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Seite:Meyers Universum 10. Band 1843.djvu/150

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der starre, unbewegliche Fels und die leichten, vorüberziehenden Wolken sind lauter Gegensätze, die sich gegenseitig zur Folie dienen und verschönern.

Ungern reißt man sich los von dieser Stelle, wenn der Führer mahnt, daß noch Schöneres zu sehen sey. An einer wilden Felsschlucht vorüber, in die man nicht ohne Grauen hinunter sehen kann, tritt man durch den etwa 15 Fuß hohen und breiten Eingang in ein Steingewölbe, das mit jedem Schritte, den man vorwärts thut, sich immer kühner erweitert und erhöht, bis es, nach einer Länge von wenigstens sechzig Fuß, an einem steilen, tiefen Abgrund mit einem hohen, prächtigen Bogen endigt, dessen Umriß der aufgeregten Phantasie ein neues, großes Feld eröffnet. Da steht man nun und irrt mit seinen Blicken bald an den grotesken Wänden des düstern Gewölbes umher, bald in der weiten Ausdehnung des tiefen, waldigen Habichtsgrundes, bald auf der zackigen Kontour des gegenüberliegenden Winterbergs, und fühlt sich überschwenglich belohnt für die Mühe des zurückgelegten Wegs. Die Aussicht ist zwar an dieser Stelle beschränkt; aber Keiner wird dies anders wünschen. Eben diese hohe, prunklose Einfachheit der Vista gehört recht eigentlich für das immer offne Fenster dieses Felspalastes. Jede größere Ferne, jedes Hüttchen im Thale nähme dem Feierlichen und Abgeschiedenen des Orts etwas von seinem Reize.

Genug. Wollte ich alle Nalurschönheiten der Schandauer Gegend anführen, so müßte ich mich zu einem Führer für die sächsische Schweiz aufwerfen: und das wird mir der Leser gern erlassen.