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Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zehnter Band |
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des Raums den heiligen Heerd, wo die Priester den Göttern opferten; Andere halten sie für Orte, wo die Häupter des Volks das Volk versammelten, Recht sprachen und über seine Angelegenheiten beratheten. – Denkmäler gleicher Form gibt es zwar mehre in England und Schottland; keins aber ist so groß, als das von Stonehenge, auf welches der Reisende mit um so größerer Bewunderung hinblickt, wenn er die Mittel erwägt, die Denen zu Gebote standen, welche ein so ungeheures Werk zu Stande brachten.
an der Straße über den Mont Cenis in den Alpen.
Es liegt in der Natur des Kleinen und Gemeinen, daß es alles Große und Außerordentliche, zu dem es sich nicht erheben kann, zu sich herabzuziehen sucht. Bis zum Höchsten, was die Menschheit ehrt und die Geschichte kennt, hat die Schlange der Verleumdung sich kriechend und schleichend hinaufgewunden, um es mit ihrem Gifte zu bespritzen. Für die Wahrheit dieses Satzes Zeugen aus allen Zeiten aufzurufen, wäre ein Leichtes. Hier sey nur Einer genannt: – Napoleon. –
Als dieser Herkules der Neuzeit das wilde Roß der Revolution bestiegen und von ihm herab der erstaunten Welt die Commandoworte zudonnerte, welche so viele Jahre lang ihren Gang leiteten und dem Strome der Geschichte sein Bett anwiesen: wie sank da Alles um ihn, vom Fürsten bis zum Bettler, in den Staub und ehrte ihn wie einen Gott. Und als er, Unerreichbares zu erklimmen trachtend, herabgestürzt wurde von Gotteshand – wie hat man ihn dann behandelt! Aber so ist und so war er immer, der gemeine, schlechte Haufen in Lumpen und in Purpur. Er kennt keinen andern Götzen, als den Erfolg. Nach solchem betet er an, oder ruft Kreuzige! – Nicht so der edlere Mensch. Dieser richtet seine Mitmenschen nach ihrem Streben und nach den von ihnen dabei angewendeten Mitteln; er wägt ihre Thaten auf der Wage der Tugend und des Rechts und spricht darnach sein Urtheil. Vor einem solchen Richter erscheint Napoleon groß im Beginn, klein und verwerflich im
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zehnter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1843, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_10._Band_1843.djvu/219&oldid=- (Version vom 16.2.2025)