Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band | |
|
der Prophet seine Jünger und belehrte sie. Diese Grotte ist eine den Mohamedanern besonders heilige Stelle, Ein Einsiedler unterhält eine ewige Lampe in derselben, und von türkischen und christlichen Wallfahrern wird sie häufig besucht. Es ist ein gar schauerlicher Aufenthalt. Man sieht nichts als über sich den Himmel, unter sich in der Tiefe das Meer, dessen weißschäumende Wogen sich an den Felsen brechen.
Die fromme Kaiserin Helena baute auf dem Carmel eine Kirche, und im 12. Jahrhundert gründeten die Barfüßer an deren Stelle das St. Eliaskloster. Bonaparte, als er Acre belagerte, verwandelte es in ein Spital, und nach seinem Abzug zerstörten es die Türken. Erst vor einigen Jahren ist es, nachdem man für den Zweck in der ganzen Christenheit Beiträge gesammelt hatte, wieder aufgebaut worden. Von dem Balkon des Klosters ist die Aussicht entzückend. Durch der Bay von Acca weiten Bogen getrennt, erblickt man die Städte Caipha und Acca, welche sich mit ihren weißen Mauern, schlanken Minarets und zahlreichen Kuppeln grandios ausnehmen, und dazwischen zahlreiche arabische Dörfer inmitten blühender Pflanzungen. Nach Osten hin überschaut das Auge eine lachende Hügellandschaft mit tiefen Thälern, die Höhen meistens mit schimmernden Trümmern von Burgen und Klöstern gekrönt. Majestätisch aber ragen der Tabor und Hermon, wie Riesen unter Zwergen, hervor, und die blaue Bergkette Samaria’s begränzt nach dieser Seite das Panorama.
Der Anblick von Syrakus, welches, wie Tarent, zwei Meerbusen umarmte, hat noch immer etwas Großartiges, wiewohl die jetzige Stadt, auf die Insel eingeschränkt, kaum den zwanzigsten Theil des Raums einnimmt, den sie, als eine der prachtvollsten und größten Städte der alten Welt, einst bedeckt hat.
Doch mehr als das Räumliche sind es die großen, historischen Erinnerungen, welche die Seele beschäftigen und bedrängen bei dem Bilde dieser uralten Metropole Siciliens. Man sieht die Stadt, welche unter allen griechischen Pflanzstädten Athen den Vorzug streitig machte, welche siegreich gegen Carthago kämpfte und muthig gegen Rom in die Schranken trat, das gefürchtete Rom, dem alle Völker Italiens schon huldigten. Man überblickt eine lange Reihe von ereignißreichen Jahrhunderten, während welcher dieses Syrakus, eine hohe,
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1836, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_3._Band_1836.djvu/18&oldid=- (Version vom 22.7.2024)