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Seite:Meyers Universum 10. Band 1843.djvu/35

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CCCCXXVIII. Sheffield in England.




Aus den Trümmern der Vorwelt wuchs die jetzige Erde hervor; aus den Gräbern ausgestorbener Geschlechter erhob sich das ewig unsterbliche Leben; aus der verborgenen Tiefe stieg die bildende Kraft zum Licht herauf, von ihrem ersten Erzeugniß, dem Krystall, bis zu ihrem jüngsten und höchsten, dem weltbeherrschenden Menschen. Wie die Erdgeschichte, so ist die Geschichte der Menschheit. Der erste Menschenkern voll schlafender Kräfte zersplitterte sich im Laufe der Generationen, zahllose Individuen entstanden, sie nahmen unter den Einwirkungen der verschiedenen Ortsverhältnisse neue Formen, mit diesen neue Eigenschaften an. Das Gleichartige gesellte sich, gestaltete sich zu gesondertem Ganzen. Das organische Völkerleben wurde entzündet, es entwickelte sich von Stufe zu Stufe. Die Bildung und ihre eigenthümliche Kraft besiegte die rigide Masse, und die Kultur gelangte in ihren Repräsentanten, den kulturreichsten Nationen, allmählich zur Herrschaft im weiten Hause der Menschheit. Unter ihrem Walten und ihrem Einflusse erwachen selbst leblos und gestorben scheinende Völker zu neuer Thätigkeit, regen sich zahllose, ruhende Kräfte, erlangt der Menschengeist den höchsten Grad der Erregung, steigert sich sein Schaffungsvermögen, werden seine Erzeugnisse immer gewaltiger und colossaler, gebietend über Stoff, Raum und Zeit.

Englands Volk – mag es der Stolz anderer Völker leugnen! – ist die erste Nation der Welt. Unermeßlichkeit ist ihr Streben, Universalität ist ihr Einfluß, und ihr Interesse umspannt nicht nur das Erdrund, es ist in jedem Winkel der Meere wach, lebendig und thatenvoll. Sein grenzenloser Egoismus wird, eben weil er keine Grenzen hat, zu einer eignen Art Cosmopolitismus. Es gibt keinen Hafen, keine Bucht der Meere, wo die britische Flagge nicht wehte; kein Land, wo nicht Englands Boten und Geschäftsträger eine Rolle spielten; es gibt kein Produkt und keine Waare, weiches ihm nicht zu einem Mittel diente für Tausch und zur Vermehrung seines Reichthums. Seinen Unternehmungs- und Spekulationsgeist scheucht kein Aufwand von Capital, keine Entfernung des Orts, keine Gefahr und Mühe zurück. Englands Handel, an dessen Hand Civilisation und Freiheit über die Erde schreiten, ist, sowohl seinem Bestande, als seinem Wirken nach, das erstaunenswürdigste Wunder der menschlichen Kultur und zugleich ihre festeste Stütze. Seine Etablissements zu Land und zu Wasser, seine Verträge mit allen Völkern, die Anzahl der Arme, die er beschäftigt, die Größe