die ihn mit feinen, aber zähen Fäden kettete? War es eine ganz, ganz heimliche Hoffnung, die sich noch irgendwo tief in einem Winkel seines Herzens verborgen hielt? – – –
Er scheute die Antwort.
Man hatte ihm nahe gelegt, seinen Reichtum und seine Kräfte, da er ja voraussichtlich doch immer Junggeselle bleiben würde, in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.
Aber er pfiff auf die Allgemeinheit.
Ihm däuchte es tausendmal begehrenswerter und befriedigender, ein einziges Wesen, das er liebte und das ihn liebte, glücklich zu machen, als eine undankbare Menge durch philanthropische Thaten zu beglücken.
Was kam dabei für den einzelnen heraus? Nichts!
Nein, einer einzigen Person notwendig, unentbehrlich sein, ihr ganzes Glück ausmachen – das war es, was er erträumte und heiss ersehnte …
Die dunklen Augen des Sinnenden nahmen einen unendlich träumerischen, weichen Ausdruck an, sein Körper erstarrte unter diesem Traum von Glück und Liebe, und seine Seele schien weit, weit fort. – – –
Hennie Raché: 'Liebe. Roman.'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/12&oldid=- (Version vom 17.10.2016)