Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zweiter Band | |
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führt, steht ein eben so großes Elephanten-Standbild. Der innere Raum dieser Gebäude besteht in jedem Stockwerke aus einem Saale, deren Verzierungen das Gepräge der vorbeschriebenen haben. Aber vom belebenden Hauche der durch die Thüröffnungen eindringenden Luft angeweht, grünen Sträucher auf dem Boden, wurzeln rankende Schlinggewächse in den Spalten der Wände und umkleiden die verlassenen Götzen mit Gewändern von frischem Laub und duftenden Blumen. Auch außen sind die Zinnen der Tempel mit grünenden und blühenden Sträuchern üppig überwachsen, so daß manche wie aufgesetzte Blumenkörbe sich ausnehmen.
Ursprung und Zeit der Verfertigung, – Erbauung kann man nicht sagen, – dieser räthselvollen Menschenwerke der Urzeit umhüllen undurchdringliches Dunkel. Vergeblich hat man die ältesten Quellen der indischen Geschichte, die Bücher der Braminen, durchforscht. Die ältesten Chronikenschreiber nannten sie drei tausend Jahre vor Christo schon Werke der Vorzeit. Wischnuh, – sagen die Braminen, – Gott selbst war, unter dem Beistande des ganzen Menschengeschlechts, der Urheber dieser Orte der Verehrung.
von der Höhe des Grimsels.
Die weniger besuchten und gefährlichern Alpenpässe bieten dem Freunde der erhabenen, majestätischen und schaudererregenden Natur einen noch reicheren Genuß dar, als die großen Heerstraßen, auf welchen man jetzt das höchste Gebirge Europa’s mit derselben Bequemlichkeit und Sicherheit, wie eine Ebene, überschreitet. So führt von Luzern über den Grimsel und Gries nach Domo D’Ossola und Italien ein Saumpfad, der nur wenige Wochen im hohen Sommer offen steht, stets beschwerlich, an manchen Stellen gefahrvoll ist, und größtentheils nur von Maulthiertreibern, die den Käse des Oberlandes nach Italien führen, betreten wird. – Von Luzern bis Meyringen (12 Stunden) ist er nothdürftig fahrbar. Vom letztgenannten Städtchen aber wird er zum schmalen Pfade, der das romantische, 3 Stunden lange Ober-Haslithal hinauf geht. Alles ist hier Milde und Ruhe, alles noch Segen und Fruchtbarkeit. Die über dasselbe hingestreuten unzähligen Hütten zeugen von dichter Bevölkerung. Gegen den Ausgang des Thals hin beginnt das Reich des Eises. Der Urbachgletscher steigt zwischen den schönsten Matten herab. Die Aar, an welche sich der Pfad bald rechts, bald links hinzieht, wird von da an brausender, tosender, wilder. Einzelner werden auch die Wohnungen; doch rücken sie noch einmal, dicht an des Hochgebirges Marke, zu einem Dörfchen zusammen,
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zweiter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen und New York 1835, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_2._Band_6._Auflage_1835.djvu/119&oldid=- (Version vom 20.6.2024)