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Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/310

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Holzbild wurde gefunden; aber er gerieth nicht darüber in Zorn, denn er fürchtete die Grunzau viel zu sehr.

Diese erfuhr sehr bald was vorging, schoß wüthend in das Zimmer des Königs, lärmte, raste, drohete fortzureisen und setzte den schwachen König so in Furcht und Zittern, daß er seine unglückliche Tochter dem bösen Drachen auslieferte, der sie in den armseligsten Kleidern in einen dumpfigen Keller schleppen ließ, wo sie nichts hatte als schwarzes Brodt und Waßer und etwas Stroh zum Lager.

Die unglückliche Viola dachte, sie sollte hier ihr Leben verjammern, aber sie hatte doch das Herz nicht ihren Geliebten um Hülfe anzurufen, denn es schien ihr, er müße zürnen, denn sie sei seinen Wünschen zu sehr entgegen gewesen.

Aber der Grunzau war es nicht darum zu thun, die Prinzeßin eingesperrt zu halten, sondern sie suchte Ursach dieselbe täglich zu schlagen. Sie ließ eine alte Zauberin kommen und berathfragte sich mit ihr. Diese brachte ihr am andern Morgen ein ungeheures Bund Garn, deßen Faden so fein waren, daß man sie hätte zerblasen[1] können, und waren dabei untereinander gewirrt. Mit diesem Garn sperrte die böse Stiefmutter die unglückliche Viola in eine entlegene Kammer, und sagte: „Hier, Jungfer Taugenichts, ist ein wenig Arbeit für deine zarten Finger. Ist das Garn nicht vor Sonnenuntergang ganz aufgewunden[WS 1] oder ist nur ein einziger Faden davon zerrißen, so will ich dich so zerhauen laßen, daß die Stücken von deinem Leib herabfliegen sollen. Ich will dich lehren wider meinen Willen wieder aufzuleben.“

Was half es, daß Viola klagte und jammerte; sie mußte sich ja doch an die Arbeit machen. Aber kaum hatte sie einige


  1. Verbeßerungen S. 471: st. zerblaßen l. zerblasen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage. aufgewun-