde.; 3. Aufl. 1804, 5 Bde.), Freunds „Wörterbuch der lateinischen Sprache“ (das. 1834–45, 5 Bde.), Klotz’ „Handwörterbuch der lateinischen Sprache“ (Braunschw. 1853, 2 Bde.; zuletzt 1874), Georges’ u. Mühlmanns „Thesaurus der klassischen Latinität“ (Leipz. 1854–1868, 2 Bde.; unvollendet) und Georges’ „Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch“ (7. Aufl., das. 1879–80, 2 Bde.), zur Zeit das beste Werk dieser Art. Vgl. G. Autenrieth und F. Herdegen, Lexikographie der griechischen und lateinischen Sprache (Nördling. 1885); Vaniček, Griechisch-lateinisches etymologisches Wörterbuch (Leipz. 1877); Derselbe, Etymologisches Wörterbuch der lateinischen Sprache (2. Aufl., das. 1881). Die mittelalterliche Latinität behandelte Du Cange (s. d.) in seinem „Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis“.

Lateinisches Segel, dreieckiges, in weite Spitzen auslaufendes, an einer langen, leichten, beinahe senkrecht aufstehenden Raa befestigtes Segel, wird besonders auf dem Mittelmeer geführt. Die Raa ist stets länger als der Mast.

La Tène-Periode, eine voll entwickelte vorrömische Eisenperiode, deren Ornamentik die Motive der Wellenlinie, des Kreises, des Dreiecks benutzt, um klassische Motive in phantastischer Weise umzugestalten. Es erscheinen unter den Leitmotiven dieser Verzierungsweise Doppelvoluten, Fischblasen, Palmetten, verschnörkelte Pferde etc. Die L. hat ihren Namen erhalten von einer Stelle des Neuenburger Sees bei Marin, wo Schwab und Desor seit 1858 charakteristische Eisenwaffen, besonders lange Schwertklingen mit verzierten Scheiden, breite und gezackte Speerspitzen, Sensen, Beile, Messer, Fibeln mit zurückgebogenem Schlußstück, gallische Münzen etc. in Masse aufgefunden haben. Die La Tène-Waffen zeichnen sich durch eine wahre Verschwendung von Eisenmaterial aus und stimmen mit der Beschreibung, welche Diodorus Siculus von den Waffen der Galater und der südlicher wohnenden Kelten gibt, so auffallend überein, daß man sie unbedenklich als spezifisch gallische bezeichnen darf. Das Verbreitungsgebiet dieser typischen La Tène-Objekte reicht von den Begräbnisplätzen der Champagne und der Côte d’Or an durch die Schweiz, das Mittelrheinland und Süddeutschland bis Ungarn (wohl auch noch weiter östlich) und entspricht somit genau der Verbreitung der gallischen Stämme, wie sie uns die Geschichte ihrer Masseneinfälle in die Balkanhalbinsel vom Beginn des 3. Jahrh. n. Chr. mehrfach schildert. Auf diesem Gebiet aber sind prähistorische Eisenschmelzen schon seit langem bekannt, im Berner Jura allein wurden deren an 400 entdeckt; ebenso

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0539.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2024)