Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band | |
|
Eine der lieblichsten und am häufigsten besuchten Parthien ist das Felsthal am Seebach, das wir in unserm Stahlstich verbildlichen.
Franzensbad ist mit allen Bequemlichkeiten eines Badeortes vom ersten Range ausgestattet und es hat manchen Genuß, den weder Karlsbad noch Töplitz bieten kann. Dahin gehört die freie Jagd für jeden Badegast in dem romantischen, wildreichen und großen Reviere.
Schon einmal durchwanderten wir die reizenden Umgebungen des nordischen Venedigs, schifften auf dem inselreichen Mälar und ergötzten uns an dem herrlichen Panorama von Schwedens Hauptstadt, mit dem sich nur das von Constantinopel in Vergleich bringen läßt. Es kann in der That nichts Eigenthümlicheres geben, als einen Situationsplan von Stockholm. Da sieht man hohe Felsen mit tiefen, vom Meer durchströmten Schluchten wechseln; Berge und Thäler mit Gärten und Wäldern; dunkle Parks mit steifen Alleen; weite Wasserbecken mit engen Kanälen; Kays und Docks mit thurmreichen Kirchen; Brücken und Stege mit Schleußen; Schlösser mit Schiffswerften, friedliche Straßen mit dräuenden Schanzen; Wachthäuser und Leuchtthürme mit Kiosk’s und Belvederes. Es ist ein Quodlibet aller nur erdenklichen pittoresken Schönheiten, und in der ganzen Welt wird nichts Aehnliches wieder gefunden.
Stockholm erstand im 12ten Jahrhundert auf den Trümmern des von Seeräubern zerstörten uralten Sigtuna’s. Noch besteht ein kleiner, finstrer, winklicher Kern aus jener Zeit; doch er verschwindet und man vergißt ihn in der prächtigen Hauptstadt, die sich jetzt über viele Inseln ausbreitet, welche die schönsten Brücken mit einander verbinden. In vielen der Hauptstraßen, wo die Menge von großen und prachtvollen Gebäuden eben so viel Wohlhabenheit als Geschmack und Bildung verrathen, wogt grünliche Meerfluth, belebt von unzählichen Nachen und Barken, zwischen denen die hochmastigen Seeschiffe die Güter der Erde aus allen Zonen tragen. Märkte und öffentliche Plätze, (deren es 21 gibt), sind zwar nicht groß; aber viele sind nach der Seeseite hin offen, anmuthig mit Bäumen
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/205&oldid=- (Version vom 6.12.2024)