Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Erster Band | |
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wohl eher verliert er seinen Kopf, als daß er ihn seinem Volke zurecht setzt. – Don Pedro’s Thun ist ein göttliches, ja! – ein Wassertragen mit den Töchtern des Danaus. Er hat vergessen, daß, wenn, wie Byron meint, Europa ein Zuchthaus ist, das Stück vom Welttheil, das jenseits der Pyrenäen liegt, ein Korrektions- und Irrenhaus zugleich ist. Die Rotte der Gaukler, Gauner und Heuchler, der dortigen Völker Lehrer und Heilige, haben seit anderthalb Jahrtausenden an ihnen abgerichtet, sie zur dummen Viehheerde zu machen; und was Erziehung, Gesetze, Aberglaube und Fanatismus durch 50 Generationen störungslos hervorgebracht haben, das schafft man im Nu nicht um mit einem „Ich will!“ Don Pedro denkt, er habe mit einem unvernünftigen Wesen zu thun; er befiehlt dem kriechenden Volke aufrecht zu gehen – und siehe! der Pudel erhebt sich und macht gravitätisch seinen Pas. Aber täuschen wir uns nicht; es ist doch nur ein Pudel auf 2 Beinen und der steht weder lange, noch fest. Wer brachte noch je aus einer tauben Nuß einen gesunden Kern? Die Zähne kann man sich d’ran stumpf beißen, aber mit dem Kern ist’s nichts. Das portugiesische Volk und das spanische sind eher und leichter neu zu machen, als auszubessern. Dem Regenten Portugals geht’s wie dem Auszehrenden, der an Genesung glaubt, wo die Todesgefahr am nächsten ist. Die Zeit wird’s lehren, daß ich recht habe.
Und doch wird es besser mit den Menschen! Wohl möcht’ ich es manchmal, übermannt von der Unzufriedenheit mit der Gegenwart, vom Anblick der Masse des Elends und Jammers, die mich umgibt, betäubt und befangen, vom Grimm über die Siege des Bösen und das Triumpfgeschrei seiner Anhänger und Jünger aufgereizt, verläugnen; aber das Zeugniß der Thatsachen und der Vernunft, und die Stimmen der Gräber und der Monumente straft mich Lügen.
Allerdings gibt es Länder, die nicht mehr sind, was sie in gewissen Epochen waren; Aegypten, Persien, Klein-Asien, Griechenland, Rom, – ihre Ruinen rufen über die Gegenwart Wehe! wenn aber der Geist untersuchte, worin selbst damals die Weisheit und Glückseligkeit ihrer Einwohner bestand, so würde er finden, daß ihr Glanz
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Erster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen und New York 1833, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_1._Band_1._Auflage_1833.djvu/170&oldid=- (Version vom 10.6.2024)