Wie mag den armen Mönchen seyn zu Muth,
Wenn der Naturschrei weckt verhaltne Gluth?
O finstrer Wahnsinn! blutendes Entsagen,
Wo rings des Gottes warme Pulse schlagen!
(Zu den Mädchen.)
Ihr Dirnen, seyd des Schwankes nun gewärtig.
Ihr folgt in’s Kloster mir als mein Geleite,
In Pagenkleidern, knapp geschnürt und bärtig,
Das Haar im Wulst, den Degen an der Seite.
Laßt eurem Aufzug gleichen Blick’ und Worte,
Und reitet männlich sittig durch die Pforte.
Erst, wenn wir mit den Mönchen Tafel halten,
Und ich zum Zeichen in die Laute greife,
Dann hat der Schwank zum Ausbruch seine Reife,
Ihr mögt allmählig, was ihr seyd, entfalten.
Wie will ich mich gaudiren an den Pfaffen,
Wenn sie erliegen euren süßen Waffen,
Wenn scherzend ihr Gelübde treibt zu paaren,
Daß helle Flammen aus den Kutten fahren,
Und in des Klosters Taumeln zum Ergetzen
Streng tobt des Abts ohnmächtiges Entsetzen.
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/32&oldid=- (Version vom 27.11.2022)