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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/132

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wie vordem, sondern in’s Exil. Abermals welkten die Lilien, abermals sah das souveraine Volk hohnlächelnd auf einen leeren Thron. – Doch nicht lange, so setzte sich die „beste Republik“ schlau hinein – und sie sitzt noch darin: – erst als Bürgerkönigthum, bis sie den lästigen Dualismus von sich warf und das Königthum allein zurückließ. Dies hat jetzt Alles wieder an seinen Platz gestellt: die Leibwächter-Schaaren an die Pforten und in die Korridors, die Hofmarschälle und Ceremonienmeister in die Salons mit Schaaren der Hofleute, und Kniebeugungen und Huldigungen werden nach den alten Formeln geübt. Die langen Reihen der glanzvollen Equipagen drängen sich vor der Pforte des Palastes wie ehedem, und die Boten der Völker und Fürsten der Erde bringen dem Nestor der Monarchen mit eben der Feierlichkeit Huldigung und Freundschaftsversicherung, als dem legitimsten der Könige, die vor ihm hier Hof gehalten. Wer wird nach Ludwig Philipp dieses Haus bewohnen? Das Kind, sein Enkel, das nur mit einer Krone spielen, nicht sie tragen kann? oder einer aus dem Triumvirat der Prätendenten? oder wer sonst? Das Schicksal rüttelt die Würfel; aber nur Gott weiß, für wen sie fallen.


Soll ich Euch nun in den Palast führen? – Offenherzig, meine Freunde, wir haben der Herrlichkeiten solcher Art schon mehr als zu viele gesehen, und Eintönigkeit ist ja die Seele des Königthums auch in seiner Livrey und Zierrath! Lieber hinaus in’s Freie, in das bunte, wogende Leben unter seinen Fenstern, das Ihr schauen sollt bei der Fackel eines andern, eines höheren Geistes.


Der Garten der Tuilerien.

„Engländern, (erzählt der edle Börne), die das Reisen lieben, und also auch gern das Bild der Geliebten zu Hause vor Augen haben, ist ein Garten ein Miniatur-Europa, in dessen Zügen sie einen kleinen Schaffhäuser Wasserfall, ein kleines Chamounithal, einen kleinen Golf von Neapel mit Wohlgefallen erblicken. Wäre aber der Garten der Tuilerien nicht wie er ist, im besten französischen Geschmack, sondern im englischen, so wäre das sehr schlimm. Das Herz eines ächten Parisers würde krank werden durch Erkältung oder Erhitzung, wenn er aus dem Kunstkabinet des Palais-Royal schon nach wenigen tausend Schritten in das Naturgeschichtliche eines englischen Gartens träte, – wenn sein Ohr, ohne Zwischenseiten, plötzlich vom Schlangengezisch des Rouletts zum Gemurmel eines Springquells, von den giftigen Locktönen einer Königin der Nacht zu den unschuldigen Liedern der Nachtigallen überspränge; wenn sein Gefühl aus der breiten Sonnenfläche, worauf die, gleich Grenadieren des großen