Zum Inhalt springen

Seite:Meyers Universum 2. Band 6. Auflage 1835.djvu/29

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
LI. Heidelberg.




Heidelberg! so rufen gewiß Tausende unserer Leser bei’m ersten Blick auf das reizende Bild. Den breiten, schäumenden Neckar und sein entzückendes Thal erkennen sie wieder, die schöne Brücke, die sich über ihn wölbt, am entgegengesetzten Ufer die Stadt selbst, dicht am Strome einen weiten Bogen bildend, über den sich die prächtigen Ruinen des Schlosses hoch erheben und hinter diesen steile, waldbekleidete Berg- und Felsenwände, deren dunkles Grün den Grund des großen Gemäldes bildet. Für solche bedürfte es der erklärenden Zugabe nicht. Aber nicht Alle gehören zu Denen, die sagen können: „Auch ich war im Paradiese des Neckars!“ Und darum ist eine kurze Beschreibung von Heidelberg und seiner Gegend hier wohl an ihrer Stelle.


Heidelberg, nach Mannheim und Carlsruhe die größte Stadt des badischen Landes, und bis 1720 die Residenz der Kurfürsten von der Pfalz, liegt am Fuße des 2000 Fuß hohen Königstuhls, am Ende der reizenden Bergstraße, auf dem linken Ufer des Neckars, welcher hier aus einer waldigen Bergschlucht als mächtiger Strom hervorbraußt. Ihn überspannt eine 700 Fuß lange, steinerne Brücke, von der man auf- und niederwärts vortreffliche Aussichten genießt. Die Stadt, zwischen den Strom und die Berge gedrängt, besteht großentheils aus einer einzigen, breiten, schönen Straße, die sich wohl eine halbe Stunde lang, parallel mit dem Laufe des Flusses und an hohen Felsen hinzieht. Ein kleiner Theil der Gebäude drängt sich auch die Wand des Schloßberges hinan, – darum die Bergstadt geheißen. Der Ort hat, sammt seiner Vorstadt, etwa 1200 Häuser und 13,000 Einwohner. Die Hauptstraße ausgenommen, sind die übrigen Straßen meistens düster und eng; doch tragen die großentheils massiven Häuser das wohlthuende Gepräge der Dauer und der Stattlichkeit. Und es trügt nicht; denn Wohlhabenheit ist hier noch nicht aus den Wohnungen der Vielen geflohen, um sich bei Wenigen zum Reichthum zusammen zu drängen. Die bürgerlichen Gewerbe blühen, theils durch die meistens von reichen Ausländern besuchte