daran zu zweifeln, trotzdem er doch wusste, wie sehr sie ihn liebte.
Ja, wusste er es denn? Hatte er denn eigentlich einen vollgiltigen Beweis für ihre Liebe?
O pfui! dass er so denken konnte! hätte sie ihn dann geheiratet? Wie weit war es schon mit ihm gekommen ..., wohin verirrten sich seine Gedanken?
Wie Pilze, die man hundertmal zerstört, und die immer wieder emporwuchern, weil der Boden nun einmal versumpft und günstig dafür ist, so erhob der Dämon des Zweifels immer wieder den Kopf, und flüsterte ihm Dinge zu und machte seine Seele blind, so dass seine Augen nicht mehr ungetrübt blickten.
Seine Seele war krank, unheilbar krank. Er war schon zu alt geworden, um alles das ausrotten zu können, was sich da in langen Jahren eingenistet hatte.
Jetzt erst kam es ihm zum Bewusstsein, wie sehr die Reinheit seines Herzens gelitten hatte durch die jahrelangen geheimen Kränkungen, die er erfahren, und wie einsam und dunkel es in seiner Seele gewesen, weil ihm die Sonne der Liebe gefehlt hatte!
Und so schlimm wucherten die Pilze in seiner Seele, dass er sich einen Augenblick
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/91&oldid=- (Version vom 10.11.2016)