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Seite:Meyers Universum 10. Band 1843.djvu/146

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ungenirt, als wie im Garten des Palais Royal, und ein Anderer, auf sein Rohr gelehnt, lorgnettirt die weiblichen Gestalten und denkt an andere Dinge, als an’s Beten. Laut schwatzend kommt eine ganze Schaar aus einem der Seitenschiffe daher gegangen, und manches zweideutige Paar schlüpft um die Säulenbündel und verliert sich in des Tempels düsterste Räume. Man wird bald gewahr, daß die meisten der Anwesenden müßige Zuschauer sind, welche Zerstreuung, oder das Vergnügen suchen, und zum Tempel des Herrn gehen, wie sie auf die Boulevards, oder in das Theater gingen. Inzwischen ist die Messe zu Ende, die feierlichen Töne der Orgel schwellen, ermatten, verstummen; die Priester und Chorknaben verschwinden; die Stühle werden leer, das Rauschen der Menge wälzt sich den Pforten zu; ein Licht nach dem andern erlischt, einsames Geflüster und leise Fußtritte werden hörbar, bis auch Beides verstummt. Leer ist die Kirche, leer sind die Stühle, nur das Mondlicht belebt die feierlichen Räume mit seinen stummen Schatten, bis, nach Verlauf weniger Stunden, das nämliche Schauspiel, die nämliche Darstellung sich erneuert.