Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band | |
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Flickwerke) stützen, bilden die Ueberbleibsel dieser ehemaligen, so prachtvollen Fürstenwohnung. Ihr Erbauer, träte er jetzt in den Burghof, würde sie gewiß nicht wieder erkennen. Aber alles Schmucks beraubt, wird sie doch immer als National-Denkmal Thüringens und des deutschen Landes in Ehren gehalten werden.
Terni ist das Interamna der Römer. Es ward erbaut unter Numa Pompilius, und erhielt Berühmtheit als Geburtsort des großen Geschichtschreibers Tacitus, und der Imperatoren Tacitus und Florian. Von seiner einstigen Größe sind noch vorhandene Trümmer Zeugen; man unterscheidet die eines Theaters und mehrer Tempel. Es liegt 4 Stunden von Rom, an der großen Straße, welche von der Hauptstadt über die Apeninnen nach dem Norden und Osten Italien’s führt. Die Zahl der Einwohner zur classischen Zeit war über 50,000; jetzt wird sie 7000 nicht übersteigen.
Die Gegend von Terni, in der Mitte der Apenninen, ist von großer Schönheit. Hohe Berge, die mit prächtigen Eichenwaldungen bedeckt sind, werden bald durch schauerliche, dunkle Felsschluchten, bald durch lachende Thäler getrennt, in denen frische, grünende Auen und fette Triften, hohe, mit Rebengewinden verbundene Olivenhaine, reiche Obstgärten, und an den südlichen, geschützten Wänden duftende Orangen- und Citronenwäldchen abwechseln. Ströme rauschen von den Bergen und Felsen herab und bilden Wasserfälle, welche das Wilde und Phantastische zu dem Freundlichen und Gemüthlichen der Landschaft gesellen.
Das Merkwürdigste der Gegend und zugleich eine der größten Sehenswürdigkeiten in Italien ist der, vier Meilen von Terni entfernte Fall des Velino, der zweite an Größe unter den Wasserfällen Europa’s. Die Bewohner des Landes nennen ihn LA CADUTA DELLA MARMORA. Er ist kein Werk der Natur, sondern ein Werk von Menschenhand, und eines von den wenigen, glücklichen Beispielen, welche beweisen, daß der schwache Sterbliche zuweilen Etwas hervorzubringen vermag, was den grandiosesten Schöpfungen der Natur gleich kömmt. Die Veranlassung
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1836, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_3._Band_1836.djvu/196&oldid=- (Version vom 11.8.2024)