Zum Inhalt springen

Seite:Lenau - dichterischer Nachlass, 1858.djvu/26

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
6

Die schönste Frau entzückt mich ohne Dauer,
Der Reize tiefster, bald erschöpfter Bronnen
Verweist den Durst hinweg nach neuen Wonnen,
Besitz erzeugt mir Leere, öde Trauer.

Diego.
Wohin verirrt der Flug sich deiner Sünden!
Kannst du auch nur Ein edles Weib ergründen?
Ein ewiges Gesetz, den Frevel richtend,
Gebeut: willst du dein Erdenloos bestehen,
Mußt du geschlossnen Auges und verzichtend
An manchem Paradies vorübergehen.

Don Juan.
Ein anderes Gesetz mein’ ich zu spüren,
Es heißt mich meiner Manneskraft vertrauen,
Und sprengen kühn des Edens feste Thüren,
Den Cherub an der Pforte niederhauen.

Diego.
O Thor! dir droht die bitterste Verarmung;
Ein Bettler wirst du in den Abgrund schwanken;

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/26&oldid=- (Version vom 27.11.2022)