Daß meine Arme dauernd dich umstricken,
Durch jene Wonne schlich ein leises Bangen.
Ich hab’s gewagt, mein Herz dir aufzuschließen,
Und in den schalen, herben Erdentagen
Rasch eine Stunde Himmel zu genießen;
Die Stunde floh und still will ich’s ertragen.
Ein Himmel war’s, worin ich flüchtig schwebte,
Wenn auch durch meine höchsten Wonnen immer
Die bange Ahndung des Verlustes bebte;
Doch, Juan, fahr’ wohl! doch weinen werd’ ich nimmer
Mein Herz wird die Erinnerung behalten,
Bis über ihm sich starr die Hände falten.
O! keinen frohern Himmel kann es geben,
Als dessen ich genoß im Erdenleben,
Denn jeder Himmel weiß, nicht blöd berückt,
Daß unter ihm in Leid die Hölle zückt.
Don Juan.
So lebe wohl! es sey auch dies empfunden,
Zu scheiden, eh die Reize noch geschwunden;
Unaufgenüchtert soll mein Herz noch rauchen,
Um in den neuen tiefern Rausch zu tauchen.
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/55&oldid=- (Version vom 22.4.2023)