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Seite:Meyers Universum 4. Band 1837.djvu/138

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für Religion, Wissenschaft und allerlei Künste gedeihen im Schooße der kaum gebornen Orte, die befruchtend Licht streuen in die fernsten Winkel der Erde. Missionaire, am Ohio gebildet, bekehren jetzt in Hinterindien. Und wenn ihr euch auch daran satt gewundert habt, dann laßt euch auf der rastlos westwärts dringenden Woge der heimathsuchenden Menschen hin an den Fuß der Felsengebirge tragen, und hört staunend in deren Schluchten die holzfällende Axt der Pioniers, welche die nahe Eroberung dieser beschneiten Vesten der westlichen Wildniß, und der Cultur baldiges Vordringen in die Thäler des Columbia euch laut verkündigen. Erst am Gestade des großen Oceans wird sie rasten, und dort, (denn aus entgegengesetzter Richtung, von Australien her, civilisirt England), werden sich Mutter und Tochter am Ende ihres großen Tagewerks (des erhabensten, das der Allmächtige Nationen auflegt,) begegnen, und die Civilisation hat dann ihren Kreislauf vollendet.

Seht! so und nicht anders findet ihr das Amerika, das ihr verarmt und zu Grunde gerichtet euch träumt oder schildern laßt, von Menschen, die ein Interesse dabei haben, daß eine Lüge geglaubt wird, welche sie selbst verlachen. Immerhin mag ein Gewitter, wenn’s über ein Land zieht, manches Saatfeld zerschlagen; aber was dem Einzelnen Verderben bringt, ist dem Ganzen ein Segen.


In einem Lande, wie Nordamerika, wo dem Fleiße, der Geschicklichkeit und dem Unternehmungsgeiste die breitesten Bahnen zum Erstreben von Reichthum und Ansehen offen liegen, und wo die meisten Güter des Lebens nicht ererbt, sondern erworben werden, in einem solchen ist das „Glückmachen“ eben so häufig, als es in der alten Welt selten geworden ist. Die reichsten Individuen der Union fingen arm an, und unter den jetzt lebenden Regierungshäuptern der 27 Freistaaten sind nicht weniger als sechs, welche, als sie einwanderten, nichts hatten als gesunde Arme, mit welchen sie die Hütte, ihre erste Wohnung auf freier Erde, sich selbst bauen mußten. Ein ähnliches Beginnen hatte Stephan Girard in Philadelphia, welcher im vorigen Jahre als der reichste Mann in der neuen Welt starb. Als ein armer Knabe kam er hinüber, und sein erster Geschäftsfond war ein geliehener Dollar; nach 60 Jahren schätzte man sein Vermögen auf 20 Millionen. Seine Schiffe befuhren alle Meere; er hatte Etablissements in allen Welttheilen, und die Bank, die seinen Namen trug, die einzige in der Union, welche nicht auf Aktien errichtet wurde, stattete er mit 3 Millionen aus. Dabei war er der Vater der Armen, und kein Bedrängter, der sich an ihn wendete, ging unberathen und ungetröstet von ihm. Auf die Unterstützung und Errichtung von das allgemeine Wohl fördernden Anstalten hat er während seines Lebens über 5 Millionen Dollars verwendet. Das Streben nach äußerer Auszeichnung war ihm von Natur so zuwider, daß er nie einen andern Titel wollte, als den des Bürgers, und stets sagte, daß kein anderer den Mann so ziere. Als er starb, legten Tausende seiner Mitbürger freiwillig Trauer an, und der Congreß ehrte sein Andenken durch die rühmliche Erwähnung seiner Tugenden und Verdienste.