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Seite:Meyers Universum 10. Band 1843.djvu/49

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die Früchte nicht unedler geworden, die an dem alten Stamme wachsen. Salzmann’s Geist, in seinen Kindern und Enkeln, welche der Anstalt vorstehen, oder ihr als Lehrer dienen, gleichsam verjüngt, ist die verhüllte Ursache des rüstigen Fortbestehens dieser Anstalt, der Urquell ihrer Lebensfrische, die Seele ihres Wirkens, der Grund ihres dauernden Gedeihens.

Schnepfenthal liegt in jener reizenden Gegend des Thüringer Waldes, deren Schilderung ich in einem frühern Bande (V. Band, Seite 25) unter der Aufschrift Reinhardsbrunn versuchte. Die Gebäude der Erziehungsanstalt stehen auf einem Hügel und hüten gleichsam den Eingang des Reinhardsbrunner Thals, von dessen Rande sie weitweg auf Thüringens Ebene schauen.

Salzmann, der mit Basedow in Dessau zusammen gewirkt hatte, gründete die Anstalt 1784 mit Unterstützung des einsichtsvollen Beförderers so vieles Guten, Herzogs Ernst II. von Gotha. Er kaufte den damals öden Hügel und begann die Errichtung der Institutsgebäude, welche, allmählig vielfach erweitert, vor einigen Jahren zu der schönen Gruppe vereinigt wurden, die wir auf dem Bildniß überschauen. Anmuthige Gartenanlagen umgeben sie von drei Seiten; ein Gehölz dicht daneben enthält die zu den Turnübungen nöthigen Anstalten, für welche, bei schlechtem Wetter, auch die verdeckte Reitbahn dient. Das Hauptgebäude enthält die Lokalitäten der Erziehungsanstalt: die Lehrzimmer, Speise- und Schlafsäle, die Kapelle, naturhistorische und andere Sammlungen; ferner die Wohnung des Direktors (Salzmanns, des Sohnes,) und seiner Familie. – In dem zunächst stehenden Gebäude wohnen die Lehrer. Es sind deren Zwölf; Verwandtschaft und innige Freundschaft knüpft sie zu einer Familie zusammen, in welcher reine Sitte, edle Gesinnung und das Bewußtseyn der Größe der übernommenen Pflichten für den gemeinschaftlichen Erziehungszweck gute Früchte tragen. Der Mittelpunkt dieses schönen Verhältnisses ist der Direktor, den alle Zöglinge mit „Vater,“ wie seine Gattin mit „Mutter“, anreden. In die ökonomischen Geschäfte der Anstalt (außer den 40 Zöglingen, die gewöhnlich da sind, macht das Lehrerpersonal, ihre Familien, Gesinde und Dienerschaft auch etwa 50 Personen aus,) theilen sich Gattin und Schwester des Direktors. Ihre Hände versorgen die Tafeln mit guter, einfacher Kost, eine treffliche Quelle vor dem Hause gibt den gesündesten Trank. Nur bei festlichen Gelegenheiten empfängt jeder Zögling ein Glas Wein.

Der Kreis der Schnepfenthaler Zöglinge gehört theils den höhern, durchgängig den gebildeten Ständen an, und selbst fürstliche Knaben fanden hier zuweilen das Glück einer guten Erziehung. Es erhalten die Eleven keine eigentlich gelehrte, aber eine sehr umfassende Schulbildung, welche sie befähigt, bei ihrem Abgang entweder die obersten Klassen eines Gymnasiums, oder einer Realschule, oder auch die Universität mit Nutzen zu besuchen, oder in das praktische Geschäftsleben überzugehen. Eine wahre Lust ist es, diese muntere, lebensfrische Jugend