Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band | |
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die eckelhaftesten Surrogate menschlicher Nahrung aufgezehrt waren, am 4. Sept. ihre Burgen zum zweitenmal den Erbfeinden, doch nicht eher, als bis unter englischer Vermittlung ihnen freier Rückzug nach Zephalonia gesichert worden war. Aus 3000 Köpfen bestand der kleine Rest des Heldenvölkchens, der den englischen Schiffen zuwanderte. Einige hundert junge Feuerköpfe, die sich zur Blutrache gegen die Türken verbrüdert hatten, zerstreuten sich in die Gebirge, da ein Räuberleben führend, ein Schrecken der Türken. – Bald nachher rief Griechenland seine Söhne zur Freiheit. Die Sulioten säumten nicht, vereinigten sich unter Bozzaris, verjagten zuerst die Türken aus ihrer alten Heimath und eroberten ihr geliebtes Suli wieder; dann fochten sie in den Schaaren der Hellenen, und bald galten sie als die Tapfersten im ganzen Griechenheere, und viele der herrlichsten Siege waren ihr Werk. Doch wurde der Sulioten Häuflein immer kleiner, und im Vorgefühle ihres gänzlichen Untergangs weihete sich Jeder dem Tode. In der Nacht des 20. Augusts 1823 überfiel Marco Bozzaris den mächtigen Pascha von Scutari im Lager von Carponissi; verwegen bahnte er sich an der Spitze seiner Fünfhundert blutige Bahn durch zwanzig tausend Türken zu dem Zelte des feindlichen Feldherrn, und im Begriff, diesen mit eigner Hand gefangen zu nehmen, fiel er, von einer Kugel tödtlich getroffen. „Ich sterbe eines Sulioten würdig!“ rief der Held, Angesichts des schönsten Siegs, und gab den Geist auf. – Sein Bruder Constantin vollendete die That, die Griechenland damals gerettet hat. 5000 Türken lagen erschlagen, alle Waffen und alles Gepäck fiel in die Hände der Ueberwinder, und die Türken gaben für dießmal den Kampf auf und zogen zu Hause. Noch einmal sah die Sulioten-Schaar die heimischen Berge und ihre verfallenen Vesten wieder; dann erhob sie von neuem das Kreuz. Mit den tapfern Philhellenen focht sie bis zu deren Untergang bei Petta, und dann in der berühmten heldenmüthigen Vertheidigung von Missolunghi. Nur Wenige blieben übrig – und diese Wenigen lösten ihr Todes-Gelübde in den spätern Kämpfen für die griechische Freiheit.
So war denn das Volk der Sulioten, bis auf die schwachen auf Zephalonia geborgenen Reste der Weiber und Kinder, von der Erde verschwunden; aber sein Ruhm und sein Andenken wird dauern, so lange die Tugend aufopfernder Vaterlandsliebe noch Verehrer unter den Menschen findet.
Unser vortrefflicher Stahlstich ist nach einer von Meisterhand an Ort und Stelle entworfenen Zeichnung gefertigt. Er gibt ein treues Bild von der Hauptveste Suli und den umliegenden (zerstörten) Castellen und zugleich einen wahren Begriff von dem Charakter dieser merkwürdigen Gegend.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1836, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_3._Band_1836.djvu/88&oldid=- (Version vom 2.8.2024)