Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band | |
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seine herrliche Piazza ist er noch immer einer der schönsten der Welt. Die Zahl der Einwohner war einst 300,000; – sie kann jetzt höchstens 25,000 seyn. Der Bodenreichthum der Umgegend nährt das Volk reichlich bei wenig Arbeit; aber Gewerbe und Handel, einst hier weltberühmt, sind verschwunden. Selbst die Seidenfabriken, welche noch blüheten bis in die neuere Zeit, sind unter den Stürmen, welche das arme Spanien gegenwärtig verwüsten, größtentheils zu Grunde gegangen und die berühmten königlichen Stutereien bestehen, aus Mangel an Fonds, blos dem Namen nach. Nichts, auch nicht ein einziges Gebäude, gibt von der Gegenwart ein erheiterndes Zeugniß; alles deutet auf den furchtbaren Schicksalswechsel hin, welchen Cordova erduldete.
Cordova ist eine Gründung Rom’s – und ward durch eine Gesellschaft auswandernder Patrizier erbaut, weshalb sie auch in den ersten Zeiten COLONIA PATRICII hieß. Später nahm sie den Namen Corduba an. – Ihre herrliche Lage und gesunde Luft machten sie zum Lieblingsaufenthalt vornehmer römischer Geschlechter, und sie galt, als Rom sank und die Gothen die Pyrenäen überstiegen, Spanien und auch Corduba eroberten, für eine der schönsten Städte der iberischen Halbinsel. Die Gothen verwüsteten die Stadt, und die herrlichsten Denkmäler aus der klassischen Zeit gingen schon damals unter. –
Die Herrschaft der Gothen, welche allmählich römische Kultur annahmen, wurde, nachdem sie ein Paar Jahrhunderte gedauert und sich durch langen Frieden und innige Verschmelzung der Besiegten und Sieger befestigt hatten, durch eine Art zweiter Völkerwanderung unterbrochen, welche sich aus Arabiens Steppen durch Nordafrika gegen Europa wälzte. Kelad, genannt das Schwerdt Gottes, der Nachfolger Mahomed’s, hatte in fanatischer Begeisterung für die Ausbreitung der Lehre des Propheten, ewigen Krieg erklärt gegen die Ungläubigen auf der ganzen Erde. Im Jahre 632 zogen die unter der Fahne Mahomeds vereinigten Stämme der Araber aus ihren Wüsten, eine furchtbare Völkerfluth, getrieben von angeborner Raubsucht und brennend von frisch entglühetem Enthusiasmus, Welteroberung ihr offen verkündigter Zweck. In zwei Arme theilte sich der Strom, dessen einer sich ostwärts über Persien hinwälzte, während der andere das mit herrlichen und festen Städten prangende Syrien überfluthete, wo ihm Heraklius, der Kaiser des römischen Ostreichs, vergeblich mit großen Heeren tapfer entgegentrat. Als zwei Hauptschlachten diese vernichtet hatten und der Weitereroberung der römisch-asiatischen Provinzen die Bahn gebrochen war, wendete sich eine Abtheilung der Araber über die Landenge von Suez dem Westen zu, und drang brennend, verwüstend, austilgend durch ganz Aegypten. In schnellem Siegeslauf brachte Amrud, der Feldherr der Araber, das ganze Nilland mit seinen königlichen Städten in des Chalifen Gewalt. Nur die Lybische Wüste hinderte für jetzt den Strom der Sarazenen, weiter westwärts zu dringen. – Kelad’s Nachfolger verfolgten den Welteroberungsplan, und unter El Walid stieg die arabische Macht am höchsten. Die Lybische Wüste war schon früher von den Arabern überschritten, Carthago erobert, und ganz Nordafrika bis nach Ceuta hin verheert und in Besitz genommen worden; El Walid’s Feldherren, in drei Welttheilen Sieger, drangen über die Meerenge von Gibraltar, vernichteten die tapfer widerstehenden Heere der christlichen Gothen, erstürmten und zerstörten ihre Festen
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1836, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_3._Band_1836.djvu/182&oldid=- (Version vom 11.8.2024)