Es war ein schöner Sturm, der mich getrieben,
Er hat vertobt, und Stille ist geblieben.
Scheintodt ist alles Wünschen, alles Hoffen;
Vielleicht ein Blitz aus Höh’n, die ich verachtet,
Hat tödtlich meine Liebeskraft getroffen,
Und plötzlich ward die Welt mir wüst, umnachtet;
Vielleicht auch nicht; – der Brennstoff ist verzehrt,
Und kalt und dunkel ward es auf dem Herd.
Einst über einer Heid’ in dunkler Nacht
Sah ich den Himmel glühn in rother Pracht,
Als flammt’ in Lüften hoch ein Meteor,
Und als ich näher käm, war’s brennend Rohr;
Und als die Binsengluth in Asche fiel,
War schwarz der Himmel, aus das Farbenspiel.
So ist vielleicht der Liebe Zauberei
Nur Himmelswiderschein vom Erdenbrand,
Und wenn der Stoff verzehrt in Asche schwand,
Ist auch das Rosenspiel der Nacht vorbei.
Marcello.
Einst hört’ ich anders dich die Liebe schildern;
Denkst du des Rittes noch zur Abendstunde,
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/88&oldid=- (Version vom 23.4.2023)