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Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/305

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verwandelt, und den alten häßlichen Weibern allzumal die Augen verblendet. Sie dachten mit Ruthen gehauen zu haben!

„O Holdherz, seufzte Viola, als sie unter Schimpfen zur Thür war hinausgestoßen worden; ich weiß, was ich dir schuldig bin. Mein Herz soll dir dafür ewig verbunden sein!“

Viola stellte sich sehr krank, und Grunzau war so froh darüber, daß sie bald wieder heil wurde. Viola aber hatte daran einen sehr glaublichen Vorwand, den widrigen Hochzeitfeierlichkeiten sich zu entziehen.

Da der König wohl wußte, daß der böse Drache, der nun sein ehelich Gemahl war geworden, eben so mit aller Gewalt schön sein wollte, als er dagegen verlangte reich zu sein, ließ er das Drachengesicht von seinen Malern abkonterfeien und in alle Länder versenden. Aber obwohl all die Maler ihr Bestes gethan hatten, das häßliche Gesicht ein wenig erträglich zu machen, wurde dennoch an allen Königs und Fürstenhöfen darüber gelacht. Die Grunzau aber freuete sich, daß ihre Schönheit aller Welt bekannt würde.

Und als der König nun gar ein Kampfspiel halten ließ, worin vier der stärksten, aber nicht der besten Ritter seines Hofes verfechten mußten, die Gemahlin des Königs sei die Schönste der Erden, da war sie sehr glücklich. Der König hatte den Tag des Kampfspiels beniemt, und viel Ritter waren von fremden Ländern und Orten gekommen, aber Keiner wollte gegen die Ritter der Grunzau kämpfen, denn die Gekommenen sagten ziemlich laut, hier sei keine Ehre zu holen; man würde sie ja Zeit Lebens verspotten, wenn sie nur eine Lanze gegen die Schönheit eines Ungeheuers einlegen wollten. Jedermann sahe ja auf den ersten Blick, wie grundabscheulich sie sei.

Die Königin saß unweit des Kampfplatzes unter einem prächtigen Thronhimmel und sie war anfangs gar höchlich betroffen, daß