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Seite:Leipziger Kunstblatt Dresdner Kunstausstellung 1817.djvu/8

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Einige Worte über die diesjährige Dresdner Kunstausstellung im August 1817.
II.
(Beschluss.)


Julius Schnorr hatte zwei historische Stücke, in Oel gemalt, gegeben, den Sechskampf der Christen und Heiden, nach Ariost, von dem schon vorm Jahre die Zeichnung ausgestellt war, und den Besuch des Zacharias und der Elisabeth bei der Madonna mit dem Christkind und Joseph. Ueber beide läßt sich recht viel Gutes sagen, und beide bezeichnen ein Talent, das in einer guten Unterweisung auferzogen, sich nun in eignen Schöpfungen ergeht. Daß da nach der heutigen Tendenz leicht etwas von der Manier der vorraphaelischen Schule mit unterläuft, und der späteren Muster gediegene Freiheit nicht selten unbeachtet bleibt, weil man glaubt, es sey kindlicher, frömmer, in jene lineare Beschränktheit und allegorisirende Weise sich zu versenken, ist man nun einmal jetzt gewohnt, und es erwächst vielleicht nur aus einigen neuerdings ausgesprochnen, goldnen Worten Göthe’s etwas Hoffnung zur Besserung. Diesen Tadel finde ich besonders beim zweiten Gemälde anwendbar, glaube aber doch, daß man sich eines solchen jungen Künstlers herzlich freuen, und ihm und der Kunst Glück zu seiner Wanderung nach Rom wünschen müsse, wo der wahre Geist ihm schon die Weihe geben wird. Eine solche möge auch der recht talentvolle Tischbein erhalten, der in einer Madonna recht gute Einzelnheiten gezeigt hat, und mehr noch, als Schnorr, sich hinneigt zu einer Vorschule, welche spätere Kunstheroen siegreich bei weitem überschritten haben.

Noch ist von Ludw. Ferdinand Schnorr eine recht artige Federzeichnung, Götz von Berlichingen darstellend, als eigne Erfindung ausgestellt, die auch diesem Sprößling der lieben Künstlerfamilie Lob erwerben muß; und endlich dürfte wohl des Prof. Seidelmanns Madonna mit dem Kinde, trefflich in Sepia getuscht, mehr eigne Arbeit und eignes Verdienst, als nach Mengs geschaffen, hieher zu rechnen, und zur Ungebühr von mir an den letzten Ort gestellt seyn.

Und so bemerke ich doch jetzt erst, da ich namentlich aufführe, daß die dießjährige Ausstellung nicht so arm an historischen Werken eigner Erfindung ist, als ich anfangs wähnte, und finde auch dadurch meine Idee bestätigt, daß nur mit einiger Aufmunterung für die dichtenden Maler oder Zeichner bald recht sehr viel Gutes ins Daseyn gerufen werden könnte.

In der Landschaftlichen Schöpfung errang auch dieses Mal, wie gewöhnlich, der erfreulich thätige Veteran Prof. Klengel, den Preis, ein wahres Vorbild, daß die Kunst nie altert, und dem, der ihr recht treu anhängt, die letzten Lebenstage eben so schmückt, wie die Jünglingsstunden. Neun größere und kleinere Landschaften von eigner Erfindung gab der liebe Künstler, und wenn ich unter ihnen, welche sämmtlich seinem wohlerworbenen Ruhme angemessen waren, nun einmal eine als die vorzüglichste nennen sollte, so würde ich die herbstliche der Erdäpfelerndte auswählen, welche an Wahrheit und Klarheit trefflich ist. Seine Schüler, Karl G. Traugott, und Joh. Theod. Euseb. Faber haben auch manches Gute geliefert, besonders der erste eine brave Fischerei. Unter den Dilettanten dürfte wohl selten ein so genialer Meister aufgefunden werden, als ein D. Carus, welcher durch zwey große und drei kleinere Landschaften den schon bei der vorigen Ausstellung erworbnen Ruhm nur noch immer mehr erhöht hat. Die zwei größern sind Theile eines biblisch landschaftlichen Cyclus, und stellen die

Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Einige Worte über die diesjährige Dresdner Kunstausstellung im August 1817. F. A. Brockhaus, Leipzig 1817, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leipziger_Kunstblatt_Dresdner_Kunstausstellung_1817.djvu/8&oldid=- (Version vom 21.9.2024)